Bäderbetrieben den Kopf waschen: Klage über zu wenig Schwimmmöglichkeiten
Dieses Mal hatten die Herren den Weg nach Spandau gefunden. Anders als bei der ersten Einladung im November, als sie nicht erschienen waren.
Sie hätten den Termin verwechselt und wären versehentlich nach Steglitz-Zehlendorf gefahren, wurde danach als Entschuldigung übermittelt.
Am 29. Januar waren Stefan Kreuder und Mario Jungkuhn von den Berliner Bäder-Betrieben Ort und Zeit ihres Auftritts geläufig. 16 Uhr, Rathaus Spandau, Sitzung des Sportausschusses.
Dass sie dort kein laues Anbaden erwartet, sondern eher einige verbale Fontänen, war ihnen wahrscheinlich schon vorher klar. Die gab es dann auch.
Zweieinhalb Jahre warten auf den Seepferdchen-Kurs
Denn der Wasserbezirk Spandau sieht sich in Sachen Schwimmangeboten von der Bädergesellschaft eher stiefmütterlich behandelt. Schon die bisherigen Möglichkeiten würden nicht vollständig genutzt. Ganz zu schweigen davon, dass sie für den wachsenden Bezirk nicht ausreichten. Verdeutlicht wurde das vor allem an den langen Wartezeiten, bis manche Kinder einen Seepferdchen-Kurs belegen können. Bis zu zweieinhalb Jahre nach der Anmeldung könne das dauern. Bei der DLRG stehen aktuell 75 Interessenten auf der Liste.
Stefan Kreuder bemühte sich deshalb gleich zu Beginn um einen etwas ruhigeren Wellengang. Die Betriebszeiten im Bad an der Radelandstraße würden nicht weiter ausgedünnt, baute er umlaufenden Gerüchten vor. Vielmehr gebe es dort an den Wochenenden auch spezielles Schwimmen für Kinder, Frauen sowie Transgender. Weiteres "Goodie": Im Kombibad Spandau-Süd soll am Sonnabend und Sonntag eine Stunde früher als bisher geöffnet werden. Statt um 10 schon um 9 Uhr.
Sommerbad Staaken-West: Nur 9000 Besucher im ganzen Jahr
Das klang zunächst nach eher ruhigem Planschen. Ehe sich die Ausschussmitglieder beim Thema Sommerbad Staaken-West nassgemacht fühlten. Dort seien im vergangenen Jahr lediglich knapp 9000 Besucher gezählt worden, erklärte Stefan Kreuder. So viele, wie in manchen anderen Freibädern an einem Tag. Deshalb gelte für 2018, dass es "höchstens in den Sommerferien" öffne. Ob während der gesamten Zeit, sei noch nicht geklärt. Es schwang zumindest mit: Vielleicht macht es gar nicht auf.
Aussagen, die die CDU-Bezirksverordnete Ulrike Billerbeck als "Armutszeugnis" wertete. Andere Redner verwiesen darauf, dass das eher geringe Besucherinteresse vielleicht auch darauf zurückzuführen sei, dass Staaken-West schon 2017 nur wenige Wochen Einlass bot. Und Bürgermeister Helmut Kleebank (SPD) hegte die Befürchtung, ob hier ein "Abgang auf Raten" praktiziert werde? Wenn nichts passiert, wirke sich das ja auch auf die Substanz aus.
Die veraltete Technik sei hier ebenfalls ein Problem, so der BBB-Vertreter. Noch mehr allerdings die Personalsituation, die nicht nur das Bad in Staaken betreffe. "Uns fehlen rund 50 Leute". Da gehe es eben darum, die vorhandenen Kapazitäten optimal einzusetzen.
Wenn es daran liege, könnte das Bad doch an einen externen Betreiber übergeben werden, wurde ihm entgegen gehalten. Die Wasserwacht signalisierte auch sofort Interesse.
So einfach sei das nicht, führte Mario Jungkuhn aus. Rechtliche Hürden oder die Frage, ob so ein Engagement die Gemeinnützigkeit eines Vereins tangiere müssten ebenso berücksichtigt werden, wie die Ausschreibungskriterien. Sie waren vor einigen Jahren dafür verantwortlich, dass die Trägerschaft der Wasserfreunde Spandau 04 nach zwei Sommern in Staaken-West beendet werden musste. Denn vorgeschrieben war danach ein europaweites Bewerbungsverfahren.
Alles richtig. Trotzdem hatten manche den Eindruck, als argumentierten die Repräsentanten der Bäderbetriebe vor allem defensiv und seien für neue, vielleicht auch unkonventionelle Wege eher schwer zu begeistern. Auch wenn die das natürlich in Abrede stellten und sich zumindest zu einem Gespräch mit der Wasserwacht bereit erklärten.
Kaputte Umkleiden, defekte Schließfach-Schlüssel
Dazu kamen weitere Ärgernisse im Spandauer Schwimmangebot zur Sprache. Häufig vorgetragen von Jürgen Kessling. Dass auf das Wohlbefinden der Gäste, neudeutsch Kunden genannt, oft wenig Wert gelegt werde, zeigt sich nach seiner Meinung schon an kaputten Umkleidekabinen oder Schließfach-Schlüsseln, die sich nicht mehr um den Arm hängen lassen. So nur zwei von ihm vorgebrachte Beispiele aus dem Kombibad Spandau-Süd.
Nach so vielen kalten Duschen versuchte der Ausschussvorsitzende Lars Reinefahl (CDU) einen einigermaßen versöhnlichen Schluss. "Wir wollen mit Ihnen zusammen etwas erreichen. Sagen Sie uns, wie wir Sie dabei unterstützen können", stellte er auf etwas wärmere Temperatur. Allerdings bleibe die Forderung, dass Staaken-West optimal genuzt werde. Und die Vertreter der Bäderbetriebe könnten sicher mit weiteren Einladungen in den Ausschuss rechnen.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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