Besuch im Wasserwerk: Thomas de Maizière bei „kritischer Infrastruktur“

Tegel. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat am 24. August im Wasserwerk Tegel das zuvor im Bundeskabinett beschlossene Konzept Zivile Verteidigung vorgestellt.

Der Presseauflauf ist enorm. Dreizehn Kameras sind auf das Podium gerichtet, noch mehr schreibende Journalisten verteilen sich auf die Sitzreihen, drum herum tummeln sich die Fotografen. Die meisten sind gern in der Sommerpause aus dem Regierungsviertel an den Tegeler See gekommen, doch das Wasserwerk interessiert die meisten dann nur am Rande.

Wie könne es sein, dass kurz nach Terroranschlägen und Münchner Amoklauf die Bundesregierung die Bevölkerung indirekt zu Hamsterkäufen aufrufe? Diesen Tenor hat so manche Frage, und ähnlich gleich bleiben die Antworten des Ministers. Man müsse Pläne für den Katastrophenschutz ab und zu anpassen, und genau dies hätten die Bundesministerien getan, unabhängig von aktuellen Ereignissen.

Dass jeder Haushalt in der Lage sein sollte, sich ein paar Tage selbst zu versorgen, sei doch selbstverständlich, sagt der Minister unter Verweis auf seinen eigenen „vollgestellten Keller“, in den er aber keinen Journalisten hineinlassen möchte.

Leitfaden ist acht Jahre alt

In der Tat stammt ein Leitfaden zum „Schutz kritischer Infrastrukturen“, den Mitarbeiter de Maizières zuvor verteilten, aus dem Jahr 2008, da kamen gerade die Smartphones auf. Am Tegeler See wird seit 1877 Trinkwasser gefördert, das aktuelle Werk stammt von 1969 und ist eines von neun in Berlin. Sein Funktionieren ist wie vieles andere vom Strom abhängig. Fällt der aus, stehen laut Jörg Simon, Chef der Berliner Wasserbetriebe, sofort Notstromaggregate zur Verfügung.

Doch nicht nur ein Ausfall des Stroms könnte die Berliner Wasserversorgung beeinträchtigen. „Viele Prozesse sind bei uns automatisiert, deshalb ist für uns sichere Informationstechnologie wichtig“, sagt Simon. Und er macht auch die Dimension deutlich, die die Berliner Wasserförderung hat: „Wir fördern pro Tag eine halbe Million Kubikmeter Wasser, die würden das Olympiastadion zur Hälfte füllen.“ Geht da etwas schief, sind die Berliner gut dran, die ein paar Kisten Mineralwasser im Keller haben. CS

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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