Arbeit erfolgt zum Schutz der Gesellschaft
50 Jahre Sozialtherapie in der JVA Tegel

In der erstmals Ende des 19. Jahrhunderts belegten Strafvollzugsanstalt Tegel gibt es seit 1970 auch eine Sozialtherapeutische Anstalt. Sie feierte kürzlich ihr 50-jähriges Bestehen.  | Foto: Christian Schindler
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Mit einem Festakt haben die Senatsjustizverwaltung und die Justizvollzugsanstalt Tegel an der Seidelstraße 39 das 50-jährige Bestehen der Sozialtherapeutischen Anstalt Tegel gefeiert.

Justizsenator Dirk Behrendt (Bündnis 90/Die Grünen) wandert zu Beginn seiner Festrede. Das liegt daran, dass nicht alle Gäste ihn sehen können. Der Festakt zum 50. Geburtstag der Sozialtherapeutischen Anstalt JVA Tegel, von den Mitarbeitern kurz Sotha genannt, findet in der Anstalt selbst statt. Und der größte Raum dort ist so mit Pfeilern ausgestattet, dass einem Teil des Publikums die Sicht zum Rednerpult versperrt ist.

Und damit ist auch gleich ein Problem beschrieben, das die Sotha bis heute hat. Als sie am 19. Januar 1970 ihren Betrieb aufnahm, zog sie in die zwei Jahre zuvor errichtete Teilanstalt 4, die intern auch als „Haus für Vollzugsstörer“ galt. Das waren Menschen, die zumeist aufgrund psychischer Störungen für den Regelvollzug nicht geeignet waren. Noch heute sind hier in einer Abteilung vor allem junge Männer untergebracht, die nur mit sorgfältiger medikamentöser Einstellung ihren Alltag im Gefängnis bewältigen können. Insgesamt gibt es 154 Haftplätze.

Nach Verbüßung der Haftstrafe
sollen Menschen straffrei bleiben

Das Wort „Vollzugsstörer“ kommt heute eher selten vor, dafür wird jetzt überlegt, einen geeigneten Neubau für die Sotha zu errichten. Schließlich werden hier Menschen behandelt, die schwere Gewalt- und Sexualverbrechen begangen haben, damit sie nach der Verbüßung ihrer Haft ein möglichst straffreies Leben führen können. Ein Teil von ihnen sind Freigänger, bei denen die Haftentlassung in Sicht ist, und die einem Beruf „draußen“ nachgehen.

Senator Behrendt nennt die Zeit, als die Sotha gegründet wurde, aufregend und spannend. An den Universitäten hatten die Studenten den „1000-jährigen Muff unter den Talaren“ durchlüftet, und auch der Strafvollzug wurde reformiert. Das Wort „Zuchthaus“ verschwand, und es setzte sich die Erkenntnis durch, dass eine Gesellschaft vor Gewaltverbrechern besser geschützt werden kann, wenn diese therapiert und nicht einfach für lange Zeit weggeschlossen werden. Dann kommen sie nämlich nach verbüßter Haft erst recht als Zeitbombe wieder heraus.

Therapieleiter wünscht sich mehr Einfluss auf Personalauswahl

In 50 Jahren Therapie im Strafvollzug hat sich auch diese immer wieder verändert, neue Ansätze gefunden. Die größte Herausforderung scheint es zu sein, die Straftäter zu der Einsicht zu bringen, dass sie anderen Menschen Schreckliches angetan haben. In einer Einspielung berichtet ein Häftling, wie schwer es war, einzusehen, dass er ein „Mistkerl“ war, und das auch noch in der Gruppentherapie vor anderen mitzuteilen.

Als Geburtstagwünsche nannte Sotha-Leiter Albrecht Zierep neben dem Neubau und mehr Selbstständigkeit auch Einfluss auf die Auswahl der Mitarbeiter aus dem Allgemeinen Vollzugsdienst.

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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