Autobahn bremst Wohnungsbau aus
Das Schumacher Quartier kann bisher nicht wie geplant realisiert werden
Das Schumacher Quartier auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel ist eines der wichtigsten und ambitioniertesten Bauprojekte in Berlin. Rund 5000 Wohnungen sollen dort entstehen. Es könnten aber auch weniger werden.
Grund dafür sind die noch immer nicht abgeschlossenen Verhandlungen mit der bundeseigenen Autobahn GmbH. Nach Informationen des RBB verlangt sie einen größeren Abstand der Neubauten zum Tunnel der Autobahn 111, der unter dem einstigen Flughafenareal verläuft. Statt der eigentlich geplanten 15 bis 20 Meter, soll die Distanz mindestens 40 Meter betragen.
Die 40 Abstandmeter seien Vorgaben aus dem Bundesfernstraßengesetz, erklärte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf Nachfrage der Berliner Woche. In diesem Bereich dürften entlang von Bundesautobahnen Hochbauten jeglicher Art nicht errichtet werden. Ausnahmen seien aber mit Zustimmung der zuständigen Behörden möglich. Die Autobahn GmbH arbeite gemeinsam mit der Senatsverwaltung an einer Lösung, um die Ausnahme zu ermöglichen. Aktuell würden Untersuchungen durchgeführt, um die Auswirkungen der Hochbauten im Umfeld des Tunnels Flughafen Tegel zu ermitteln. Sie müssten jetzt ausgewertet und bewertet werden.
Kommt es zu keiner Lösung, könnten rund 570 Wohnungen zumindest nicht wie vorgesehen gebaut werden. Das sind mehr als zehn Prozent der vorgesehenen Neubauten. Diese Angabe machte die Stadtentwicklungsverwaltung im vergangenen Oktober in ihrer Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Julian Schwarze. Was in einem solchen Fall passiere, darauf ging die Senatsverwaltung aktuell nicht direkt ein. Das Ziel sei, die Realisierbarkeit der Wohneinheiten zu ermöglichen.
Laut RBB wird aber bereits überlegt, andere Gebäude höher zu bauen, um trotz weniger Fläche auf die vorgesehenen 5000 Wohnungen zu kommen. Das könnte allerdings ebenfalls problematisch werden. Das Schumacher Quartier wird als eine Art ökologisches und klimafreundliches Musterviertel geplant. Dazu gehört, dass ein Großteil der Gebäude aus Holz errichtet werden soll. Die Rede ist bereits vom weltweit größten Neubaugebiet, bei dem dieser nachhaltige Rohstoff verwendet wird, und auf jeden Fall von einem Vorzeigeprojekt.
Allerdings stößt die Holzbauweise ab einer bestimmten Gebäudehöhe schon wegen Auflagen, etwa zum Brandschutz, bisher an Grenzen. Außerdem gibt es Zweifel an der entsprechenden Verfügbarkeit und die Befürchtung höherer Kosten.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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