Tonnenschwere Kampfmittel aus der Kaiserzeit
Räumdienst entdeckt Granaten im Boden des ehemaligen Flughafengeländes

Unter anderem Granaten aus dem Kaiserreich befanden sich im Boden des Flughafengeländes. | Foto:  Tegel Projekt GmbH
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Seit gut einem Jahr wird das einstige Flughafenareal in Tegel auf Altlasten im Boden untersucht. Besonders im Fokus ist dabei der Bereich des künftigen Schumacher-Quartiers. Hier hat es zuletzt einen riesigen Fund gegeben.

Diese Granaten, beziehungsweise ihre Reste, sind teilweise fast 150 Jahre alt. | Foto: Tegel Projekt GmbH
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Ende Juni bargen die Experten des Räumdienstes 61 bleiummantelte Artillerie-Granaten, darunter mehrere 28-Zentimeter Großgeschosse. Zusammen haben sie ein Gewicht von 6300 Kilogramm. Eine weitere Besonderheit ist ihre Herkunft. Die Granaten stammen aus der Zeit zwischen 1875 und 1905 und damit aus dem deutschen Kaiserreich.

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich bei ihnen nicht um Kriegsmunition, erklärte Alexander Döring, Feuerwerker und Bauleiter der Kampfmittelräumung. Sie seien vielmehr von der preußischen Armee zu Testzwecken genutzt worden. Ausprobiert wurde beispielsweise, wie sie mit unterschiedlichen Sprengstoffen funktionieren. Anderes Material wäre dafür ebenfalls getestet worden. "Einige wurden auch mit Erbsen gefüllt, um die Funktionalität verschiedener Geschütze zu erproben", erläuterte Alexander Döring.

Ein Kampfmittelräumtrupp beim Erkunden des Areals. | Foto: Tegel Projekt GmbH
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Der genaue Inhalt der Einzelstücke ist unbekannt. Die Granaten wären wahrscheinlich deshalb in so großer Anzahl an einem Ort gefunden worden, vermutet Döring, weil damals nicht lagerungsfähige Munition in Trichtern vebrannt wurde, um sie unschädlich zu machen. Der Rest verblieb mehr als 100 Jahre in etwa zwei Metern Tiefe.

Die Geschosse oder was von ihnen noch übrig ist, wurden von der Polizei zum Sprengplatz Grunewald gebracht und dort entschärft. Es werden allerdings noch weitere solcher Funde erwartet.

Dass das einstige Tegeler Flughafengelände in früheren Zeiten als Schießplatz und Waffenversuchsareal diente, war bekannt. Dazu kamen Bombenabwürfe während des Zweiten Weltkriegs.

Weitere solcher Funde erwartet der Räumdienst noch. | Foto: Tegel Projekt GmbH
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Seit Beginn der Kampfmittelräumungen vor 14 Monaten sind nach Angaben der Tegel Projekt GmbH rund 200 000 Quadratmeter untersucht und von Altlasten befreit worden. Dabei wurden 110 000 Kubikmeter Erde bewegt, was ungefähr 4400 LKW-Ladungen entspreche. Die Zahl der bisherigen Fundsachen wird mit 5650 Stück angegeben, vor allem Granaten, Brandbomben und Nahkampfmittel. Ihr Gesamtgewicht ergebe 10,4 Tonnen. Dazu kämen 65 Tonnen Munitionsschrott.

Die Räumung der Baustellenzufahrt am Kurt-Schumacher-Damm sei abgeschlossen. Bereiche im ersten Bauabschnitt des künftigen Schumacher Quartiers sollen bis Jahresende kampfmittelfrei sein. "In wenige Wochen starten wir dort mit den ersten Verfahren für die Grundstücksvergabe", teilte Tegel Projekt-Chefin Gudrun Sack mit. "Bis die Verträge unterschriftsreif sind, werden auch die letzten Relikte militärischer Vergangenheit beseitigt sein."

Das gilt allerdings noch nicht überall. Im Zufahrtsbereich zum ehemaligen Terminal, der künftigen Urban Tech Republic, ruhen die Räumarbeiten wohl noch eine ganze Weile, weil das Gebäude als Ankunftszentrum für geflüchtete Menschen aus der Ukraine dient.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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