Auszeichnung für die "Bunte 111": Erfolgreiche Integration von Roma-Familien
Reinickendorf. Das Projekt „Bunte 111“ aus der Scharnweberstraße 111 hat den 2. Preis beim ZukunftsAward des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) 2016 gewonnen.
Das integrative Gesamtkonzept „Bunte 111“ sorgt seit fast zwei Jahren für ein gelungenes Miteinander von Berliner Familien und aus Rumänien zugezogenen Roma-Familien. Der BBU-ZukunftsAward zeichnet 2016 nachhaltige Konzepte für gute Nachbarschaften aus. Im Rahmen der BBU-Tage 2016 in Bad Saarow erhielt das Gemeinschaftsprojekt von Gewobag, Senat, Bezirk und dem Verein Phinove am 8. März den 2. Preis in der Kategorie Wohnungsgesellschaften.
Herzstück des Erfolgs ist die ressortübergreifende Zusammenarbeit aller Partner. Sie könnte in Zukunft Vorbild werden für ähnliche Kooperationen in der Stadt. In der Begründung der Jury heißt es dann: „In besonderem Maße lobenswert sind die wissenschaftliche Fundiertheit der Konzeption, der durchdachte Detailreichtum der Maßnahmen, die Betonung ihres Selbsthilfecharakters, die Qualität der Kooperationspartner und die Nachhaltigkeit der Instrumente. Die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht überzeugend und eine vorbildliche Lösung für das Erreichen guten Miteinanders in konfliktbelasteten Nachbarschaften.“
Phinove unterstützt Roma
Das Preisgeld in Höhe von 600 Euro spendet die Gewobag einem ihrer Projektpartner, dem Verein Phinove, für den Einsatz in der Wohngemeinschaft der „Bunte 111“. Der Verein begleitet seit 2013 Roma-Familien bei ihrem Start in Berlin, unterstützt in sozialen und lebenspraktischen Belangen und vermittelt mit Behörden.
Weitere Preisträger in der Kategorie Gesellschaften sind die WBM für ihre Nachbarschaftsgärten (1. Preis), die Wohnungswirtschaft Frankfurt (Oder) GmbH für ihr Projekt, zum 25. Unternehmensjubiläum 25 soziale Projekte mit 1000 Euro zu fördern (weiterer 2. Preis) und die Wohn- und Baugesellschaft Calau mbH für ihren ganzheitlichen Nachbarschaftsansatz, auch mit der Integration von Flüchtlingen (3. Preis).
Das Haus Scharnweberstraße 111 gehörte zu einem Portfolio, das die Gewobag 2013 übernahm. Die Gewobag fand dort katastrophale Zustände vor und erhebliche soziale Spannungen. Die Bewohner, größtenteils aus Rumänien stammende Roma-Familien, lebten auf engstem Raum illegal und ohne Mietvertrag. Die Gewobag entwickelte ein integratives Gesamtkonzept: Dazu gehörten die Instandsetzung des Wohnhauses, die Einrichtung eines Gemeinschaftsraumes, der Abschluss von Mietverträgen mit den Roma-Familien und eine künstlerische Gestaltung des Gebäudes sowie die Hofgestaltung – unter Beteiligung aller Bewohner des Hauses. Der Verein Phinove erhielt im Haus einen Beratungsraum.
Die Fassade wird bunt
Im Herbst 2014 gestalteten die Kinder aus dem Haus mit Unterstützung internationaler Streetart-Künstler eine farbenfrohe Hausfassade. Die „Bunte 111“ war geboren. Das Kunstprojekt der Initiative URBAN NATION, einem Stiftungsprojekt der Berliner Leben, brachte unter der Leitung von Yasha Young Kunst zu den Mietern und damit ins ganze Quartier. Nach der Fassadengestaltung folgte ab April 2015 die Planung der Verschönerung der Höfe. Auch dafür wurde ein innovativer Weg beschritten: Studierende der Landschaftsplanung an der BTU Cottbus und Stadtplaner des Büros UrbanPlus entwickelten in einem Workshop gemeinsam mit den Mietern, den Mitarbeitern von Phinove, der Integrationsverwaltung und dem Bezirk eine Gestaltung, die ohne großen Arbeitsaufwand von den Mietern selbst gepflegt und in Ordnung gehalten wird. Sie wird im Sommer 2016 praktisch umgesetzt.
Kerstin Kirsch, Geschäftsführerin der Gewobag MB Mieterberatungsgesellschaft, hat das Projekt "Bunte 111" verantwortet und erhielt für ihr innovatives Engagement im Juni 2015 die Auszeichnung "Kopf des Jahres" des Fachmagazins "Immobilienwirtschaft" in der Kategorie "Kreativität". CS
Autor:Christian Schindler aus Reinickendorf |
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