Gegen häusliche Gewalt: In Spandau wurde ein Netzwerk gegründet
Spandau. Im Bezirk hat sich jetzt ein Netzwerk gegen häusliche Gewalt gegründet. So sollen Betroffene, die einen Ausweg aus schwierigen häuslichen Verhältnissen suchen, ein weitreichendes Beratungsangebot finden.
Der Anlass ist traurig: In Spandau werden immer wieder Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet. Kinder, Frauen, aber auch Männer sind in ihren eigenen vier Wänden nicht sicher, müssen physische und auch psychische Gewalt erleiden. „Dagegen wollten wir dringend etwas tun“, sagt Frank Bewig (CDU), Stadtrat für Soziales und Gesundheit. Ob solche Gewalttaten tatsächlich zugenommen haben oder aber die Gesellschaft sensibler geworden ist und mehr Fälle gemeldet werden, ist schwer zu beantworten. Klar ist aber: Betroffene brauchen ein extensives Beratungsangebot.
Darum hat sich jetzt auf Initiative des Stadtrats, der Frauenbeauftragten Annukka Ahonen und Franziska Milata vom Verein Eulalia Eigensinn das Spandauer Netzwerk gegen häusliche Gewalt gegründet. Das Ziel: Fachkräfte im Bezirk beim Thema häusliche Gewalt zu unterstützen, eine breite Öffentlichkeit zu sensibilisieren und auf Hilfs- und Beratungsangebote aufmerksam zu machen. Damit das funktioniert, sind im Netzwerk 20 Institutionen vereint, allen voran Eulalia Eigensinn als Anlaufstelle für Fälle häuslicher Gewalt und die Abteilung Soziales und Gesundheit im Bezirksamt, die dem Verein für diese Arbeit zusätzliche Personalmittel bereitgestellt hat. Weitere Netzwerkmitglieder sind die Abteilung Jugend und Bildung, das Evangelische Waldkrankenhaus, der Wirtschaftshof Spandau, das Beratungszentrum für Frauen Hinbun, Gemeinwesenvereine, der Frauenselbsthilfe e.V. und die Polizeidirektion 2.
„Jeder dieser Netzwerkpartner soll im Fall des Kontakts zu Betroffenen proaktiv auf Fachkräfte verweisen können. Damit wollen wir ein Klima schaffen, das in Spandau häusliche Gewalt an allen Stellen verurteilt“, sagt Frank Bewig, „und wir nicht nur klagen, sondern jeder von uns das nötige Rüstzeug erhält“. So können beispielsweise über den Wirtschaftshof Unternehmer für das Thema sensibilisiert werden, in Kliniken oder Vereinen alle Fachkräfte vom Sozialarbeiter bis zum Familienhelfer. „Unserer Erfahrung nach reisen betroffene Frauen nicht weit, wenn sie Hilfe suchen. Meist werden sie vom Partner überwacht oder kontrolliert. Darum sind solche Beratungsstellen überall im Bezirk wichtig“, sagt Franziska Milata. Weshalb das Netzwerk auch weiteren Mitgliedern offen stehe. Eine Idee ist, auch Wohnungsbaugesellschaften mit ins Boot zu holen. Denn Betroffene brauchen Wohnungen als Zuflucht.
Die Polizei registrierte in Spandau im Jahr 2014 mehr als 1300 Fälle von häuslicher Gewalt. Damit sind statistisch jeden Tag drei Frauen und ein Mann betroffen. Die Dunkelziffer ist aber noch weitaus höher, denn nicht alle Fälle werden auch angezeigt. Bei häuslicher Gewalt geht es nicht nur um Schläge. Häusliche Gewalt hat vielfältige Erscheinungsformen: Sie reichen von Demütigungen, Beleidigungen und Einschüchterungen über psychische, physische und sexuelle Misshandlungen bis hin zu Vergewaltigungen und Tötungen. uk
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.