Fangt an über Geld zu reden! In Gehaltsverhandlungen nicht unter Wert verkaufen

Das Gehalt im Job ist nicht alles, aber wichtig. Gerade junge Arbeitnehmer sollten sich vorab Tipps von Kollegen oder Freunden holen, um sich in Verhandlungen nicht unter Wert zu verkaufen. | Foto: Antonioguillem, Fotolia.com
  • Das Gehalt im Job ist nicht alles, aber wichtig. Gerade junge Arbeitnehmer sollten sich vorab Tipps von Kollegen oder Freunden holen, um sich in Verhandlungen nicht unter Wert zu verkaufen.
  • Foto: Antonioguillem, Fotolia.com
  • hochgeladen von Alexander Schultze

Die Generation Y, also die zwischen 1980 und 1995 Geborenen, hat doch alles, ist verwöhnt und egoistisch, so meinen viele. Die Untersuchung des Luxembourg LIS-Crossnational Data Center, die der britische Guardian im Frühjahr veröffentlichte, kommt allerdings zu einem anderen Befund über die finanziellen Möglichkeiten der jungen Generation. Ein Grund: Die Gehälter schwächeln.

Die Auswertung ergab, dass die Haushaltseinkommen der 25- bis 29-Jährigen in westlichen Industrienationen wie Deutschland, Großbritannien, den USA oder Frankreich in den zurückliegenden Jahren deutlich unterdurchschnittlich gestiegen sind. In vielen Ländern verdienen die Jungen gar 20 Prozent weniger als ihre Eltern vor 30 Jahren. Das heißt, dass sie relativ zu den Älteren ärmer werden.

In Deutschland sind die Unterschiede noch nicht so gravierend, aber bereits deutlich spürbar. Fünf Prozent Differenz zur Elterngeneration sind es hier. Und das obwohl die Einnahmen der heute 65- bis 69-Jährigen im gleichen Zeitraum um fünf Prozent, die der heute 70- bis 74-Jährigen gar um neun Prozent gestiegen sind. Grundlage für die Studie sind Gehaltszahlen der Jahre 1978 bis 2010.

Das Problem: Nicht nur die Löhne entwickeln sich für junge Arbeitnehmer negativ. Niedrige Zinsen und steigende Lebenshaltungskosten, etwa durch explodierende Miet- und Immobilienpreise, machen den Aufbau von Vermögen schwer möglich. Zudem gilt: Wer weniger verdient, erhält später eine geringere Rente. Und da das Geld für die private Vorsorge fehlt, droht vielen trotz Berufstätigkeit später Alters-armut.

Den Tabubruch wagen, über Geld sprechen

Diese Entwicklungen lassen sich kaum aufhalten oder steuern. Aber, was kann man dann tun? In Deutschland kann man beispielsweise mit einer Tradition brechen und offener über Gehälter sprechen. Denn laut einer Studie der Postbank wird nirgendwo auf der Welt weniger über Geld geredet, als hierzulande. Die Gründe mögen vielfältig sein, die Tatsache schadet aber vor allem den jungen Menschen. Denn mangelnde Kenntnis von Gehältern führt dazu, dass in Gehaltsverhandlungen deutlich zurückhaltendere Lohnvorstellungen geäußert werden. Forscher der Uni Mannheim haben herausgefunden, dass gerade die Summe, die im Gespräch als erste genannt wird, wichtig ist, da sie als Ankerpunkt für die weiteren Verhandlungen diene. Und für eine realistische Einstiegssumme fehlt es der Generation Y an Wissen und Erfahrung.

Gehaltsstatistiken im Internet sind nur bedingt aussagekräftig

Das Internet könnte hier helfen. Dort gibt es eine ganze Reihe von Gehaltsstatistiken. Wie diese zustande kommen und inwieweit sie für die Region in der man arbeitet Aussagekraft besitzen, bleibt unklar. Weiterhin sind die dort genannten Gehaltsspannen teils sehr groß. Woran also orientieren sich jungen Menschen, wenn sie ihre Gehälter verhandeln? Am besten daran, was Kollegen verdienen oder Freunde, die in ähnlichen Branchen tätig sind. In jedem Fall sind offene und ehrliche Gespräche ein guter Anfang, um sich am Ende nicht unter Wert zu verkaufen. Zudem beugen solche Gespräche Versuchen vor, Kollegen finanziell gegen einander auszuspielen.

Wenn deutsche Arbeitnehmer künftig unverkrampfter mit dem Thema Gehalt umgehen und offener darüber sprechen, könnten die 20- bis 35-Jährigen und kommende Generationen enorm profitieren. Eine bessere Entlohnung schafft größere Sicherheit und diese könnte zur Folge haben, dass junge Menschen wieder viel eher Familien gründen. Forscher prognostizieren zudem wachsende Zufriedenheit und einen gestärkten sozialen Zusammenhalt innerhalb der Gesellschaft. asc

Autor:

Alexander Schultze aus Spandau

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 272× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 908× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 251× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.