Bibliothek ist verborgenes Schmuckstück
30 Jahre Bücherhaus
Sie ist eines der architektonischen Schmuckstücke des Bezirks und zugleich Bezirkszentralbibliothek: Am Sonntag, 13. Januar, feiert die Humboldt-Bibliothek von 11 bis 16 Uhr ihren 30. Geburtstag.
Für ihren Schöpfer, den amerikanischen Architekten Charles Moore, war sie immer das bedeutendste Gebäude, das er und sein Team je entworfen haben. Die Bibliothek am künstlichen Becken, das den einstigen Tegeler Hafen bis fast an die Karolinenstraße heranzieht, ist ein Manifest der Postmoderne, aber eines, auf das eben nicht Heinrich Zilles Sprichwort zutrifft, dass man mit Architektur auch Menschen wie mit einer Axt erschlagen könne.
Die Bibliothek wurde aus einer großartigen Idee geboren, und wer sie nutzt, spürt das bis heute. Da ist das klassische Portal, das sich spielerisch von der eigentlichen Gebäudehülle absetzt und damit signalisiert, dass es nur ein Zitat klassischer Architektur ist. Wer darunter eintritt, betritt ein Gebäude voller Funktionalität und von immer noch grandioser Schönheit. Es bietet den großzügigen Raum und den intimen Rückzugsort. Vom Foyer aus hat der Besucher das große Ganze im Blick, und er sieht sofort, wohin er sich zurückziehen kann, wenn er sich auf ein vielleicht auszuleihendes Buch konzentrieren möchte.
Als die Bibliothek ans Netz ging, war mit der Digitalisierung nicht zu rechnen. Heute können von hier Nutzer selbstverständlich ins weltweite Netz eintauchen. Schülergruppen finden hier nicht nur versierte Bibliothekare vor, sondern auch einen Roboter, der freundliches Programmierversuchsobjekt ist.
Bauausstellung 1987 war der Ausgangspunkt
Ein bisschen ist die Humboldt-Bibliothek Opfer geworden eines Erfolges, den die Internationale Bauausstellung 1987 verspätet erfahren hat. Damals sollten im alten West-Berlin Architekten zeigen, was ihre Kunst so alles kann, und ihnen gelang es auch, aus dem dahinsiechenden Tegeler Hafen ein neues Quartier zu machen – mit der Bibliothek als strahlendem Wahrzeichen.
Dieses Leuchten über Tegel war aber zunächst auch Ergebnis eines Scheiterns. Der Generalplan der Bauausstellung hatte auf der künstlichen Insel im Hafenbecken einen Freizeitpark vorgesehen, der sich jedoch nicht verwirklichen ließ. Es gab schlicht keine Interessenten – erst recht nicht, als im Jahr der Bibliothekseröffnung die Mauer fiel. Wer sich jetzt im Wasser amüsieren wollte, hatte ganz andere Möglichkeiten. Die Pläne für die Insel änderten sich, mit Schwerpunkt auf Gesundheitszentrum oder Seniorenwohnen, und blieben ebenso in der Schublade. Die Insel erlangte Berühmtheit als für 20 Millionen D-Mark aufgeschüttetes teuerstes Hundeauslaufgebiet Berlin. Dahinter leuchtete die Bibliothek als erfülltes Architektur-Versprechen.
Verschmierte Skulpturen, gestohlener Sextant
Längst ist die Insel bebaut, und auch das direkte Vorfeld der Bibliothek. Ortsunkundige Architekturinteressierte müssen jetzt genau hinsehen, damit sie das Kleinod hinter der neuen Bebauung finden. Wenn sie das geschafft haben, stehen sie noch immer vor einem wunderbaren Gebäude. Dessen Namensgeber stehen als Skulpturen des Künstlers Detlef Kraft davor, ergänzt um Spuren von Berliner Vandalismus. Dem Weltreisenden Alexander von Humboldt haben Kriminelle vor Jahren zudem den Sextanten gestohlen.
Den 30. Geburtstag leitet die Humboldt-Bibliothek schon am Sonnabend, 12. Januar, von 11 bis 16 Uhr mit einem Bücherflohmarkt ein. Am Sonntag, 13. Januar, öffnet sie mit allen Angeboten von 11 bis 16 Uhr. Um 11 Uhr gastiert das Berliner Puppentheater mit „Petterson und Findus: eine Geburtstagstorte für die Katze“. Um 12 Uhr wird eine Geburtstagstorte mit Überraschungsangeboten angeschnitten. Um 13 Uhr öffnen Mitmach-Stationen, um 14 Uhr beginnt eine Architekturführung. Um 15 Uhr startet ein Bilderbuchkino. Der Eintritt zu allen Angeboten ist frei.
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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