Blick zurück und ein wenig nach vorn
Neues Buch zur Wirtschaftsgeschichte Spandaus

Das Titelblatt von „Spandau Siemensstadt“.  | Foto:  Verlag Die Mark Brandenburg
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  • Das Titelblatt von „Spandau Siemensstadt“.
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Spandau zählt zu den wichtigsten Industriebezirken Berlins. Darin spielt vor allem der Siemens-Konzern eine herausragende Rolle. Das Unternehmen prägte in den vergangenen mehr als 100 Jahren maßgeblich die Wirtschaftsgeschichte des Bezirks.

Auch das vor Kurzem erschienene Buch des Berliner Zentrums für Industriekultur kommt um die dominierende Stellung des Weltkonzerns nicht herum. "Spandau Siemensstadt" heißt der Titel des Werks, das von Joseph Hoppe und Nico Kupfer herausgegeben wurde. Außerdem ist Siemens ein Kapitel fast allein gewidmet. Aber auch anderen Firmen, Betrieben und Manufakturen widmet sich das Buch und rollt mit ihrer Hilfe die Industriegeschichte Spandaus aus. Sie begann mit dem Militär in der einstigen Garnisonsstadt. In dessen Gefolge siedelten sich Pulver- Munitions- und Geschützfabriken an. Die Anfänge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Namen wie Pulvermühle zeugen bis heute davon. Das bekannteste Bauwerk war die ab 1871 errichtete Geschützgießerei am Zusammenfluss von Spree und Havel. Gebäudeteile davon stehen noch und sollen zu einem Gewerbe-, Büro- und Gastronomiequartier werden.

Die im 19. Jahrhundert eingesetzte industrielle Revolution erreichte Spandau erst um 1900, als viele Unternehmen weiter expandieren wollten, aber in der Innenstadt kein Platz mehr war. Siemens ist dafür ein Beispiel. Gegründet in Kreuzberg und später in Charlottenburg ansässig, kaufte die Firma 1897 ein erstes Grundstück an den "Nonnenwiesen". Der Name, der auf ein ehemaliges Kloster zurückgeht ist bis heute etwas verfremdet in der Nonnendammallee erhalten geblieben. Der Kauf, dem bald weitere folgen sollten, markierte den Beginn der Siemensstadt. Sie war schnell mehr als nur ein Produktionsstandort. Bereits 1905 entstanden die ersten Wohnungen.

Andere Unternehmen, wie Orenstein & Koppel, verhielten sich ähnlich. Das Waggonunternehmen siedelte sich 1900 am Brunsbütteler Damm an und blieb dort 90 Jahre lang. Das Kabelwerk Dr. Cassirer und Co kam in den 1920er Jahren nach Hakenfelde. Unter seinem ursprünglichen Namen bestand es dort aber nicht lange. 1935 wurde das Familienunternehmen verkauft. Wirtschaftliche Schwierigkeiten haben dazu ebenso beigetragen wie wahrscheinlich die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung während der Nazizeit. Kabel wurden an diesem Standort bis 1993 produziert. Die vom Architekten Hans Poelzig erbaute Fabrikhalle wird inzwischen von der Stiftung Stadtmuseum Berlin genutzt. Sie befindet sich heute an der Hugo-Cassirer-Straße.

Es sind solche weniger bekannte Geschichten, zu denen auch die der Reichsforschungssiedlung in Haselhorst gehören, die das Buch spannend machen. Andere verschüttete Fakten kommen beim Lesen wieder ins Gedächtnis wie der einstige Standort der Schultheiss-Brauerei an der Neuendorfer Straße. An den Flugplatz Staaken wird ebenfalls erinnert. Osram oder das BMW-Motorradwerk sind weiter gegenwärtig. Und mit Siemensstadt2 wird gerade die Zukunft geplant.

Das Buch, das eher einer Broschüre gleicht, ist 60 Seiten stark, reich bebildert und mit Skizzen illustriert. Es gibt viele Hinweise auf weitere Literatur. Außerdem ist eine Radroute mit Touren entlang den Stätten der Industriekultur beigeheftet.

Das Buch "Spandau Siemensstadt" aus der Reihe "Berliner Industriekultur - Die Metropole neu entdecken" ist im Verlag Die Mark Brandenburg erschienen und kostet acht Euro.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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