Rechtliche Grundlage fehlt derzeit

Spandau. Die Alternative Liste Spandau - Bündnis 90/Die Grünen (GAL) will Teile der Neustadt als sogenannte Begegnungszonen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 Stundenkilometern ausweisen. Im Verkehrsausschuss haben sich die Verordneten nun aber darauf geeinigt, die Abstimmung über den Antrag der Fraktion zunächst auszusetzen.

Nach dem GAL-Antrag soll sich das Bezirksamt dafür einsetzen, dass im Bereich Neumeisterstraße, Hedwigstraße, Lutherstraße und Jagowstraße umgehend die Begegnungszonen ausgewiesen werden. In diesen Zonen wird nicht zwischen Bürgersteig und Fahrstraße unterschieden, alle Verkehrsteilnehmer haben gleiche Rechte, in denen jedoch nach Ansicht der GAL "der Fußgänger im Mittelpunkt steht". Diese seien eine Form der Verkehrsberuhigung, mit der Straßen auf einfache Weise zu multifunktionalen Stadträumen würden. Anlass für die Vertagung der Abstimmung am 18. Oktober war ein Bericht von Tiefbauamtsleiter Michael Spiza über ein Senatsprogramm zur Einrichtung von Begegnungszonen. Über dies sei noch nicht endgültig entschieden worden, sodass derzeit gar keine rechtliche Grundlage bestehe. "Schon von daher könnte der GAL-Antrag nicht umgesetzt werden", gab Michael Spiza zu bedenken.

Für das sogenannte "Modellprojekt 5" habe Spandau zudem bereits den Bereich der Siegener Straße am Henry-Dunant-Platz angemeldet. Derzeit prüfe ein Ingenieurbüro die rechtlichen Voraussetzungen für derartige Zonen. "Selbst ein Verkehrszeichen für diese Zone gibt es noch nicht", sagte Spiza.

Den Bedenken der GAL, dass Spandau zu spät mit einem Antrag auf eine Begegnungszone kommen könnte, widersprach der Tiefbauamtsleiter. "Bei den entsprechenden Senatssitzungen ist der Bezirk durch den Mitarbeiter Andreas Hübner vertreten", sagte er. Die SPD-Verordnete Gaby Schiller beantragte daraufhin, zunächst den Bericht des Tiefbauamt-Mitarbeiters über die Sitzung im Oktober abzuwarten.

Unumstritten sind diese Begegnungszonen ohnehin nicht. So hatte der stellvertretende Vorsitzende des Allgemeinen Blindenvereins Berlin, Dr. Detlef Friedebold, nach dem Bekanntwerden des GAL-Antrags gewarnt: "Barrierefreiheit ist ein hohes Gut, man muss jedoch darauf achten, dass dadurch nicht neue Barrieren aufgebaut werden." Blinde, Sehbehinderte und Hörgeschädigte dürften durch neue Projekte nicht ausgegrenzt werden. Daher lehne der Allgemeine Blindenverein Begegnungszonen grundlegend ab. Mit der Einführung der Elektro-Autos gelte das mehr denn je, denn diese würde man nicht mehr hören und ein sicheres Überqueren einer Straße wäre dann überhaupt nicht mehr gewährleistet. Für Blinde und Sehbehinderte sei der in diesen Zonen dringend notwendige Blickkontakt nicht möglich, so Friedebold.

Michael Uhde / Ud
Autor:

Michael Uhde aus Spandau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.678× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.021× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.643× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.550× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.