Ohne Pass, Urlaub ade?
Wie unser Reporter in kürzester Zeit einen Reisepass für seine Tochter bekam
Es hat geklappt. Wenige Tage vor der Reise in den Urlaub hält unsere vierjährige Tochter ihren ersten Reisepass in der Hand. Ausgestellt im Bürgeramt an der Hugo-Cassirer-Straße in der Spandauer Wasserstadt. Schöne Ferien wünschte die nette Sachbearbeiterin dort ebenfalls noch.
Eigentlich ist so eine Dienstleistung eine Selbstverständlichkeit und nicht der Rede wert. In Berlin aber doch. Die Hauptstadt steht eben nicht im Ruf, schnell und unbürokratisch Passprobleme lösen zu können.
Wir haben den Klassiker vieler Urlaubsreisender erlebt. Die Ferien in Italien rückten näher. Knapp drei Wochen vor Abfahrt stellten wir fest, dass unsere Tochter noch keinen Pass hat, den sie aber jenseits der Grenzen benötigt, wo damit die Elternschaft einer Minderjährigen nachzuweisen ist.
In anderen Bundesländern bliebe nun genug Zeit, einen Pass ausstellen zu lassen. Freunden in Brandenburg gelang es selbst zwei Tage vor der Reise nach Dänemark noch Pässe für ihre Töchter zu erhalten.
Wer in Berlin auf den Internetseiten der Bürgerämter einen Termin buchen möchte, sieht dort freie Kapazitäten frühestens nach vier oder noch mehr Wochen. Als wir Ende Juni suchten, gab es die erste Möglichkeit Mitte August. Da wären wir längst aus dem Urlaub zurück gewesen.
Leute, die viel Zeit mitbringen, flexibel und schnell sind, haben jetzt dennoch eine Chance, einen Termin zu ergattern. Jeden Tag stellen die Bürgerämter kurz nach 9 Uhr die Termine online, die zuvor abgesagt wurden. Häufig müssen diese Termine in spätestens einer Stunde wahrgenommen werden. Von Spandau zum Bürgeramt nach Hellersdorf ist das nicht zu schaffen. Zum Überlegen bleibt auch keine Zeit. An einem Morgen wurde ein Termin drei Tage später im Rathaus Schöneberg angezeigt. Sofort geklickt, aber doch zu spät. "Der Termin wurde bereits von einem anderen Kunden gebucht", war die Antwort.
Nach einigen Tagen und mehreren gescheiterten Versuchen griffen wir zwei Wochen vor Urlaubsantritt nach dem letzten Strohhalm und suchten das Bürgeramt direkt auf. Vor dem Eingang des Bürgeramtes im Rathaus Spandau stand ein halbes Dutzend Menschen. Alles dringende Fälle. Die Schlange löst sich aber relativ schnell auf. Ein Mann zeigte immer wieder auf ein Papier, auf dem ein Termin für 12 Uhr verzeichnet war. Die Uhrzeit stimmte, aber nicht der Ort. Er war für die Mittagsstunde ins Bürgeramt Lichtenberg bestellt. Aber auch ihm wurde hier geholfen.
In weniger als zehn Minuten war das Ende der Schlange erreicht und die Sachbearbeiterin stellte erstaunt fest: „Noch fast 14 Tage bis zum Beginn der Reise? Na, da haben Sie ja noch Zeit." Sie befragte ihren Computer und bot mehrere Termine wenige Tage später im Bürgeramt in der Wasserstadt an. Auch dort, in der Hugo-Cassirer-Straße verlief die Passausstellung dann genauso freundlich und entspannt ab, als wären die Probleme der Berliner Bürgerämter überhaupt kein Thema.
Es findet sich also auch in Berlin ein Weg in die Bürgerämter, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Digital führt eben nicht immer schneller ans Ziel. In unserem Fall hat die persönliche Terminvereinbarung den Italien-Urlaub gerettet.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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