Elfriede Bartz und ihr "Kegel" feiern Jubiläum

Mit ihren 79 Jahren steht Elfriede Bartz immer noch am Zapfhahn ihres Kegels. | Foto: Kiefert
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Tegel. Seit 40 Jahren steht Elfriede Bartz hinter der Theke ihrer Altberliner Stampe "Zum Kegel". Für Stammgäste ist der urige Laden so etwas wie eine Ersatzfamilie. Hier wird gelacht, getrunken und das Herz ausgeschüttet.

Elfriede Bartz ist 79 und steht immer noch am Zapfhahn. "Was soll ich zuhause? Da fällt mir die Decke auf den Kopf", sagt sie. Sie trägt eine schicke Bluse unter der silbergrauen Strickjacke und hat einen freundlichen, klaren Blick. Wenn Elfriede Bartz lacht, und das tut sie oft, geht sie glatt als 60-Jährige durch. Tausende Kneipennächte haben ihrem Gesicht nichts angetan. Nur der Rücken macht es ihr manchmal schwer.

Seit 40 Jahren ist sie Gastwirtin in der Altberliner Stampe "Zum Kegel", Grußdorfstraße 1-3. Mittlerweile schmeißt ihr Sohn Michael den urigen Laden, der am 1. Mai Betriebsjubiläum feiert. Aber Elfriede Bartz ist immer noch die Chefin, obwohl sie das Wort nicht gerne hört. Für ihre Stammkunden ist sie die "Elfi" oder "MT". "Mutter Teresa", sagt Michael. "Denn sie hilft jedem." Elfriede Bartz lächelt bescheiden. Dabei weiß sie mehr, als sie sagt. Denn viele schütten das Herz bei ihr aus, egal, ob echte Kerle oder gestandene Frauen. Wenn der Alkohol fließt, erfährt Elfi alles. Von Alltagssorgen und Eheproblemen, von Geldnöten und Einsamkeit. Sie selbst trinkt aber keinen Tropfen Alkohol. "Der schmeckt mir einfach nicht", sagt sie.

Zu ihrem Beruf als Gastwirtin kam Elfriede Bartz eher zufällig. Sie jobbte in jungen Jahren als Serviererin in einem Restaurant. Ihr Mann, ein Stammgast, war Fernfahrer. Eines Tages kam die Chefin zu ihr. Sie wolle die Gaststätte aufgeben, aber guten Händen überlassen. Ob sie nicht will, hat die Chefin Elfriede gefragt. Die besprach sich mit ihrem Mann und sagte zu. Das war im Jahr 1972, und das Lokal stand in Wittenau. Zwei Jahre ging alles gut, dann mussten sie schließen. Die Gaststätte sollte Wohnhäusern weichen.

Die Bartz’ suchten lange nach einer Alternative. Eine Gaststätte mit Kegelbahn sollte es sein, denn die bringt Gäste. So fanden sie schließlich den Kegel. Früher hieß der noch "Filmeck", weil gleich nebenan der Filmpalast stand. Um die Jahrhundertwende gehörte das Haus der Baronin von Stryk. Die Bartz’ pachteten also 1974 die Gaststätte mit zwei Kegelbahnen für 3000 DM im Monat. Weil der Vorbesitzer den Laden ziemlich runtergewirtschaftet hatte, musste erst einmal gründlich saniert werden. "Wir brauchten ein Jahr, bis wir fertig waren und das bei laufendem Betrieb", erinnert sich Elfriede Bartz an die harte Anfangszeit.

Ob sie sich noch an ihre ersten Gäste erinnert? "Na klar. Das war der Tambouraschen-Chor, der hier üben wollte." Die "Wellebit", so nennt sich die Truppe, kommt heute noch vorbei. Das liegt auch daran, dass der Kegel sehr geräumig ist: Zwei Kegelbahnen im Keller, zwei Gasträume, ein Billard- und ein Dart-Zimmer. Zu den Stammkunden gehören ein Imker- und ein Versicherungsverein, der Motorradclub "Thunder Hawk", Musiker, Fußballer und natürlich die Kegler und die Leute aus dem Kiez. Wenn der Laden richtig brummt, steht Elfriede Bartz in der Küche und kocht Eisbein, Rouladen oder Gänsebraten. Sie wäscht Gläser, putzt und schwatzt mit den Gästen.

Schon morgens um 9 Uhr ist der Kegel geöffnet. Sechs Tage die Woche. Dann kommen müde Taxifahrer von ihrer Schicht zum Frühstücken. "Richtig voll wird es auch an den Hartz-Tagen", sagt Elfriede Bartz und lacht. Sie meint die Tage im Monat, an denen das Jobcenter Hartz IV auszahlt.

Wenn es mal ruhig ist im Kegel, sitzt Elfriede Bartz an einem runden Holztisch in der Ecke und löst Kreuzworträtsel. An der Wand hinter ihr hängt eine bunte Versammlung von Bildern. Erinnerungsfotos an verunglückte Biker der "Thunder Hawks" und Urkunden von ihren Betriebsjubiläen. Am 1. Mai wird sie eine neue aufhängen. Dann wird der Kegel 40 Jahre alt und zünftig gefeiert. Mit Musik, Alkohol und Fleisch vom Grill. Um 12 Uhr geht’s los.

Ulrike Kiefert / uk
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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