Adventgemeinde versorgt regelmäßig Bedürftige
Schon eine halbe Stunde, bevor sich die Türen öffnen, reicht die Schlange weit nach draußen. Wenn die Adventgemeinde zweimal in der Woche Lebensmittel ausgibt, wird das Gemeindezentrum der evangelischen Freikirche am Tiefwerderweg 5 zur Armenküche der Überflussgesellschaft.
Denn wer sich hier anstellt, lebt am Rande des Existenzminimums: Familien mit Hartz IV, Senioren mit karger Rente, Langzeitarbeitslose, aber auch viele Migranten. Jeden Dienstag und Donnerstag holen sie sich in der Lebensmittelausgabe Brot, Obst, Gemüse, Konserven, Wurst und Fleischprodukte für einen Obolus von drei Euro.
Rund 50 Bedürftige kommen an jedem Ausgabetag. Der Älteste ist 83 Jahre alt, der Jüngste 23. Manchmal sind es auch bis zu 160 pro Woche, die hier in der Schlange stehen. Anders als bei der "Tafel" müssen sie in der Adventsgemeinde ihre Bedürftigkeit nicht nachweisen. "Wir nehmen hier keine Daten auf. Jeder kann kommen, von überall her", sagt Pastor Simon Rahner.
Diese zugestandene Anonymität hat auch ihren Grund. "Die Hemmschwelle ist hoch. Viele schämen sich, dass sie hier Lebensmittel abholen", sagt Veronika Rakow. Die 60-Jährige ist eine der 15 ehrenamtlichen Helfer in der Ausgabe. Mit zwei Autos holen sie die Spenden täglich von 14 Supermärkten ab und bereiten sie auf. Faule Früchte und welke Blätter findet man in der Ausgabe nicht. Dafür Beratung und Service wie im Tante Emma-Laden. Selbstbedienung gibt es nicht, aber Rezeptvorschläge und freundliche Worte.
Auf neue Helfer, die sich ehrenamtlich engagieren wollen, ist die Adventsgemeinde angewiesen. "Wir suchen vor allem Fahrer", sagt Simon Rahner. Ein normaler Führerschein reicht dafür aus. Und die Motivation, die kostenlosen Lebensmittel bei jedem Wetter abzuholen.
Wer in der Ausgabe mithelfen will, muss anpacken können, beim Auf- und Abbau helfen, die Lebensmittel sortieren, austeilen und hinterher auch putzen.
"Aber je mehr Leute wir sind, desto besser kann die Arbeit verteilt werden", sagt Veronika Rakow. Auch weitere Sponsoren werden immer gesucht.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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