Kunstwerk hinter Haftmauern
Bei Reinigung der Kirche der Justzivollzugsanstalt wurden Wandmalereien entdeckt
Eigentlich sollte die Kirche in der Justizvollzugsanstalt Tegel nur gründlich gereinigt werden. Daraus wurde allerdings eine 18-monatige Restaurierung, die ein bisher verborgenes Kunstwerk zum Vorschein brachte.
Zunächst seien in den Archivunterlagen Fotos von Wandmalereien entdeckt worden, die bei der Begehung der Gefängniskirche nicht zu sehen waren, teilte die BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit, in deren Auftrag die Arbeiten stattfanden. Aus den Fotos habe sich ergeben, dass einst die gesamte Ostwand, an der sich Altar und Orgel befinden, bemalt war. Sogenannte Suchschnitte haben das bestätigt. Zuerst zeigte ein kleiner freigelegter Bereich Teile der ehemaligen Wandgestaltung, bei weiteren Arbeiten sei „ein kleines Kunstwerk“ zum Vorschein gekommen, das „jahrzehntelang hinter Farbe verborgen war“.
Die neugotischen Vorhangmalereien in Schablonentechnik zeigten Kreuze und florale Muster, die von Restauratorinnen und Restauratoren originalgetreu nachgemalt wurden. Auch ein Teil des Spruchbandes „Komm zu mir, denn ich erlöse dich“, konnte anhand von Archivbildern erkannt werden.
Nach Ansicht von Experten sei der gute Zustand der Malereien bemerkenswert, teilte die BIM ebenfalls mit. Sie entstanden wahrscheinlich im Jahr 1904. Keine Kenntnis gibt es über die Künstlerin oder den Künstler des Gemäldes. Auch warum es übermalt wurde, ist nicht bekannt. Das Freilegen hätte etwas von einer Schatzsuche gehabt, erklärte BIM-Geschäftsführerin Birgit Möhring.
Parallel zur Restaurierung sei außerdem jeder Quadratzentimeter in der Kirche in mühsamer Handarbeit mit Schwämmen von über Jahrzehnte dort abgelagertem Staub und Schmutz befreit worden. Auch das Gebälk wurde gesäubert und die alten Kirchenbänke erneuert.
Anlass für das Großreinemachen war das 125-jährige Bestehen der Justizvollzugsanstalt Tegel, woran in einer Feierstunde im Oktober erinnert wurde. Die Kosten für das Gesamtprojekt lagen laut BIM im mittleren sechsstelligen Bereich.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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