"Viele Eltern wissen nicht, dass es uns gibt"
Etwa 550 Kinder werden in Spandau von 167 Tagesmüttern oder Tagesvätern betreut. Der Bezirk liegt damit weit vorne. Dennoch wissen viele Eltern nur wenig über die Arbeit einer Tagesmutter und vor allem über ihre finanzielle Situation. Das wurde auf einer Diskussionsveranstaltung mit Sigrid Klebba, Staatssekretärin in der Senatsbildungsverwaltung, deutlich. Der Spandauer Bundestagsabgeordnete Swen Schulz (SPD) hatte dazu am 25. Februar rund 20 Tagespflegeeltern in das Paul-Schneider-Haus, Schönwalder Straße 23, geladen.
Schnell wurde bei der Diskussion klar, dass vor allem der massive Ausbau von Kitas den Tagesmüttern Sorge macht. Denn anders als mit Kitas und Krippen seien viele Eltern mit der Betreuungsform der Tagespflege längst nicht so vertraut. "Viele Eltern wissen gar nicht, dass es uns gibt", so die Tagesmütter einstimmig. Dabei seien sie flexibler und preiswerter als eine Kita.
Das bestätigte Petra Ellermeier, die im Spandauer Jugendamt für die Tagespflege zuständig ist. So seien die Betreuungszeiten der Tagesmütter im Bezirk berlinweit herausragend. Darüber hinaus kümmern sich die Tagesmütter auch um Kinder, die individuell gefördert werden müssen. Viele Kitas, die mit "offener Betreuung" werben, können das gar nicht leisten.
Die Tagesmütter sahen deshalb den Senat und das Bezirksamt in der Pflicht, mehr für ihre Sache zu werben, etwa bei der Vergabe von Betreuungsplätzen. "Eine Kitaplatzgarantie gibt es, aber keine Betreuungsplatzgarantie", sagte eine Tagesmutter, die sich wie ihre Kolleginnen dadurch benachteiligt sah. Staatssekretärin Sigrid Klebba versprach, das Anliegen "mitzunehmen". Das Land schätze das Angebot der Tagespflege und wolle dieses Segment mit Blick auf den Rechtsanspruch weiter ausbauen.
Auch ihre finanzielle Situation sprachen die Tagesmütter an. Die meisten arbeiten freiberuflich. Von dem Geld, das sie brutto pro Stunde und Kind verdienen, müssen sie Essen, Miete, Steuern, Sozialabgaben, Versicherungen, Spielzeug und Nebenkosten bezahlen. Dabei wissen sie nie genau, wie lange die Mädchen und Jungen bei ihnen bleiben. Manchmal haben sie auch keine Kinder, dann wieder fünf auf einmal zu unterschiedlichen Zeiten. Was die Frauen sich wünschten, war deshalb ein Tarifvertrag für ein regelmäßigeres Einkommen und damit mehr existenzielle Sicherheit.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.