Leben retten kann so einfach sein: Haema Blutspendezentrum feierte 15. Geburtstag

Gerlinde Paulisch (Mitte) und zwei ihrer Mitarbeiter: Qualitätsbeauftragte Jennifer Romann und leitender Operator Marcel Braun | Foto: Berit Müller
4Bilder
  • Gerlinde Paulisch (Mitte) und zwei ihrer Mitarbeiter: Qualitätsbeauftragte Jennifer Romann und leitender Operator Marcel Braun
  • Foto: Berit Müller
  • hochgeladen von Berit Müller

Tegel. Ärzte, Sanitäter, Feuerwehrleute – alle haben ein gemeinsames Ziel: Leben zu retten. Das kann aber fast jeder, ohne viel Aufwand und ohne Ausbildung. Als Blutspender. Im Haema Blutspendezentrum in Tegel zum Beispiel, das jetzt seinen 15. Geburtstag feierte.

Die Tür im ersten Stock der Berliner Straße 25 führt in einen Mix aus Wartezimmer, Rezeption und Garderobe. Luftballons schmücken die Wände. Ein gutes Dutzend Frauen und Männer harrt geduldig im Empfangsbereich des Haema Blutspendezentrums aus. Manche blättern in Zeitungen oder Infobroschüren, einige schlürfen ein Heißgetränk. Andere beugen sich konzentriert über Formulare. Am Wasserspender in der Ecke lehnt ein Tischchen, drauf sind Bleche mit Selbstgebackenem und Sektflaschen. Alkoholfrei versteht sich. „Kuchen und Sekt gibt es heute, weil wir Geburtstag feiern – natürlich gemeinsam mit unseren Spendern“, sagt Gerlinde Paulisch. Die Ärztin und Zentrumsmanagerin hat die Tegeler Haema-Filiale im September 2001 aus der Taufe gehoben, seitdem leitet sie die Einrichtung. Hauptsitz des bundesweit agierenden Unternehmens Haema AG mit rund 1150 Mitarbeiterin ist Leipzig.

Im Blutspendezentrum am Borsigturm sind 20 Ärzte, Auszubildende und medizinische Fachkräfte beschäftigt. Mehr als 350.000 Blut- und Plasmaspenden hat das Tegeler Team in den vergangenen 15 Jahren abgenommen, aufbereitet und versandt. Kostbare Liter lebenswichtiger Flüssigkeit, auf die viele Unfallopfer, Infektions- und chronisch Kranke angewiesen sind. „Jede Spende zählt, denn Blutkonserven sind ein knappes Gut“, berichtet Marion Junghans aus der Haema-Zentrale. „Blut und Plasma sind leider nur begrenzt haltbar und können nicht künstlich hergestellt werden. Wir brauchen mindestens 15.000 Blutspenden täglich, um den Bedarf in Deutschland zu decken.“

Doch nur fünf Prozent der Bundesbürger begeben sich mehrmals im Jahr zum freiwilligen Aderlass – obwohl das Ganze nicht weh tut, auch der zeitliche Aufwand hält sich in Grenzen. Eine Viertelstunde ist jeweils für den kurzen Medizin-Check inklusive Blutdruckmessung einzuplanen. Danach geht’s auf bequeme Liegesessel. „Die Spende an sich dauert gut zehn Minuten, nur Anmeldung und Untersuchung der Erstspender brauchen länger – ungefähr eine Stunde“, sagt Ärztin Paulisch und erläutert das Spendenspektrum: Vier unterschiedliche Produkte liefert das Tegeler Zentrum an Krankenhäuser und die Medizinindustrie. Da wären Konserven mit so genanntem Vollblut – jeweils einen halben Liter lassen die Spender dafür. Sind nur die roten Blutzellen gewünscht, bekommen sie alles an Flüssigkeit samt Inhalt zurück, was nicht gebraucht wird. Für Konserven mit „Industrieplasma“ behalten die Ärzte bloß Wasser und Eiweiß, der Rest fließt retour in die Geber-Adern. Und schließlich gibt es noch das Patienten-Plasma, das nach einer mehrwöchigen Quarantäne direkt an einen bestimmten Abnehmer geht.

Einer von rund 800 Stammspendern im Zentrum am Borsigturm ist René Schönbeck. Der Motorradfan beziffert die Anzahl seiner Besuche auf etwa 170. „Wenn ich mal einen Unfall haben sollte, bin ich doch auch froh, wenn’s für mich eine passende Blutkonserve gibt“, sagt er. Außerdem weiß der Reinickendorfer den jeweiligen Check seiner Werte zu schätzen. „So erfahre ich immer, ob ich gesund bin.“

Rund 100 Frauen und Männer begrüßt das Team vom Borsigturm pro Tag, es könnten gern noch mehr sein, wünscht sich Gerlinde Paulisch. Geöffnet ist das Zentrum in der Berliner Straße 25 montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und sonnabends von 8 bis 14 Uhr. Alle Spender erhalten neben Obst, Müsli und Kaffee eine Aufwandsentschädigung, in der Regel sind es 25 Euro. bm

Infos gibt es unter  437 43 60 oder www.haema.de
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 66× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 752× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 64× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.