Anstelle des Spaßbades entstanden letztlich Wohnungen
Denkmalschutz für die IBA-Bauten
Das Landesdenkmal hat die Tegeler Bauten der Internationalen Bauausstellung 1987 (IBA ’87) unter Schutz gestellt. Zur Bekanntgabe der Entscheidung luden Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) und Bürgermeister Frank Balzer (CDU) zu einem kleinen Rundgang ein.
Als erster drückt Bürgermeister Frank Balzer seine Verwunderung aus. Er sei überrascht, dass Gebäude zu Denkmalen erklärt werden, die jünger sind als er. Ähnlich geht es Kultursenator Klaus Lederer. Er war dreizehn Jahre alt, als in den 1980er Jahren der ehemalige Tegeler Hafen in einen Kultur- und Wohnstrandort umgewandelt wurde. Ein wenig jünger war Landeskonservator Christoph Rauhut: „Ich war damals drei Jahre alt“.
Immerhin: Lederer kannte die Humboldt-Bibliothek, entworfen von Charles Willard Moore, John Ruble und Yudell, aus persönlichem Erleben. Hier begann der Rundgang. Mit einem katholischen Laienchor hat Lederer hier vor 20 Jahren den Messias auf Englisch gesungen. Er kann sich noch erinnern, wo „damals die Trompeten standen“.
Bürger waren an Planungen beteiligt
Lederer erklärt dann auch, warum so „junge Gebäude“ unter Schutz gestellt wurden. Die IBA ’87 hatte nach den Kahlschlagsanierungen der 1960er und 1970er Jahre das Ziel der „behutsamen Stadterneuerung“ und des Stadtneubaus. Sie lockte laut Lederer die weltbesten Architekten nach Berlin. Und das wird auch von den Nutzern geschätzt. Rauhut hat beobachtet, dass Mieter und Besitzer sehr sorgsam mit den Bauten umgehen. Ihnen sei bewusst, in einer besonders anspruchsvollen Architektur zu leben. Beide betonen, dass die Bauausstellung auch von der Beteiligung der Bürger an den Planungen lebte, auch wenn es gerade in Tegel immer mal wieder Kritik an postmodernen Spielereien gab.
Die IBA hatte auch ökologische Auswirkungen. So sorgt die Phosphateliminationsanlage an der Buddestraße 33/35 dafür, dass der Tegeler See sauberer wurde. Auch diese technische Anlage, entworfen von Gustav Peichl, steht jetzt unter Denkmalschutz.
"Teuerstes Hundeauslaufgebiet Berlins"
Bürgermeister Balzer kam es zu, darauf hinzuweisen, dass nicht alle IBA-Pläne in Tegel verwirklicht wurden. So scheiterte das auf der künstlich aufgeschütteten Insel vorgesehene Spaßbad an mangelnden Rendite-Erwartungen. Die Insel, für rund 20 Millionen Mark aufgeschüttet, wurde zum teuersten Hundeauslaufgebiet Berlin. Als es dann für geplanten Wohnungsbau gerodet wurde, waren nicht nur viele Tegeler empört. Es ärgerte sie dann auch, dass es Jahres dauerte, bis wirklich gebaut wurde.
Auch Lederer bedauert, dass von dem größeren Kulturstandort mit Theater und anderem nur die Bibliothek geblieben ist. Sie ist weiterhin Anziehungspunkt weit über Tegel hinaus, auch wenn die vorgelagerte Neubebauung mit Wohnungen und Seniorenheim den Blick auf das architektonische Kleinod verstellt. Was geblieben ist: Der Zugang zum Wasser ist an vielen Stellen öffentlich, die Schönheit der Stadt ist nicht nur für Hausbesitzer da.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.