Über den Verlust sprechen lernen
Seit 17 Jahren begleitet Christine Knop vom Johannes-Hospiz Kinder in der Trauerphase

Die Kindertrauergruppe rund um Christine Knop traf sich zur alljährlichen Weihnachtsfeier. Zu Gast war auch Frank Bewig (CDU), der stellvertretende Bürgermeister von Spandau. | Foto: Horst Gottwald
2Bilder
  • Die Kindertrauergruppe rund um Christine Knop traf sich zur alljährlichen Weihnachtsfeier. Zu Gast war auch Frank Bewig (CDU), der stellvertretende Bürgermeister von Spandau.
  • Foto: Horst Gottwald
  • hochgeladen von Michael Vogt

Wenn ein Kind Vater oder Mutter verliert, ist das ein großes emotionales Trauma, das alleine kaum zu bewältigen ist. Umso wichtiger werden in der Trauerphase Hilfe und Begleitung – auch außerhalb der Familie.

„Es war eine Mutter, die mich vor Jahren darauf aufmerksam machte, dass es zu der Zeit in Berlin kaum professionelle Angebote zur Kindertrauerbegleitung gab“, erinnert sich Christine Knop. Für die Koordinatorin für Sterbebegleitung im Spandauer Johannes-Hospiz war der Hinweis Anlass genug, 2005 eine Kindertrauergruppe zu gründen.

Zuvor hatte die gelernte Physiotherapeutin bereits einige Jahre ehrenamtlich in der Palliativversorgung des Hospizes gearbeitet und Erfahrungen in der Sterbebegleitung von Erwachsenen gesammelt. Die Arbeit mit den Kindern änderte einiges und brachte Christine Knop dazu, sich in der Kinder- und Jugendtrauerbegleitung weiterzubilden. Nun betreuen sie und eine Kollegin bis zu zehn Jungen und Mädchen, die ein Elternteil oder Geschwister verloren haben oder kurz davor stehen.

Christine Knop | Foto:  Horst Gottwald
  • Christine Knop
  • Foto: Horst Gottwald
  • hochgeladen von Michael Vogt

„Die Kinder in unserer Gruppe sind zwischen vier und zwölf, überwiegend sieben bis acht Jahre alt“, erklärt Christine Knop. „Je älter sie sind, desto mehr sind sie sich natürlich der Endlichkeit des Lebens bewusst.“ Die Betreuung findet in engem Austausch mit dem verbliebenen Elternteil sowie auch mit Kinderärzten und der jeweiligen Kita oder Schule des Kindes statt. Sie reicht in der Regel von mehreren Monaten bis hin zu zehn Jahren und erfolgt in mehreren Schritten. „Der erste Schritt ist immer ein vorsichtiges Herantasten in Form eines Einzelgesprächs“, sagt Christine Knop. Häufig stünden die Kinder dann noch unter Schock, seien oftmals kaum oder gar nicht sprachfähig. „Hier ist Geduld gefragt“, so Knop. „Wir arbeiten deshalb zum Beispiel mit einer Art Verkehrsschilder, die die Kinder nur hochhalten und mit denen sie uns zeigen, was sie sagen wollen.“

Reflektieren und verarbeiten

Im zweiten Schritt treffen sich die Kinder einmal die Woche mit einer bestehenden Gruppe von Kindern, die ihr Schicksal teilen und auch schon jemanden verloren haben. Diese Kinder, so Knop, gingen mit den Neuankömmlingen in der Regel höchst empfindsam um. Dies und der Umstand der gemeinsamen Verlusterfahrung führen bei den Kindern dazu, dass sie über das Geschehene reden, es reflektieren und so besser verarbeiten.

Neben Gesprächen helfen auch Spiele oder Bastelstunden bei der Trauerbewältigung. „Oft verreisen wir auch ein oder mehrere Tage mit den Kindern, denn in einer neuen Umgebung mit der Gruppe stellt sich leichter auch wieder eine gewisse Unbeschwertheit ein.“ Diese mache laut Knop auch den Unterschied zur Trauer von Erwachsenen aus. „Kinder fragen nicht, ob sie in der Trauer schon lachen dürfen, sie tun es einfach. Gleichzeitig liegen diese Phasen der Unbeschwertheit und das Zurückfallen in tiefe Trauer bei Kindern sehr eng beieinander“, sagt Christine Knop. Kompliziert werde es, wenn Kinder in dieser Phase beginnen, ihre Trauer bewusst zu unterdrücken und für andere stark sein zu wollen. „Das ist oft bei Mädchen der Fall, die ihre Mutter verloren haben. Sie schlüpfen in die Erwachsenenrolle, wollen zum Beispiel für den Vater kochen oder sich verstärkt um die Geschwister kümmern. Das aber ist dann eher ein Fall für den Kinderpsychologen. Denn Kinder dürfen auch in der Trauer nicht vergessen, dass sie noch Kinder sind!“

Vermittelt wird die Kindertrauerbegleitung auf Anfrage oder über die rund 40 Ehrenamtlichen, die im Johannes-Hospiz in der Sterbebegleitung arbeiten. Dieses Team sucht übrigens noch freiwillige Mitstreiter. Im März starten dort die neuen Schulungskurse zur Sterbebegleitung.

Informationen dazu gibt es im Internet auf johannes-hospiz-berlin.de/ehrenamt oder telefonisch unter Tel. 33 60 93 74.

Die Kindertrauergruppe rund um Christine Knop traf sich zur alljährlichen Weihnachtsfeier. Zu Gast war auch Frank Bewig (CDU), der stellvertretende Bürgermeister von Spandau. | Foto: Horst Gottwald
Christine Knop | Foto:  Horst Gottwald
Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.