Bezirksamt stellt Machbarkeitsstudie vor
Vision für "Alexander Barracks"
Klinik-Campus oder Wohnungsbau? Das Gelände der ehemaligen „Alexander Barracks“ am Askanierring 92 weckt Begehrlichkeiten. Der Bezirk will den Gewerbestandort erhalten und hat jetzt eine Machbarkeitsstudie vorgestellt. „Damit wir vorbereitet sind“, so der Baustadtrat.
Der Druck auf die „Alexander Barracks“ wächst. Vivantes spekuliert schon länger auf das benachbarte Gewerbegebiet. Die Klinik will sich erweitern. Und das Land Berlin sucht nach Flächen für neue Wohnungen. Das Bezirksamt hat dem Druck nachgegeben und eine Machbarkeitsstudie für das Areal zwischen Askanierring, Neue Bergstraße und Neuendorfer Straße mitten in der Neustadt erstellen lassen. „Wir wollen vorbereitet sein, wenn ein Verkauf ansteht und der Standort entwickelt wird“, sagte Baustadtrat Frank Bewig (CDU). Wohnungsbau und der Vivantes-Bedarf wurden in der Studie zwar berücksichtigt. Das Bezirksamt will das Areal aber als Gewerbestandort erhalten.
Vor allem Gewerbetreibende vor Ort
Das war die Kernbotschaft, die der Stadtrat und Spandaus Chefplaner Markus Schulte mit ins Paul-Schneider-Haus brachten. Dorthin hatte das Bezirksamt am 21. März zur öffentlichen Infoveranstaltung geladen. Mehr als hundert Spandauer kamen, mehrheitlich Gewerbetreibende. Denn die wollen ihre Flächen behalten.
Das 37 Hektar große Areal gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Die hatte schon 2012 eine Teilfläche zum Verkauf ausgeschrieben. Aktuell will die BImA eine Fläche südlich des Askanierrings an der Neue Bergstraße veräußern, informierte Markus Schulte. „Theoretisch könnte Vivantes diese Fläche jederzeit kaufen, deshalb müssen wir schnell reagieren können“, so der Leiter des Stadtplanungsamtes. Konkret will Vivantes ein viergeschossiges Bettenhaus bauen, ein Ärztehaus, ein Ausbildungszentrum mit der Charité, Wohnungen für Pfleger und Schwestern sowie ein Parkhaus.
Ehemaliger Friedhof
wird zur Gründfläche
Derzeit sind auf dem Gewerbegebiet vor allem kleine Kfz-Betriebe wie Reparaturwerkstätten, Gebrauchtwagenhandel, eine Sattlerei und ein Großbetrieb für Pulverbeschichtung ansässig, außerdem ein Vereinshaus, Autohäuser, Garagen und Büros. Die dreigeschossigen Klinkerbauten auf dem Grundstück stehen unter Denkmalschutz. Sie stammen aus den 1880er bis 1930er Jahren und wurden als Lagerhallen für das Heereszeugamt errichtet. Das Gelände nutzten nach dem Zweiten Weltkrieg die britischen Alliierten. 1994 ging es an den Bund zurück. „Etwa 70 Prozent der oberen Geschossflächen stehen leer, in den Erdgeschossen etwa die Hälfte“, sagte Stadtplaner Carl Herwarth v. Bittenfeld von „Herwarth + Holz Planung und Architektur“. Das Berliner Büro hat die Machbarkeitsstudie erstellt. „Kernorte“ auf dem Grundstück sind das historische Kasernengebäude und die Fliegerschule (heute Verwaltung), die Bruno-Gehrke-Halle, ein Sportplatz und der frühere jüdische Friedhof, der zur Grünfläche werden soll.
Die Gewerbetreibenden haben als bisherige Nutzer des Areals Bestandsschutz. Wohnungsbau scheidet vorerst auch deshalb aus, weil der Baunutzungsplan von 1957 die Fläche als „beschränktes Arbeitsgebiet“ ausweist, also als Gewerbegebiet. Sollten dort dennoch Wohnungen gebaut werden, müsste erst der B-Plan geändert werden. Zudem ist der Untergrund kontaminiert, weil auf der ehemaligen Schülerbergkaserne, die zu Ehren des britischen Feldmarschalls Harold Alexander in die „Alexander Barracks“ umbenannt wurde, Fahrzeuge repariert und betankt wurden.
Wohnungen für Krankenhauspersonal
Laut Machbarkeitsstudie könnten 500 Wohnungen auf dem Areal entstehen, aber keine 2500, wie vom Land als mögliche Zielzahl genannt. Der Bezirk will Wohnungen – wenn überhaupt – auch nur als Personalwohnungen fürs Krankenhaus. „Wir haben viele andere Wohnbauflächen im Bezirk“, betonte Baustadrat Frank Bewig. Desweiteren könnten laut Machbarkeitsstudie zwei Grundschulen mit Sporthallen auf dem Areal integriert werden, dazu eine Kita mit 120 Plätzen, ein Spielplatz, Gesundheitsangebote der Volkshochschule, das Rotkreuz-Institut und Sportflächen. Die Bruno-Gehrke-Halle soll erhalten bleiben. Weil sich auch neues Gewerbe ansiedeln soll, haben die Planer vorsorglich Flächen für lautes Gewerbe, leises und buntes Gewerbe festgelegt. Was nicht ausschließt, dass vorhandene Betriebe langfristig umziehen müssen. Im Fazit schlägt die Machbarkeitsstudie auf den alten Alexander-Barracks ein „Gewerbegebiet Askanierring“ mit einem Gesundheitscampus (Vivantes) vor.
Alle Messen sind aber noch nicht gesungen. Denn, ob die BImA überhaupt verkauft und wann, stehe bisher nicht fest, so Markus Schulte. Die Gewerbetreibenden blieben jedenfalls skeptisch. Nicht grundlos, denn viele dürften wissen, was an der Rhenaniastraße und auf der ehemaligen Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne passiert ist. Dort wurden die Gewerbebetriebe vom Land und dem Bund alternativlos gekündigt. Stadtrat Bewig musste darum verbale Überzeugungsarbeit leisten. „Wir wollen Sie nicht verdrängen, sondern das Gewerbe erhalten und die Arbeitsplätze sichern.“ Mit der Machbarkeitsstudie habe das Bezirksamt dafür die Grundlage geschaffen. „Sehen Sie uns als Ihren Anwalt. Wir werden den weiteren Prozess mit Ihnen gestalten, nicht gegen Sie.“
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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