Ohne Pass, Urlaub ade?
Wie unser Reporter in kürzester Zeit einen Reisepass für seine Tochter bekam

Urlaubsfreuden dank vorläufigem Reisepass ausgestellt im Bürgeramt Spandau. | Foto: Thomas Frey
2Bilder
  • Urlaubsfreuden dank vorläufigem Reisepass ausgestellt im Bürgeramt Spandau.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Es hat geklappt. Wenige Tage vor der Reise in den Urlaub hält unsere vierjährige Tochter ihren ersten Reisepass in der Hand. Ausgestellt im Bürgeramt an der Hugo-Cassirer-Straße in der Spandauer Wasserstadt. Schöne Ferien wünschte die nette Sachbearbeiterin dort ebenfalls noch.

Eigentlich ist so eine Dienstleistung eine Selbstverständlichkeit und nicht der Rede wert. In Berlin aber doch. Die Hauptstadt steht eben nicht im Ruf, schnell und unbürokratisch Passprobleme lösen zu können.

Wir haben den Klassiker vieler Urlaubsreisender erlebt. Die Ferien in Italien rückten näher. Knapp drei Wochen vor Abfahrt stellten wir fest, dass unsere Tochter noch keinen Pass hat, den sie aber jenseits der Grenzen benötigt, wo damit die Elternschaft einer Minderjährigen nachzuweisen ist.

In anderen Bundesländern bliebe nun genug Zeit, einen Pass ausstellen zu lassen. Freunden in Brandenburg gelang es selbst zwei Tage vor der Reise nach Dänemark noch Pässe für ihre Töchter zu erhalten.

Wer in Berlin auf den Internetseiten der Bürgerämter einen Termin buchen möchte, sieht dort freie Kapazitäten frühestens nach vier oder noch mehr Wochen. Als wir Ende Juni suchten, gab es die erste Möglichkeit Mitte August. Da wären wir längst aus dem Urlaub zurück gewesen.

Leute, die viel Zeit mitbringen, flexibel und schnell sind, haben jetzt dennoch eine Chance, einen Termin zu ergattern. Jeden Tag stellen die Bürgerämter kurz nach 9 Uhr die Termine online, die zuvor abgesagt wurden. Häufig müssen diese Termine in spätestens einer Stunde wahrgenommen werden. Von Spandau zum Bürgeramt nach Hellersdorf ist das nicht zu schaffen. Zum Überlegen bleibt auch keine Zeit. An einem Morgen wurde ein Termin drei Tage später im Rathaus Schöneberg angezeigt. Sofort geklickt, aber doch zu spät. "Der Termin wurde bereits von einem anderen Kunden gebucht", war die Antwort.

Nach einigen Tagen und mehreren gescheiterten Versuchen griffen wir zwei Wochen vor Urlaubsantritt nach dem letzten Strohhalm und suchten das Bürgeramt direkt auf. Vor dem Eingang des Bürgeramtes im Rathaus Spandau stand ein halbes Dutzend Menschen. Alles dringende Fälle. Die Schlange löst sich aber relativ schnell auf. Ein Mann zeigte immer wieder auf ein Papier, auf dem ein Termin für 12 Uhr verzeichnet war. Die Uhrzeit stimmte, aber nicht der Ort. Er war für die Mittagsstunde ins Bürgeramt Lichtenberg bestellt. Aber auch ihm wurde hier geholfen.

In weniger als zehn Minuten war das Ende der Schlange erreicht und die Sachbearbeiterin stellte erstaunt fest: „Noch fast 14 Tage bis zum Beginn der Reise? Na, da haben Sie ja noch Zeit." Sie befragte ihren Computer und bot mehrere Termine wenige Tage später im Bürgeramt in der Wasserstadt an. Auch dort, in der Hugo-Cassirer-Straße verlief die Passausstellung dann genauso freundlich und entspannt ab, als wären die Probleme der Berliner Bürgerämter überhaupt kein Thema.

Es findet sich also auch in Berlin ein Weg in die Bürgerämter, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Digital führt eben nicht immer schneller ans Ziel. In unserem Fall hat die persönliche Terminvereinbarung den Italien-Urlaub gerettet.

Urlaubsfreuden dank vorläufigem Reisepass ausgestellt im Bürgeramt Spandau. | Foto: Thomas Frey
Urlaubsfreuden am Strand dank rechtzeitig ausgestelltem – wenn auch vorläufigen – Reisepass im Bürgeramt Spandau. | Foto: Frey
Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 705× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 993× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 964× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.323× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.