Welche Probleme?
Die Post zeigt sich über ihr Filalnetz in Spandau sehr zufrieden
Klagen über Filialschließungen und Ärger wegen unregelmäßiger Zustellung in manchen Gebieten waren in den vergangenen Monaten die Hauptkritikpunkte über den Service der Deutschen Post AG in Spandau.
In der Sitzung des Wirtschaftsausschusses am 12. Januar stellte sich Bettina Brandes-Herlemann, Regionale Politikbeauftragte der Post für die Länder Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, der Kritik. Was den Bezirksverordneten besonders am Herzen lag, hatte sie zuvor in Frageform erhalten und die Antworten in ihren Vortrag eingebaut. Der Tenor lässt sich so zusammenfassen: Es gibt eigentlich keine gravierenden Probleme bei den Postdienstleistungen in Spandau.
Offenes Ende an der Obstallee
Das Aus für die beiden Postbank-Filialen im KaufZentrum Siemensdamm am Siemensdamm sowie im Staaken-Center an der Obstallee liege nicht in der Verantwortung der Post. Das wären Standorte der Postbank, erläuterte Bettina Brandes-Herlemann, die von der Post lediglich mitgenutzt würden. „Wir betreiben keine Filialen mehr selbst“, betonte sie. Vielmehr gebe es die Postangebote unter anderem in 23 Filialen im Bezirk. Sie befinden sich vorwiegend in Geschäften, in denen auch Pakete abgegeben oder Briefmarken gekauft werden können. Als Ersatz für die Postbank-Filiale in Siemensstadt gäbe es jetzt den Sandwich & Coffee-Laden an der Nonnendammallee 95, wo zwei Schalter für den Postbetrieb eingerichtet wurden. Die Postbank-Filiale schließe dort am 31. März. Noch kein Enddatum nannte sie für die Dependance an der Obstallee. Denn hier suche die Post gerade noch nach einem Alternativstandort für ihre Produkte.
Überholte Vorstellungen
Viele Menschen, vor allem ältere, würden noch immer davon ausgehen, dass die Post in einem eigenen Gebäude residiert und es keinen Unterschied zur davon unabhängigen Postbank gibt. Deshalb sei der Ärger immer dann besonders groß, wenn erneut ein Standort verschwindet. Für die Post sei es dagegen wichtig, flächendeckend vertreten zu sein, erklärte Bettina Brandes-Herlemann. Dabei erscheint es erst einmal nicht vorrangig, in welchem Geschäft ihre Dienstleistungen angeboten werden. Die Maßgabe sei, dass jeder Kunde innerhalb von zwei Kilometern eine Filiale und innerhalb eines Kilometers einen Briefkasten vorfinde. Beides, so meinte sie, wäre in Spandau wohl gegeben.
Eine Leserin aus Gatow klagte gegenüber dem Spandauer Volksblatt noch im vergangenen Jahr, dass sie schon mal wochenlang keine Briefzusteller sehe. Solchen Beobachtungen trat Bettina Brandes-Herlemann im Wirtschaftsausschuss entschieden entgegen. „Wir stellen an sechs Tagen in der Woche zu“, erklärte sie. Auch die weit verbreitete Meinung, an Montagen werde inzwischen keine Post mehr verteilt, stellte sie in Abrede. Allerdings gebe es an diesem Tag nur zwei Prozent der üblichen Sendungsmenge, erläuterte Brandes-Herlemann. Schon deshalb bliebe an diesem Tag der Briefkasten meist leer. Auch die sogenannte „Dialogpost“ werde montags normalerweise nicht ausgetragen. Unter diesem Begriff sind Massensendungen wie etwa von Behörden zu verstehen. Dafür gebe es eine Zustellungsfrist von bis zu vier Tagen.
Briefaufkommen geht weiter zurück
Wenn auch nach dem Montag die Postzufuhr stocke, könne das daran liegen, dass ein Briefträger seine Tour nicht durchgehend geschafft habe. Eigentlich sollte er dann am nächsten Tag zunächst dort wieder beginnen, wo er am Tag zuvor nicht mehr ausgetragen habe. Möglicherweise sei das nicht immer so. In manchen Gebieten seien auch nicht immer die gleichen Mitarbeiter unterwegs. In Berlin und damit auch in Spandau sind die Brief- sowie die Paketpost durch DHL noch immer getrennt. Wobei die Postbeauftragte betonte, dass der Briefversand zunehmend rückläufig, die Paketpost dagegen weiter zunehme.
Immerhin räumte Brandes-Herlemann ein, dass es auch in ihrem Unternehmen Personalmangel und damit Personalengpässe gebe. Dabei würden die Beschäftigten überdurchschnittlich bezahlt, nahezu alle wären fest und unbefristet angestellt.
Mit den Ausführungen gaben sich die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses zufrieden. Die Fragen waren offenbar beantwortet worden. Die CDU-Bezirksverordnete Kerstin Brauner äußerte lediglich Kritik am Standort der Ersatzfiliale in Siemensstadt. Der Backshop wäre zwar ein sehr nettes Geschäft. Aber sie habe Zweifel ob Kaffee trinken und Postdienstleistungen eine optimale Kombination seien.
Nachhaltigkeit war außerdem ein Thema, das Bettina Brandes-Herlemann bei ihrem Vortrag betonte. Auch hier spiele Spandau eine Rolle. Seit vergangenem Herbst befördert ein Solarboot Pakete vom Südhafen zum Westhafen in Moabit. Dabei handle es sich – wenn auch mit bisher noch eher geringen Mengen – um ein Pilotprojekt für den CO₂-neutralen Transport.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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