Stefan Schomann lernte einst Reiten in Humboldts Stall
Vom Glück auf dem Pferd
Der Journalist Stefan Schomann hat seine Pferdeexpertise in Tegel erworben. Jetzt stellte er sein Buch „Das Glück auf Erden – Reisen zu Pferd“ in der Humboldt-Bibliothek vor.
Es sind große Spuren, in die Stefan Schomann vor langer Zeit seine Sporen setzte. In der schon lange geschlossenen Reitschule Tegel setzte er sich erstmals intensiver mit den Vierbeinern auseinander, auf deren Rücken viele Menschen sprichwörtlich das Glück auf Erden suchen. Die Reitschule befand sich in den Reitställen des Schlosses Tegel. Hier hatte auch jemand Reiten gelernt, der mit seinen Reisen zu Weltruhm gelangte: Alexander von Humboldt, der in den Anden zu Pferd und auf Maultieren unterwegs war, und in der Kalesche von Berlin über Russland bis an die chinesische Grenze fuhr. 12.000 Pferde, so hat es Schomann ausgerechnet, müssen damals den Gelehrten hin und zurück kutschiert haben. In diesem Jahr wird Alexander von Humboldts 250. Geburtstag (am 14. September) begangen.
In Berlin ist das Pferd
ein Freizeitpartner
Schomann selbst sieht sich nicht als den perfekten Reiter, aber eine Menge Pferdeverstand bringt er dann doch zusammen. Ein Hufeisen ziert sein Buch. In unterhaltsamem Plauderton führt er auch den Nicht-Reiter in die Welt der Pferde ein, aber auch in die Kulturen, die diese Tiere bis heute prägen. Während in Städten wie Berlin das Pferd vor allem Freizeitpartner des Menschen geworden ist, ist es woanders immer noch so gegenwärtig wie im Europa des 19. Jahrhunderts, gegen dessen Ende immer mehr Motoren die tierische Zugkraft ablösten.
In Island lassen sich Gletscher auf Hufen immer noch wirtschaftlicher umrunden als auf Autos oder in Booten, in Marokko sind die Tiere wesentlicher Bestandteil einer hoch subventionierten Turnier- und Schauspielbranche, die zugleich Statussymbole liefert. In vielen Gegenden werden Jungen erst dann zum Mann, wenn sie ein eigenes Pferd haben, für das notfalls die ganze Familie zusammenlegt.
Auch in weniger exotischen Ländern treiben Pferde die Wirtschaft an. In Südtirol kreuzen sich auf Haflingern reitende Langstreckenwanderer mit anderen Erholung suchenden, ob zu Fuß oder auf Skiern. Sogar den kulturellen Austausch treiben die Pferde an. Hoch spezialisierte Züchter reisen von Europa immer wieder nach Nordafrika, um dort Araber- oder Berberpferde oder auch Mischungen aus beiden zu ordern.
Wer also an Feldern und Wiesen beispielsweise in Lübars Reitern begegnet, trifft auf ganz aktuelle Zeugnisse alter Kultur und Wirtschaft.
Stefan Schomanns Buch „Das Glück auf Erden – Reisen zu Pferd“ ist erschienen im Picus Verlag Wien, hat 303 Seiten und kostet 24 Euro (ISBN 978-3-7117-2061-0).
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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