Ruder-Revival nach 40 Jahren am Tegeler See

Der Ruderachter vom RC Tegel - hier bei einem Wiedersehen 2009 - sorgte vor 40 Jahren mit dem Deutschen Jugendmeistertitel erstmals für Furore. | Foto: Nittel
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Tegel. Es fegte ein böiger Wind über den Tegeler See, als sich Ende September acht Ruderer in ihr Boot wagten, um ein paar Schläge zu absolvieren. Allerdings waren dies keine gewöhnlichen Ruderer.

Es handelte sich um die Athleten, die 1972 bei den Deutschen U17-Jahrgangsmeisterschaften völlig überraschend und zum ersten Mal in der Geschichte des Ruder-Clubs Tegel den Titel erringen konnten. Fortan sollte dieser Jugendachter die Ruderszene dominieren. 40 Jahre später trafen sich die Ruderer der Jahrgänge 1956 und 1957 nun erneut, um in Erinnerungen zu schwelgen und eine kleine Strecke im Achter zurückzulegen. "Ich erinnere mich, dass es damals auf dem Baldeneysee in Essen auch ziemlich windig war", erklärte Lutz Redlinger, Mitglied des Achters und heute Sportwart im RC Tegel. "Aber da wir ja stets auf dem Tegeler See trainierten, wo man häufiger mal einen leichten Wellengang hat, waren wir wind- und wetterfest genug, um klarzukommen." Das Besondere am Tegeler Ruderachter war, dass er 1972 als krasser Außenseiter ins Rennen ging. "Wir waren alle mehr oder weniger einen Kopf kleiner als unsere Gegner aus Frankfurt", erinnerte sich Redlinger. Trainer Jürgen Bork hatte es aber geschafft, aus einem Haufen unterschiedlichster Charaktere eine Einheit zu formen, wie es im heutigen Leistungssport vermutlich nicht mehr möglich ist.

"Ich bin überzeugt, dass die tolle Gemeinschaft, die wir hatten und haben, ein ausschlaggebender Grund für unseren Erfolg war", ist Redlinger sicher. Zudem habe es Bork verstanden, mit einem ganz neuen Konzept aufzuwarten: Entgegen der vorherrschenden Trainingslehre habe er mit seinen Junioren auch die Langstrecke und nicht nur die Kurzstrecke trainiert. "Das war letztlich unsere Stärke, das wir zum Ende eines Rennens von hinten kamen, während unsere Gegner konditionell eingebrochen sind." Zwar konnte Bork dem Wiedersehen nicht beiwohnen. Aber zumindest telefonisch meldete er sich.

Die Mitglieder des Ruderachters wohnen alle noch in Berlin oder Brandenburg. Nur Andreas Nickel lebt in den USA, hat es bislang aber geschafft, zu jedem Wiedersehen zu erscheinen. "Solange wir gesund sind, werden wir uns in regelmäßigen Abständen treffen und auch auf den See hinaus rudern", ist Lutz Redlinger überzeugt. Da dieses Boot auch 1974 die Deutsche Jugendmeisterschaft errang - am selben Tag, an dem die Fußballnationalmannschaft Weltmeister wurde - steht der Termin für das nächste Treffen schon fest: "Prima, oder? So können wir uns 2014 noch einmal zu einem 40-jährigen Jubiläum treffen", freut sich Redlinger.

Michael Nittel / min
Autor:

Michael Nittel aus Reinickendorf

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