Leben retten kann so einfach sein: Haema Blutspendezentrum feierte 15. Geburtstag
Tegel. Ärzte, Sanitäter, Feuerwehrleute – alle haben ein gemeinsames Ziel: Leben zu retten. Das kann aber fast jeder, ohne viel Aufwand und ohne Ausbildung. Als Blutspender. Im Haema Blutspendezentrum in Tegel zum Beispiel, das jetzt seinen 15. Geburtstag feierte.
Die Tür im ersten Stock der Berliner Straße 25 führt in einen Mix aus Wartezimmer, Rezeption und Garderobe. Luftballons schmücken die Wände. Ein gutes Dutzend Frauen und Männer harrt geduldig im Empfangsbereich des Haema Blutspendezentrums aus. Manche blättern in Zeitungen oder Infobroschüren, einige schlürfen ein Heißgetränk. Andere beugen sich konzentriert über Formulare. Am Wasserspender in der Ecke lehnt ein Tischchen, drauf sind Bleche mit Selbstgebackenem und Sektflaschen. Alkoholfrei versteht sich. „Kuchen und Sekt gibt es heute, weil wir Geburtstag feiern – natürlich gemeinsam mit unseren Spendern“, sagt Gerlinde Paulisch. Die Ärztin und Zentrumsmanagerin hat die Tegeler Haema-Filiale im September 2001 aus der Taufe gehoben, seitdem leitet sie die Einrichtung. Hauptsitz des bundesweit agierenden Unternehmens Haema AG mit rund 1150 Mitarbeiterin ist Leipzig.
Im Blutspendezentrum am Borsigturm sind 20 Ärzte, Auszubildende und medizinische Fachkräfte beschäftigt. Mehr als 350.000 Blut- und Plasmaspenden hat das Tegeler Team in den vergangenen 15 Jahren abgenommen, aufbereitet und versandt. Kostbare Liter lebenswichtiger Flüssigkeit, auf die viele Unfallopfer, Infektions- und chronisch Kranke angewiesen sind. „Jede Spende zählt, denn Blutkonserven sind ein knappes Gut“, berichtet Marion Junghans aus der Haema-Zentrale. „Blut und Plasma sind leider nur begrenzt haltbar und können nicht künstlich hergestellt werden. Wir brauchen mindestens 15.000 Blutspenden täglich, um den Bedarf in Deutschland zu decken.“
Doch nur fünf Prozent der Bundesbürger begeben sich mehrmals im Jahr zum freiwilligen Aderlass – obwohl das Ganze nicht weh tut, auch der zeitliche Aufwand hält sich in Grenzen. Eine Viertelstunde ist jeweils für den kurzen Medizin-Check inklusive Blutdruckmessung einzuplanen. Danach geht’s auf bequeme Liegesessel. „Die Spende an sich dauert gut zehn Minuten, nur Anmeldung und Untersuchung der Erstspender brauchen länger – ungefähr eine Stunde“, sagt Ärztin Paulisch und erläutert das Spendenspektrum: Vier unterschiedliche Produkte liefert das Tegeler Zentrum an Krankenhäuser und die Medizinindustrie. Da wären Konserven mit so genanntem Vollblut – jeweils einen halben Liter lassen die Spender dafür. Sind nur die roten Blutzellen gewünscht, bekommen sie alles an Flüssigkeit samt Inhalt zurück, was nicht gebraucht wird. Für Konserven mit „Industrieplasma“ behalten die Ärzte bloß Wasser und Eiweiß, der Rest fließt retour in die Geber-Adern. Und schließlich gibt es noch das Patienten-Plasma, das nach einer mehrwöchigen Quarantäne direkt an einen bestimmten Abnehmer geht.
Einer von rund 800 Stammspendern im Zentrum am Borsigturm ist René Schönbeck. Der Motorradfan beziffert die Anzahl seiner Besuche auf etwa 170. „Wenn ich mal einen Unfall haben sollte, bin ich doch auch froh, wenn’s für mich eine passende Blutkonserve gibt“, sagt er. Außerdem weiß der Reinickendorfer den jeweiligen Check seiner Werte zu schätzen. „So erfahre ich immer, ob ich gesund bin.“
Rund 100 Frauen und Männer begrüßt das Team vom Borsigturm pro Tag, es könnten gern noch mehr sein, wünscht sich Gerlinde Paulisch. Geöffnet ist das Zentrum in der Berliner Straße 25 montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr und sonnabends von 8 bis 14 Uhr. Alle Spender erhalten neben Obst, Müsli und Kaffee eine Aufwandsentschädigung, in der Regel sind es 25 Euro. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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