Arbeiten der Kunstbastion auf der Zitadelle zu sehen
Am Eingang der Zitadelle erinnert noch immer eine Gedenktafel an August von Thümen. Der preußische Generalmajor kommandierte die Belagerung der Zitadelle ab dem 31. März 1813. Nachdem eine Kanonenkugel der preußischen Artillerie das Pulvermagazin der Zitadelle getroffen hatte, kapitulierten die dort verschanzten Franzosen am 23. April. Vier Tage später zogen sie ab. Die Niederlage der Franzosen in Spandau war eines der europäischen Vorspiele zur Völkerschlacht bei Leipzig, wo das französische Imperium als Supermacht zusammenbrach. In Spandau erinnern daran nicht nur jene Gedenktafel am Eingang der Zitadelle und die Reste des Pulvermagazins rechts hinter dem Eingang. An der Nikolaikirche steht ein von Karl-Friedrich Schinkel entworfenes Denkmal für die Gefallenen der Befreiungskriege.
Die Zitadelle wie auch das Schinkel-Denkmal waren Motive für das Jugendprojekt "Franzosen in Spandau" der Kunstbastion (Spandauer Jugendkunstschule), bei dem rund 250 Spandauer Schüler im Rahmen des diesjährigen Denkmalmottos "Unbequeme Denkmäler" Kunstwerke zu dem Thema anfertigten. In ihren Bildern rücken sie das Schinkel-Werk mit seinen Lanzen und Ritterhelmen in den Mittelpunkt von Schlachtgetümmel und Feuersbrunst. Andere rekonstruierten damalige Uniformen und Kleider, wieder andere erfanden Dialoge zwischen den damals in Spandau stationierten Soldaten.
Die Arbeiten der Kunstbastion sind noch im Rahmen eines Geschichtspavillons bis zum 5. Januar 2014 im Kommandantenhaus der Zitadelle zu besichtigen. In den Begleittexten gibt es allerdings einen Fehler. So wird der preußische Reformer Freiherr vom Stein, dem zwischen Markt und Reformationsplatz in Spandau ebenfalls ein Denkmal gewidmet ist, zu den Anhängern Napoleons gerechnet.
Richtig ist, dass Stein sogar gegen Napoleon konspirierte. So verweist der amerikanisch-englische Historiker Adam Zamoyski darauf, dass Stein in Bemühungen verwickelt war, den jüngsten Bruder Napoleons, Jérôme, der König in Westfalen war, gefangen zu nehmen, und die Bevölkerung zu den Waffen gegen Napoleon aufzurufen. Zamoyski hat mit seinem 2012 erschienenen Werk "1812" eine umfangreiche und spannend zu lesende Geschichte der Feldzüge Napoleons in Europa geschrieben, die damit auch das politische Umfeld erläutert, in dem sich die Spandauer Ereignisse vor gut 200 Jahren abspielten. (Verlag C.H.Beck, 720 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 978-3-406-63170-2).
Die gerade erschienene Schrift "Die Völkerschlacht bei Leipzig" von Hans-Ulrich Thamer (Verlag C.H.Beck, 126 Seiten, 8,95 Euro, ISBN 978-3-406-64610-2) bietet eine minutiöse Darstellung jener Schlacht, für die die Befreiung der Zitadelle im April 1813 ein Vorgeplänkel war.
In der noch bis 27. April 2014 laufenden Ausstellung zur 100-jährigen Geschichte des Rathauses Spandau hängt übrigens ein Gemälde des Zitadellen-Befreiers August von Thümen. Es ist eine Kopie, die die Malerin Anna Baensch 1913 vom Original anfertigte, und die von Thümens Enkel Major Carl von Thümen zur Einweihung des Rathauses anfertigte.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.