„Ände“ reift zum erfolgreichen Geschäftsmodell heran
„Wir sind immer noch ein zartes Pflänzchen“
Die erste Flaschenabfüllung ist drei Jahre her. Seitdem haben Andrea Stenz und Dominik Seele ihren Absatzmarkt erweitert, Preise gewonnen und die dritte Sorte Ginger Limonade kreiert. Ein Start-up ist die „Ände GmbH“ aber immer noch.
Jede „Ände“-Limonade ist anders. Aber alle haben eines gemeinsam: In ihnen stecken ausgefallene Zutaten – und harte Arbeit. Denn von nichts kommt nichts. Diese Faustregel gilt für jeden Unternehmer. Erst recht für Start-up-Gründer wie Andrea Stenz (38) und Dominik Seele (35).
Inspiration aus Sambia
Vor drei Jahren haben die Rheinländerin und der Bielefelder in ihrer Wohnung in der Weißenburger Straße die „Ände GmbH“ gegründet. Im März 2016 kamen die ersten zwei Sorten ihrer Ingwer-Limonade auf den Markt, inspiriert vom klassischen Ginger Beer. Das alkoholfreie Getränk hatten Andrea Stenz und ihr Freund Dominik in einem Supermarkt in Sambia entdeckt. In Deutschland gab es das nicht. Also begannen die beiden daheim in ihrer Küche zu experimentieren, probierten Rezepte und alle möglichen Ingwersorten aus. In Kooperation mit der TU Berlin entwickelte das Paar sein Produkt weiter und fand schließlich die Rezepturen für die Ingwer-Limonade. Jonas Lackmann, der Dritte im Start-up-Bunde, sorgte mit Bio-Zutaten für einen nachhaltigen Produktionsprozess.
35.000 Flaschen der Bio-Limonade rollten anfangs vom Band, abgefüllt in braunes, bauchiges Ginger-Beer-Glas. Die Berliner nennen die Flaschen scherzhaft Handgranaten oder Maurerknollen. Mit ihren Limonaden gingen die Gründer anfangs noch von Bar zu Café. „Viele Klinken mussten wir damals putzen“, erzählt Andrea Stenz. „Aber es hat sich gelohnt.“ Ihr erster Gastro-Kunde war das „Barfly“ in der Brüderstraße. Das Szene-Lokal beliefert Andrea Stenz heute noch persönlich. Auch das „Lutetia“ hat die Ände-Limo im Sortiment.
Verdopplung der abgefüllten Flaschen geplant
Heute ist das Spandauer Start-up zu einem funktionierenden Geschäftsmodell gereift. Knapp 500.000 Flaschen jährlich füllt eine Privatbrauerei in Niedersachsen für „Ände“ ab. Die Ingwer-Limonade gibt es bundesweit in etwa 2000 Geschäften zu kaufen. Den Vertrieb übernimmt jetzt ein Logistiker. Noch in diesem Jahr sollen die „Denn’s“-Biomärkte, die „Bio-Company“, Edeka-Märkte und Getränke Lehmann hinzukommen und die Produktion auf eine Million Flaschen steigen. Denn seit Januar ist mit der „Limonana“ eine dritte Limonade von „Ände“ auf dem Markt. Zitrone, Limette und die marokkanische Nanaminze geben ihr den spritzig-frischen Geschmack. „Der macht sofort Laune auf Sommer und Sonne“, sagt Stenz. Entdeckt hat sie ihn in Tel Aviv.
Ein Start-up ist die „Ände GmbH“ trotz ihres Erfolges immer noch. Fünf Jahre, so sagt man, braucht ein neues Unternehmen, um gefestigt auf eigenen Beinen zu stehen. Kräftig geackert haben Andrea Stenz und Dominik Seele dafür. Auch heute noch beginnt ihr Arbeitstag in aller Frühe. Im „Moa Bogen Center“ in Moabit, wo sie sich mit anderen Start-ups im Food-Tech-Campus eingemietet haben. An den Wochenenden tourt das Duo mit Mitarbeiter Jonas durch Berlin und Deutschland, besucht Messen oder steht auf Märkten. Von ihrem Unternehmen können die Gründer inzwischen leben. Sie verdienen keine Millionen. Aber dafür, dass sie wegen der Kosten zuerst enorm skeptisch waren, vor allem Jura-Studentin Andrea, geht es ihnen gut. „Wir wachsen, ja“, sagt Stenz. „Aber wir sind immer noch ein zartes Pflänzchen, das viel Pflege braucht.“ Ihr juristisches Wissen hilft enorm. Wenn Verträge abgeschlossen werden müssen oder bei Bankgesprächen.
Vielfach ausgezeichnet
Die Vereinigung Wirtschaftshof Spandau unterstützt ihr junges Mitglied beim netzwerken und vermittelt Kontakte. Zu den Restaurants auf der Zitadelle zum Beispiel, wo Andrea Stenz gerade versucht, „einen Fuß in die Tür zu bekommen“. Motivation sind ganz sicher auch die Auszeichnungen, die „Ände“ gewonnen hat. Den „Good Food Award“, den „Drinkstarter“-Preis und den „Edeka-Foodstarter“. Besonders stolz ist Andrea Stenz auf den „Berliner Unternehmerpreis“, den sie 2018 bekamen – auch für ihr soziales Engagement im Verein NFTE und im Projekt „Start up your future“, wo sie als Mentoren Flüchtlingen helfen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Was man dafür braucht? „Den eisernen Willen es durchzuziehen“, sagt Andrea Stenz. „Und man sollte sich Menschen suchen, die einem dabei Mut machen.“
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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