Senat plant weiteres Flüchtlingszentrum in Tegel
Standort auf früherem Flughafengelände soll 2000 bis 3000 geflüchteten Menschen Platz bieten
Auf dem ehemaligen Flughafen Tegel gibt es das riesige Flüchtlingszentrum mit aktuell rund 6500 Plätzen. Ein weiteres könnte hinzukommen.
Im Norden des Flughafenareals auf dem bisher noch genutzten militärischen Teil plant der Senat einen weiteren Standort. Aktuell ist in diesem Bereich die Hubschrauberstaffel der Bundeswehr stationiert. Deren Abzug ist bereits im Frühjahr 2026 geplant, drei Jahre früher als ursprünglich vorgesehen. Mit der Bundeswehr gebe es „gute Gespräche“ über das Vorhaben Flüchtlingsunterkunft, erklärte Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD). Auch wenn noch nicht alles unter Dach und Fach sei.
Nach ihren Angaben sollen an dem neuen Standort 2000 bis 3000 geflüchtete Menschen Platz haben. Anders als im großen Flüchtlingszentrum handle es sich hier um eine dezentrale Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften und nicht um eine Notunterkunft. Im großen Flüchtlingszentrum, das wegen teils chaotischer Zustände immer wieder in der Kritik steht, plant die Senatorin die Kapazitäten zu reduzieren. Auch deshalb, weil die Masseneinrichtung dem geplanten Umbau zur Urban Tech Republic im Weg steht.
Der Standort in Tegel Nord wurde bereits im vergangenen April vom Senat als einer von zwei Flächen für neue Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk Reinickendorf genannt. Beim zweiten handelt es sich um das Borsigareal, ebenfalls im Ortsteil Tegel. Vor allem gegen letztere gab es Protest, vor allem von Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU). Sie verwies auf das dortige Industrie- und Gewerbegelände, außerdem fehle es im Umfeld beispielsweise an Schulen und Kitas für zusätzliche Kinder.
Das Unterbringen von Geflüchteten auf dem militärischen Teil des Flughafens wird wiederum von der CDU Tegel abgelehnt. Das würde das angrenzende Wohngebiet stark verändern und die unmittelbare Nachbarschaft überfordern, erklärte der Vorsitzende Felix Schönebeck. Obendrein sei auch an dieser Stelle die Infrastruktur für zusätzlich bis zu 3000 Menschen nicht gegeben. Mit solchen Plänen werde vor allem die „Akzeptanz der Bevölkerung aufs Spiel gesetzt“.
Der CDU-Bundestagskandidat Marvin Schulz verweist zudem darauf, dass es auf dem Flughafen Tegel im Bezirk Reinickendorf bereits jetzt das „größte Flüchtlingslager Europas“ gebe, und überdies das Ankunftszentrum für Asylsuchende in Wittenau. Die aktuellen Pläne hätten zur Folge, dass das Wohngebiet der Cité Guynemer sowie das unmittelbar angrenzende Naherholungsgebiet rund um den Flughafensee und die Siedlung Waldidyll erheblich beeinträchtigt würden.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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