Markthändler sollen wegen Beschwerden Plätze tauschen
Dem Fischhändler "stinkt’s"
Der beliebte Fischstand auf dem städtischen Wochenmarkt soll seinen Standort wechseln. Rathausmitarbeiter fühlen sich vom Geruch belästigt.
Ulf Jäger ist eigentlich eine Frohnatur. Immer gut gelaunt, so kennen ihn die Kunden. Doch seit kurzem ist der Fischhändler aus Bremerhaven grätig. Seit 20 Jahren steht er auf dem städtischen Wochenmarkt in Spandau. Fast immer an derselben Stelle, direkt vor dem Rathaus. Noch.
Vor drei Wochen wurde dem 50-Jährigen mitgeteilt, dass er ab Januar den Standort wechseln soll – an den Nordrand des Marktes vor die Stadtbibliothek. Weil sich zwei Mitarbeiter aus dem Rathaus im Sommer vom Geruch belästigt fühlten. „Wenn der Wind ungünstig steht, kann es schon mal passieren, dass der Geruch aus der Fritteuse rüberzieht“, sagt Ulf Jäger. „Schließlich bieten wir auch Backfisch an.“ Aber deswegen gleich umziehen, mit einem schweren, zwölf Meter langen Verkaufsstand? Zumal es nur um einen einzigen Markttag geht, den Mittwoch, sagt der Fischhändler. Am Samstag sei das Rathaus eh zu. „Und was ist eigentlich mit dem Stand neben mir, der brät doch auch.“
Drei andere Händler
ebenfalls betroffen
„Ja, es hat Beschwerden beim Bürgermeister gegeben“, bestätigt Ordnungsstadtrat Stephan Machulik (SPD). Darum müsse der Fischhändler wohl umziehen. Der Stadtrat ist davon selbst wenig begeistert. „Es wäre eine Katastrophe, wenn sich der Händler deswegen aus Spandau verabschiedet.“ Andererseits seien Gerüche selbst mit der besten Filtertechnik an besonders heißen Tagen nicht vermeidbar. „Wir suchen nach einer Lösung für alle, entschieden ist noch nichts“, sagt Machulik. „Notfalls bleibt er eben vor dem Rathaus.“ Denn mit dem Umzug des großen Fischstandes vor die Stadtbibliothek müssten von dort ganze drei Händler auf einen anderen Platz ausweichen. Und die sind ihrerseits wenig begeistert. Außerdem, was ist, wenn der Geruch in die Bibliothek zieht?
So oder so, Ulf Jäger geht davon aus, dass er weichen muss. Es ist nicht das erste Mal für ihn. Schon vor einigen Jahren hatten sich Rümpfnasen aus der Verwaltung beschwert. Konrad Birkholz, damals noch Bürgermeister, sah das allerdings nicht so dramatisch und schlug vor, doch einfach die Fenster zu schließen. Geholfen hat das nicht. Ulf Jäger musste mit seinem Fischstand einige Meter weiter nach rechts ziehen.
Gibt es Umsatzeinbußen?
Am neuen Standort rechnet der Händler aus Bremerhaven mit Umsatzeinbußen. Denn bis seine Kunden – immerhin über 100 pro Markttag – mitbekommen, wo er steht, kann es ein bisschen dauern. Zum neuen Standort vor der Bibliothek müsste außerdem ein 40 Meter langes Stromkabel verlegt werden. Denn Ulf Jägers frischer Kabeljau, Rotbarsch oder Lachs muss auf Eis gekühlt werden. Auch den Kauf eines neuen Standfahrzeuges hat der verärgerte Fischhändler erst einmal verschoben. „Wer weiß, wo genau ich ab Januar stehe, und wie viel Platz ich dort habe.“
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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