Offene Ateliers am Wochenende im Kunstzentrum Tegel-Süd
Tegel. Vom Geheimtipp zum Muss, nicht nur für Kunstfans: Am 12. und 13. November steigt in der Stadt zum achten Mal die Lange Nacht der Ateliers. Mit von der Partie ist auch in diesem Jahr das Kunstzentrum Tegel-Süd.
An normalen Tagen öffnet und schließt sich die Tür zum Kunstzentrum an der Neheimer Straße 54-60 eher selten. Wenn keine Workshops oder Werkstattbesuche anstehen, wirkt der rote Klinkerbau beinahe verlassen.
Das ändert sich zur Langen Nacht der Ateliers. Dann schieben sich jeweils mehrere Hundert Neugierige durch die Flure und Studios des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der Rheinmetall AG. Dort haben über 30 Profi- und Freizeitkünstler ihre Ateliers. Zur Langen Nacht öffnen sie die Kreativkammern, präsentieren ihre Werke und plaudern mit den Gästen über Kunst und die Welt.
Corinna Dunkel zum Beispiel: Ihr Atelier im ersten Stock ist vollgestopft mit großformatigen Stillleben und Porträts, die fast wie Fotos aussehen. Die „Auftragskünstlerin“ malt gern nach mitgebrachten Vorlagen und überwiegend mit Farbstiften.
Ganz andere Werke entstehen im Studio nebenan. Dort kreiert Monika Hartmann-Stange aus Fundstücken filigrane Hängekollagen. Knöpfe und Glöckchen vom Schoko-Hasen kombiniert sie mit Naturmaterial, bisweilen ist auch eine Plastiktüte eingeflochten. Bevor sie das Atelier in Tegel bezog, hatte Monika Hartmann-Stange ein Studio auf dem Künstlerhof Frohnau. Im Kunstzentrum gefällt es ihr besser. „Es ist hier offener“, sagt sie. „Und ich mag das gute Verhältnis untereinander.“
Kunstinteressierten Reinickendorfern dürfte Marie-Claire Feltin keine Unbekannte sein. Seit 1966 lebt die Französin in Berlin, ihre Arbeiten hat sie schon in zig Ausstellungen gezeigt. Die 80-Jährige malt mit Acrylfarben – zentrales Motiv ist der menschliche Körper, bevorzugt in Gestalt starker Frauenfiguren aus Mythologie oder Moderne. Ihre Ausstellung „Lebenslinien“ ist noch bis zum Sommer im Centre Bagatelle in Frohnau zu sehen. Katrin Merle sitzt im dritten Stock und hat zwei Steckenpferde: Acrylmalerei und Collage. Die Buchillustratorin arbeitet meistens zu Hause; im Atelier des Kunstzentrums bewahrt sie ihre größeren Acrylbilder auf. Mit besonderer Leidenschaft widmet sie sich aber dem Urban Sketching. Dabei entstehen städtische Szenen im Miniatur-Format, die sie immer und überall zeichnen kann. Und die sie – ganz zeitgemäß – online stellt. Via Blog oder Post in den sozialen Medien.
Kollegin Ute Ragutzki kam auf einer Insel zur Welt. „Mein Geburtsort Norderney ist wohl der Grund, warum ich überwiegend Landschaften male“, sagt sie. „Ich liebe den Blick aufs Watt.“ Ihre Bilder auf handgeschöpftem Büttenpapier wirken durch kräftige Farben und eine spezielle Struktur. Das Geheimnis: Zehn- bis 20-mal wäscht sie die aufgetragene Farbschicht aus, dadurch entstehen ungewöhnliche Oberflächen.
Alle Mieter des Kunstzentrums liefern für die Lange Nacht der Ateliers einen Beitrag zur Gemeinschaftsausstellung. Die hat in diesem Jahr den Schwerpunkt „Grafik“. Die Lange Nacht steigt am 12. November von 18 bis 24 Uhr. Tagmenschfreundlicher ist der Nachschlag am 13. November von 11 bis 17 Uhr. Kulturstadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) läutet das Ereignis am Sonnabend um 18 Uhr ein, das Musikerduo Chris Reinhardt & Felix Dubiel spielt Jazz, Pop und Klassik. Die Künstler bieten Häppchen und Getränke an, der Eintritt ist frei. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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