„Inklusion ist ein Marathon“: Aktionsplan sieht 90 Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit vor
Spandau. Kaum ein Bezirk engagiert sich so emsig für Menschen mit Behinderungen wie Spandau. Allein der Aktionsplan „spandau inklusiv 2016“ listet über 90 Maßnahmen auf – vom Absenken der Bordsteine über Barriereabbau in Amtsgebäuden bis hin zum VHS-Kurs in leichter Sprache.
Per Behindertenrechtskonvention haben es die Vereinten Nationen im Jahr 2006 gefordert: Ungeachtet ihrer körperlichen, geistigen oder psychischen Voraussetzungen sollen alle Menschen gleichberechtigt sein – egal, ob es um Bildung, Arbeit, Freizeit, Wohnen oder andere Lebensbereiche geht. Seit 2008 ist die von der UN-Generalversammlung beschlossene Konvention in Kraft. Sie enthält Richtlinien und spezielle, auf die Situation behinderter Kinder, Frauen und Männer abgestimmte Regelungen. Das Ziel heißt Inklusion, sprich: Die uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Leben. 2009 hat auch die Bundesregierung das Papier unterzeichnet – es ist somit für Länder und Kommunen verbindlich. „Die Rechtslage ist aber das eine“, sagt der Spandauer Beauftragte für Senioren und Menschen mit Behinderungen Sargon Lang. „Leider zeigt die Realität, dass es noch haufenweise Barrieren gibt.“
2016 sind 94 Aktionen geplant
Mit dem Aktionsplan „spandau inklusiv“ liefert die Zitadellenstadt ihre eigene Antwort auf die UN-Konvention. Zum dritten Mal in Folge legt der Plan fest, welche konkreten Schritte die Spandauer Bezirksverwaltung pro Jahr unternimmt, um die Hindernisse abzubauen, die sich noch allerorten finden. 94 mit dem Behindertenbeirat eng abgestimmte Aktionen sind es 2016.
„Es geht vor allem darum, systematisch sämtliche Ressorts in den Inklusionsprozess einzubeziehen“, erläutert Lang. „In jedem Amt werden zwischen fünf und zehn Mitarbeiter eigens für dieses Feld geschult.“ Die Behindertenhilfe des Evangelischen Johannesstifts unterstützt das Projekt, indem sie die sogenannten Multiplikatoren in den Ämtern für ihre Aufgabe ausbildet – ob in der Bauabteilung oder im Gesundheitsbereich, im Sozial-, Jugend- oder Kulturamt, in der Personalabteilung oder im Facilitymanagement.
Zu konkreten Vorhaben: Noch in diesem Jahr sollen in Spandau bis zu 40 Bürgersteige abgesenkt, mindestens zwei Überwege barrierearm und fünf BVG-Haltestellen barrierefrei umgestaltet werden. Auch im Spielbereich der Landstadt Gatow stehen Bauarbeiten an, um Hindernisse zu beseitigen. Weitere sind im Rathaus, auf der Zitadelle, im Kulturhaus Spandau, in der Jugendfreizeiteinrichtung Kladow, im Selbsthilfetreff Mauerritze und in der Stadtteilbibliothek Haselhorst vorgesehen.
Zwölf Behindertenparkplätze für die Altstadt
Die Altstadt bekommt Ende Mai zwölf neue Schwerbehindertenparkplätze. Ferner soll das Bezirksamt eine zusätzliche Mitarbeiterin einstellen, die die Gebärdensprache beherrscht. Im Bereich Bürgerdienste erscheinen Info-Broschüren plus Flyer in leichter – heißt: besonders leicht verständlicher – Sprache, und eine Expertenliste informiert über Ansprechpartner. Auch die Spandauer Schulen haben sich bereits dem Inklusionsvorhaben angeschlossen und setzen eigene Projekte um.
Im Juni wollen Sargon Lang und der Behindertenbeirat einen Zwischenbericht vorlegen. Ob sie hinter sämtliche für 2016 avisierte Vorhaben ein Häkchen machen können, zeigt sich spätestens im November. Dass „spandau inklusiv“ ein ehrgeiziges Projekt ist, räumt Lang ein. „Aber jedes grüne Licht ist ein Meilenstein“, sagt der Behindertenbeauftragte. Selbst wenn in diesem Jahr alles gelingt, bliebe noch jede Menge zu tun. „Inklusion ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“ bm
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Inklusion ist ein Begriff, der viel bedeuten kann. In Spandau versucht man ihn greifbar zu machen und viele, konkrete Maßnahmen zur Integration von Behinderten vorzunehmen. Was sind in Ihren Augen wichtige Baustellen? Wo muss etwas getan werden: Im Verkehr, in den Ämtern, in der Pflege? Leserreporter wissen mehr! Lassen Sie uns und alle anderen Leser daran teilhaben. Klicken Sie einfach auf den Button "Zum Thema Spandau inklusiv berichten" unter diesem Artikel. Als Kategorie wählen Sie bitte "Soziales". Informationen zum Leserreporter auf berliner-woche.de finden Sie hier.
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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