Über die Vergangenheit in die Zukunft
Ausstellung im Infocenter TXL erinnert an die Eröffnung des Flughafens Tegel vor 50 Jahren und mehr

„MATERIAL CULTURE BERLIN TXL 2024. Ein Bauwerk für die Zukunft“ ist der Titel der Ausstellung. | Foto:  Thomas Frey
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Den Flughafen Tegel gibt es seit vier Jahren nicht mehr. Trotzdem ist er in der Erinnerung vieler Menschen noch immer präsent. Das liegt sicher an seiner Geschichte und wohl auch daran, was künftig auf dem riesigen Areal passieren soll.

Beides ist jetzt Thema der Ausstellung „MATERIAL CULTURE BERLIN TXL 2024. Ein Bauwerk für die Zukunft.“, die bis zum 30. November im Infocenter der Tegel Projekt GmbH zu sehen ist. Die Schau, kuratiert von Marija Marchuk entstand aus Anlass des 50. Jubiläums der Eröffnung des neuen Flughafens am 23. Oktober 1974 und verbindet den damaligen Neubau mit dem heutigen Tegel-Projekt. Beide stehen für eine Vision, die aus ihrer jeweiligen Zeit heraus betrachtet werden müsse. Darüber hinaus gibt es konkrete Verbindungen.

Der Flughafen Tegel war das Werk eines damals noch jungen Architektenbüros namens Gerkan, Marg und Partner. Nach heutiger Definition handelte es sich um ein Start-up, das sich 1965 an der Ausschreibung für dieses Projekt beteiligte und gewann.

Der Entwurf, dessen Planskizzen in der Ausstellung zum ersten Mal öffentlich zu sehen sind, setzte Meilensteine in mehrerer Hinsicht. Das als Hektagon konzipierte Hauptgebäude sorgte dafür, dass zwischen Eingang und Check-in oft nur wenige Metern zurückzulegen waren. Auch die Gefahr, dass sich jemand verläuft, war durch den Rundbau minimiert. Ein Passagier musste nur auf dem Hauptweg bleiben, um irgendwann zu seinem Gate zu gelangen. Zumindest galt das bis in die frühen 1990er-Jahre. Als das Fluggastaufkommen nach der Wiedervereinigung massiv zunahm und der Flughafen erweitert werden musste, ging diese Struktur mehr und mehr verloren.

Prägend war auch das Interieur. Seine Feinheiten werden einem beim Betrachten mancher Bilder in der Ausstellung erneut oder auch zum ersten Mal bewusst. Dazu gehören ebenfalls die in Hektagonform gehaltenen Sitzecken, eine Formsprache, die sich auch über Decken und Fliesen weiterzieht. Das von Wolfgang Feierbach entworfene Kunststoffdesign und auch einst im Flughafen ausgestellte zeitgenössische Kunst stechen hervor.

Wolfgang Feierbach bildet eine Brücke zwischen der Vergangenheit und Zukunft von Tegel. Sein sogenannter Feierbach-Container, einst Teil des Flughafenensembles, soll zu einem sogenannten „Futr Hut“ werden, einem Ort, in dem die neuen Innovationen der Urban Tech Republic präsentiert werden.

Rund 30 Unternehmen, respektive Start-ups haben sich inzwischen auf dem ehemaligen Airport-Areal angesiedelt. Sie beschäftigen sich mit autonomem Fahren, nachhaltiger Herstellung von Lampenschirmen oder Textilien. Oder sie fertigen Kunst und Objekte aus Gegenständen an, die bei der Kampfmittelräumung entdeckt wurden. Diese und weitere Beispiele sind im zweiten Teil der Ausstellung zu sehen.

Der Flughafenbau vor 50 Jahren war ein herausragendes architektonisches Beispiel für diese Epoche. Auch für manches, was heute anders gesehen wird. Deutlich wird das zum Beispiel an seiner autogerechten Konstruktion. Am besten war Tegel mit dem eigenen PKW oder Taxi zu erreichen. Er reichte aber auch weit über seine Zeit hinaus und blieb auch deshalb im wahrsten Sinne des Wortes eine Art Wegweiser. Gerade daran will die Urban Tech Republic anknüpfen und Antworten auf neue Fragen geben.

Der Infocenter Berlin TXL befindet sich am Eingang des ehemaligen Flughafens Tegel, Adresse Flughafen Tegel 1. Die Ausstellung kann freitags von 14 bis 18, sonnabends und sonntags von 11 bis 16 Uhr besucht werden. Der Eintritt ist frei. Jeden Sonntag gibt es um 11.30 Uhr eine kostenlose Führung. Anmeldung unter bwurl.de/1afj. Zum Begleitprogramm gehören auch mehrere Workshops.

Weitere Informationen gibt es im Internet auf www.tegelprojekt.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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