Stadtrat fordert für Grünpflege höheren Stellenwert

Mit einer gesunden Portion Optimismus wirbt Stadtrat Carsten-Michael Röding für das grüne Spandau. | Foto: Ulrike Kiefert
  • Mit einer gesunden Portion Optimismus wirbt Stadtrat Carsten-Michael Röding für das grüne Spandau.
  • Foto: Ulrike Kiefert
  • hochgeladen von Ulrike Kiefert

Spandau. Die Pflege von Grünanlagen ist auf das Nötigste reduziert. Doch weil Spandau viele grüne Flecken hat, bekommt der Bürger davon meist nicht viel mit. Wo es mangelt und warum, erklärt der zuständige Stadtrat Carsten-Michael Röding im Interview mit Spandauer-Volksblatt-Reporterin Ulrike Kiefert.

Spandau gilt als grüner Bezirk. Ist der Titel noch berechtigt?

Carsten-Michael Röding: Aber selbstverständlich. Spandau besteht zu einem Drittel aus Wasser, Wald und Wiesen. Und das wird auch so bleiben.

Für die Pflege der öffentlichen Grünanlagen ist das Grünflächenamt jedoch immer weniger gerüstet. Es fehlt an Geld und Personal. Bleibt da noch Spielraum fürs Repräsentative?

Carsten-Michael Röding: Es wird tatsächlich immer schwieriger, die grünen Ecken in Spandau schön zu halten. In der Altstadt haben wir aus Geldnot die Blumenkübel um die Hälfte reduzieren müssen. Im Südpark und Wröhmännerpark pflanzen wir nur noch pflegeleichte Blumen und an vielen Straßen mussten wir die Hecken wegnehmen. Spandau hat über sechs Millionen Quadratmeter öffentliche Grünflächen und Badewiesen. Sie alle sauber, nutzbar und verkehrssicher zu halten, ist mittlerweile eine Herausforderung.

Aber niemand muss fürchten, dass ihm beim Spaziergang ein Ast auf den Kopf fällt?

Carsten-Michael Röding: Nein, natürlich nicht. Die Verkehrssicherungspflicht hat bei uns höchste Priorität. Das gilt auch für die 100 Spielplätze und 30 000 Straßenbäume, für die das Grünflächenamt verantwortlich ist. Bei den Straßenbäumen werden wir übrigens in diesem Jahr erstmals mehr nachpflanzen können als wir fällen mussten.

Würden Sie von einem desolaten Pflegezustand sprechen?

Carsten-Michael Röding: Desolat ist wohl ein zu harter Begriff. Aber ja, es wird von Jahr zu Jahr kritischer.

Woran liegt das genau?

Carsten-Michael Röding: Der Etat für die Grünpflege ist mit aktuell 1,2 Millionen Euro viel zu gering. Minimum wären mindestens 1,5 Millionen Euro. So viel Geld bräuchten wir für eine vernünftige Pflege und ich spreche hier nicht von vergoldeten Papierkörben. Auch für unsere Friedhöfe und die Baumpflege haben wir viel zu wenig Geld. Das Personal hat sich ebenfalls deutlich reduziert. Vor 15 Jahren hatten wir noch 300 Mitarbeiter. Heute sind es 136. Und bis 2016 müssen wir im Grünflächenamt noch zwölf Stellen abbauen. Dabei werden die Parks nicht weniger, im Gegenteil. In der Wasserstadt haben wir mit den Grünanlagen Havelwiesen, Maselakepark und den Ufergrünzügen rund 100 000 Quadratmeter mehr zu pflegen.

Warum bekommt der Bezirk nicht mehr Geld?

Carsten-Michael Röding: Ganz einfach, weil die Grünpflege keine Lobby hat. In Berlin sind die Haushaltsmittel konsequent gestrichen worden, vor allem für die Außenbezirke. Wir können die Pflege eines Quadratmeters Grünfläche nur 1,17 Euro ausgeben, Friedrichshain-Kreuzberg aber vier Euro. Grund ist die höhere Mittelzuweisung des Senats. Hinzu kommt, dass diese Mittel nicht zweckgebunden sind.

Was heißt, die Mittel sind nicht zweckgebunden?

Carsten-Michael Röding: Das bedeutet, dass die Mittel auch für andere Dinge ausgegeben werden können als für die Grünpflege. Und wo wie in Spandau das Geld fehlt, wird es dann eben auch im Grünflächenetat gekürzt. Darum wollen wir nicht nur eine gerechtere Verteilung der Senatsmittel an die Bezirke, sondern auch, dass sie zweckgebunden sind.

Wäre das Zentralisieren oder das Ausgliedern der Grünpflege an Fremdfirmen eine Lösung?

Carsten-Michael Röding: Nein, die Grünpflege muss bei den Bezirken bleiben, auch um ihnen nicht noch mehr Entscheidungsbefugnisse zu nehmen. Außerdem kann man vor Ort viel schneller reagieren. Und wir können auch am besten entscheiden, was wir mit dem eigenen Personal machen, und wo wir mittelständische Firmen zur Hilfe nehmen. Insgesamt muss die Pflege des öffentlichen Raumes einen höheren Stellenwert in der Politik bekommen, so wie die Bürger ihn auch erwarten.

Ulrike Kiefert / uk
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 794× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 797× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 492× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 971× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.880× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.