Jubiläum gefeiert
125 Jahre Vivantes Klinikum an der Neuen Bergstraße

Alte und neue Gebäude. Das Krankenhausgelände an der Neuen Bergstraße. | Foto: Thomas Frey
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  • Alte und neue Gebäude. Das Krankenhausgelände an der Neuen Bergstraße.
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708 Betten, 21 Fachkliniken, drei Departments und fünf interdisziplinäre Zentren. 224 Ärzte sowie 791 Pflegekräfte arbeiten dort. So lautete die Bestandsaufnahme zum 125. Geburtstag des heutigen Vivantes Klinikum Spandau an der Neuen Bergstraße.

Den Festakt gab es am 4. Juli. Er war geprägt vom Blick in die Vergangenheit, aber auch dem Ausblick in die Zukunft. Welche Rolle spielte das Krankenhaus für Spandau und darüber hinaus, und welche Rolle wird es weiter spielen?

Als das Städtische Krankenhaus an der Lynarstraße 1899 eröffnet wurde, waren auch damals bereits 13 Jahre seit der ersten Idee vorausgegangen. Schon 1886 habe der damalige Spandauer Bürgermeister Friedrich Koeltze (1852-1939, war von 1886 bis 1919 im Amt) das spätere Areal für den Klinikbau in Augenschein genommen. Bei dem Neubau handelte es sich außerdem um den Nachfolger des städtischen Krankenhauses an der Havelstraße in der Altstadt, das seit 1854 bestand. Lange Zeit dort allerdings unter eher primitiven Bedingungen. Wer dort arbeitete, hatte häufig keine Ausbildung und sei oftmals auch "der Trunksucht verfallen" gewesen, erzählte Christa Frobel bei ihrem historischen Vortrag. Mehr Zug sei in den Betrieb gekommen, als ihn Diakonissen vom Krankenhaus Bethanien in Kreuzberg übernommen hätten. Sie spielten auch in der Lynarstraße lange eine wichtige Rolle.

Christa Frobel und die alte Schwesterntracht. | Foto: Thomas Frey
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Christa Frobel war einst Krankenschwester und dann Praxisleiterin im Krankenhaus Spandau. Heute organisiert sie das dortige medizinhistorische Museum. Bei der Jubiläumsfeier hat sie einige Ausstellungsstücke aus der Krankenhausgeschichte aufgebaut, auch eine Schwesterntracht. Damit sei sie zu Beginn ihrer Ausbildung im Jahr 1968 eingekleidet worden, erzählte Christa Frobel.

Als das Krankenhaus 1899 eröffnete, gab es nur zwei Abteilungen: eine für Chirurgie sowie für Innere Medizin. Längst hat sich das auf viele weitere Fachbereiche ausgeweitet. Die vergangenen 125 Jahre stehen aber nicht allein für ständiges Wachstum, sondern auch für Umstrukturierung und Neuorientierung. 1914 wurde eine Krankenpflegeschule eröffnet. Nach dem Ersten Weltkrieg folgte eine Geburtshilfeklinik mit Kinderstation. 1930 wurde das Krankenhausgelände um das benachbarte Garnisonslazarett an der Neuendorfer Straße erweitert. Es gab jetzt insgesamt 570 Betten sowie ein Pflegeheim für Senioren mit weiteren 200 Betten. Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs erhielt die Klinik einen Luftschutzbunker, um auch während der Bombenangriffe operieren zu können. Heute ist der Bunker ein Behandlungsraum für die Strahlentherapie.

Teilnehmer beim Festakt. Von links: Detlef Corsepius, Direktor Klinikmanagement Vivantes, Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender Geschäftsführung Vivantes, Christa Frobel, Bürgermeister Frank Bewig, Dr. Jürgen Kirschbaum, Gesundheitsstadträtin Tanja Franzke und BVV-Vorsteher Christian Heck (beide CDU).   | Foto: Thomas Frey
  • Teilnehmer beim Festakt. Von links: Detlef Corsepius, Direktor Klinikmanagement Vivantes, Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender Geschäftsführung Vivantes, Christa Frobel, Bürgermeister Frank Bewig, Dr. Jürgen Kirschbaum, Gesundheitsstadträtin Tanja Franzke und BVV-Vorsteher Christian Heck (beide CDU).
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Sanierungen, Um- und Neubauten setzten sich nach dem Zweiten Weltkrieg fort. 1972 wurde ein neues Eingangsgebäude errichtet. Zuvor war bereits die erste vollautomatisierte Klimaanlage in einer Berliner Klinik hier eingebaut worden. Was seine Kapazitäten betraf, hatte das Krankenhaus in den frühen 1980er-Jahren seinen Höchststand erreicht. Damals gab es mehr als 1700 Betten, die in den Jahren darauf wieder reduziert wurden. Auch nach der Eröffnung des neuen Bettenhauses 1994 und der Zusammenlegung mit der Nervenklinik Spandau im Jahr darauf wurde der einstige Rekordwert nicht mehr angepeilt.

Seit 2001 gehört das Krankenhaus zum landeseigenen Klinikkonzern Vivantes. Es ist Standort wichtiger Fachkliniken, mit häufig spezialisierten medizinischen Leistungen. Nicht nur beim Jubiläum wurde daran erinnert. Etwa an das Zentrum für Schwerst-Schädel-Hirnverletzte, den Bereich für neurologische Frührehabilitation, die Strahlentherapie, das Tumorzentrum oder der Bereich Männergesundheit als weiteren wichtigen Schwerpunkt. Ebenso wie die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik.

Vor allem aber ist das Krankenhaus für die Spandauer "ein wesentlicher Teil für die gesundheitliche Versorgung im Bezirk", drückte das Bürgermeister Frank Bewig (CDU) aus. Er erwähnte auch die Herausforderungen der Gegenwart und die für die Zukunft. Dabei geht es ebenso um Themen wie den Fachkräftemangel wie um die Frage einer weiteren Ausdehnung des Klinikgeländes auf dem ehemaligen Kasernengelände vis-à-vis der Neuen Bergstraße. Auch vor dem Hintergrund, dass der geplante Ausbildungscampus für die Pflegeschüler von Vivantes und der Charité statt am Askanierring in Spandau jetzt auf dem Gelände des Wenckebach-Krankenhauses in Tempelhof realisiert werden soll, auch wenn das zumindest finanziell bisher noch nicht abschließend gesichert ist. Und schließlich gibt es noch die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Auch da ist noch nicht klar, ob und welche Auswirkungen sie auf das Spandauer Krankenhaus hat. "Wir brauchen diesen Standort, er soll nicht unter die Räder kommen", machte Frank Bewig die Haltung des Bezirks deutlich.

125 Jahre Krankenhaus - nicht nur für Spandau. | Foto: Thomas Frey
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Könnte also mit Karl Lauterbach etwas enden, was einst mit Friedrich Koeltze begann? Dr. Jürgen Kirschbaum, der Geschäftsführende Direktor des Vivantes Klinikums Spandau, versuchte, Bedenken in dieser Richtung abzufedern: "Wir machen uns keine Sorgen." Er verwies auf die Größe und erwähnte die Nachfrage, die über Spandau hinaus gehe. Schautafeln sollten das ebenfalls unterstreichen. Demnach kommen viele Patienten auch aus Zehlendorf, Charlottenburg, Reinickendorf und nicht zuletzt aus dem Brandenburger Umland. Das Krankenhaus, das sollte damit wohl bekräftigt werden, erfüllt deshalb die auch vom Gesundheitsminister geforderten Kriterien eine Schwerpunktklinik für einen großen Einzugsbereich. Außerdem verwies Jürgen Kirschbaum darauf, dass Berlin bereits in der Vergangenheit Strukturreformen in seiner Krankenhauslandschaft vorgenommen habe. Aber auch diesen Satz gab es von ihm: "Wir sollten keine Angst vor Veränderungen haben."

Die hat das Krankenhaus Spandau in seiner 125-jährigen Geschichte ja schon mehrfach erlebt.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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