Heimatkundler ersteigerten Napoleons Schriftstück
Für die Heimatkundliche Vereinigung Spandau war es wie ein Weihnachtsgeschenk, allerdings eines, für das sie erheblich zahlen musste. Als der bisherige Eigentümer der Handschrift, der nicht genannt werden möchte, diese dem Wiener Auktionshaus Dorotheum zur Versteigerung übergab, informierte er zugleich Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) von der bevorstehenden Auktion. Der wandte sich sofort an die Heimatkundliche Vereinigung mit der Frage, was man da machen könne. Denn der bezirkliche Haushalt hätte das Mitbieten nicht erlaubt.
Der Vorsitzende der Heimatkundler, Karl-Heinz Bannasch, schaute nach, was die Finanzen des Spandauer Geschichtsvereins erlauben könnten und setzte sich zugleich mit dem Dorotheum in Verbindung, um eine Preisvorgabe zu erfahren. Die Aktion war erfolgreich: Für knapp 3000 Euro erwarb die Heimatkundliche Vereinigung das eng und doppelseitig beschriebene Papier.
Der Angriffsbefehl Napoleons war bis 1982 im Besitz der Nachfahren von Napoleons Generaladjutanten Henri-Gatien Bertrand, an den der Befehl gerichtet war. Dann wurde er erstmals versteigert. So gelangte er in den Besitz eines Berliners, allerdings nicht Spandauers, der damals in Paris lebte. Zwanzig Jahre später bot er das Dokument schon einmal dem Bezirk an, bekam aber keine Antwort. Als er es jetzt zur Versteigerung gab, informierte er den Bezirksbürgermeister.
Das Dokument zeigt Napoleon auf der Höhe seiner Macht. Am 14. Oktober 1806 hatte er den Preußen bei Jena und Auerstedt eine vernichtende Niederlage bereitet. Mit 20 000 Soldaten rückte er nun auf Berlin vor. Das einzige Hindernis hätte noch die Festung Spandau sein können. Doch hier waren nur 970 Soldaten stationiert, davon mehr als die Hälfte Invaliden. Schon am 25. Oktober 1806 kapitulierte der Befehlshaber der Zitadelle, Major Ernst-Ludwig von Benneckendorf. Der zahlte später teuer für seine Entscheidung. 1808 verurteilte ihn ein preußisches Kriegsgericht zum Tode. Dann wurde die Strafe in lebenslange Haft umgewandelt, von der der Offizier aber elf Jahre absitzen musste. Am 27. Oktober 1806 kam dann Napoleon selbst nach Spandau und ordnete die Herrichtung der schon lange baulich nicht mehr in Schuss gehaltenen Zitadelle an.
Wann das Schriftstück öffentlich präsentiert wird, steht noch nicht fest.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.