Zufluchtsort am alten Flughafen:
Airport-Areal wird zum größten Berliner Ankunftszentrum für Ukraine-Flüchtlinge

Das Technische Hilfswerk hilft beim Aufbau einer Flüchtlingsstadt am Flughafen Tegel.   | Foto:  Tegel Projekt GmbH
4Bilder
  • Das Technische Hilfswerk hilft beim Aufbau einer Flüchtlingsstadt am Flughafen Tegel.
  • Foto: Tegel Projekt GmbH
  • hochgeladen von Thomas Frey

Philipp Bouteillers Tätigkeit als Geschäftsführer der Tegel Projekt GmbH endet am 31. März. Auf den letzten Metern seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit auf diesem Posten sehen nicht nur er und seine Co-Chefin Gudrun Sack sich mit einer bis vor wenigen Wochen noch unvorstellbaren Herausforderung konfrontiert.

Der ehemalige Flughafen Tegel ist seit 14. März das sogenannte Willkommenszentrum für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Schon sehr schnell nach dem russischen Angriff war im Gespräch, hier Menschen unterzubringen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat fliehen und täglich zu Tausenden in Berlin ankommen. Welche Dimension eine solche Notunterkunft annehmen würde, zeigt sich erst beim Start des sogenannten Willkommenszentrums. Los ging es mit 500 Betten. Es folgten ein Ankunftszentrum sowie ein stetiger Anstieg der Übernachtungsplätze. Bis zu 10 000 Geflüchtete sollen "perspektivisch" jeden Tag hier unter der Leitung des Roten Kreuzes als Betreiber des Zentrums betreut werden.

Der frühere Flughafen Tegel vor dem erwarteten Andrang von Tausenden Flüchtlingen aus der Ukraine. | Foto: Tegel Projekt GmbH
  • Der frühere Flughafen Tegel vor dem erwarteten Andrang von Tausenden Flüchtlingen aus der Ukraine.
  • Foto: Tegel Projekt GmbH
  • hochgeladen von Thomas Frey

Insgesamt habe die Tegel Projekt GmbH mehr als 30 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche in den Gebäuden sowie über 100 000 Quadratmeter Frei- und Verkehrsflächen an das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten übergeben, erklärte die künftige alleinige Geschäftsführerin Gudrun Sack. Dazu gehört das markante Hauptgebäude mit den ehemaligen Terminals A, A2 und B, ein Hangar, die ehemalige Mietwagenzentrale und Parkplatz-Areale. Die Immobilien mussten zunächst wieder nutzbar gemacht werden. Es sei ein provisorisches Trinkwassernetz eingerichtet, die Lüftungs- und Brandmeldeanlage wieder in Betrieb genommen, die Heizung hochgefahren, eine Notstromversorgung organisiert und Aufzüge wieder fahrtüchtig gemacht worden.

Bis zu 3000 Betten können im oder am ehemaligen Flughafengebäude aufgestellt werden.  | Foto: Tegel Projekt GmbH
  • Bis zu 3000 Betten können im oder am ehemaligen Flughafengebäude aufgestellt werden.
  • Foto: Tegel Projekt GmbH
  • hochgeladen von Thomas Frey

In den ehemaligen Abfertigungs- und Wartebereichen soll es etwa 2500 bis 3000 Schlafmöglichkeiten geben. Weitere Betten könnten in Zelten auf dem Vorfeld aufgestellt werden. Die einstigen Flughafenschalter sowie die Ladeflächen werden als Beratungspunkte, Kiosk, Waschsalon oder Handy-Ladestation genutzt. Das medizinische Versorgungszentrum sowie die Kinderbetreuung finden sich in der Haupthalle von Terminal B. Auch eine Polizeiwache und einen Busbahnhof zur Weiterfahrt von Geflüchteten, die nicht in Berlin bleiben. Zusammen genommen entsteht eine Art Kleinstadt, für deren Betrieb rund 2000 Mitarbeiter gebraucht werden.

Aber was bedeutet der Betrieb des Willkommenszentrums für die eigentlichen Pläne auf dem Flughafengelände? Vorarbeiten für die künftige sogenannte Urban Tech Republic oder das Schumacher-Quartier haben bereits begonnen.

Die Flughafengebäude in Tegel in neuer Funktion | Foto: Tegel Projekt GmbH
  • Die Flughafengebäude in Tegel in neuer Funktion
  • Foto: Tegel Projekt GmbH
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Arbeiten blieben durch das Ankunftszentrum und die Flüchtlingsunterkünfte "nach aktueller Einschätzung zu großen Teilen unberührt", erklärte die Geschäftsführung der Tegel Projekt GmbH. Die Planungen für die Urban Tech Republic und das Schumacher-Quartier würden weiter vorangehen. Ebenso wie die Vorbereitungen für das im Juni geplante Greentech-Festival. Mieter auf dem Gelände wären ebenfalls von keinerlei Einschränkungen betroffen. "Geringfügige Verzögerungen" würden sich nach derzeitigem Kenntnisstand im Terminal A ergeben, das zum neuen Standort für die Berliner Hochschule für Technik umgebaut wird. Der vorgesehene Start der bauvorbereitenden Maßnahmen im Juli verschiebe sich voraussichtlich um zwei Monate. "Aller Voraussicht nach" könne aber weiter im Sommer 2024 mit dem eigentlichen Umbau begonnen werden.

Gestoppt und bis auf weiteres ausgesetzt wurden ebenfalls die vor kurzen begonnenen Arbeiten an der Rollwegbrücke an der Zufahrt zum einstigen Flughafenareal. Das Erneuern von Versorgungsleitungen in diesem Bereich sowie diverse Vorbereitungen für die Erschließung der Urban Tech Republic würden sich aufgrund der veränderten Situation verschieben. Wege und Einrichtungen für die Baulogistik würden punktuell den neuen Bedingungen angepasst. Die Führungen über das Gelände pausieren derzeit, sollen aber mit angepasster Routenführung zeitnah wieder aufgenommen werden.

Es gibt also einige Fragezeichen und Unwägbarkeiten. Und wie lange die Flüchtlingsstadt in Tegel existiert, hängt vor allem von der Dauer des Krieges in der Ukraine und seiner Folgen ab.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 544× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 833× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.