Spaß beim Bowling: Verordnete organisieren Ferienaktion für Flüchtlingskinder
Tegel. Die meisten von ihnen kannten das Spiel gar nicht, und doch hatten sie den Dreh schnell raus: 50 Kinder und Jugendliche aus Reinickendorfer Flüchtlingsheimen waren am 21. Oktober zu einem Bowling-Vormittag in die Hallen am Borsigturm eingeladen.
Ohne Handy läuft fast gar nichts. Dank virtuellem Wörterbuch verständigen sich die Flüchtlinge mit ihren Betreuern und untereinander. Sie suchen oder halten Kontakt zu ihren Familien – und immer wieder muss Wikipedia helfen. Zum Beispiel, wenn es um ein Thema oder einen Begriff geht, von dem sie noch nie gehört haben. Bowling etwa. „Viele Kinder wussten damit überhaupt nichts anzufangen, als ich sie gefragt habe“, sagt Dieter Benecke. „Außer ein paar Jungs, die hatten schon mal auf dem Handy gebowlt.“ Der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer betreut eine Gruppe „unbegleiteter Minderjähriger“. So lautet die offizielle Bezeichnung für Kinder und Jugendliche im Alter bis 17 Jahren, die ganz allein – ohne Eltern oder andere erwachsene Bezugspersonen – in Deutschland angekommen sind. Weil sie besonderen Schutz genießen, wissen nur Eingeweihte, wo sie wohnen.
Die andere Hälfte der Gruppe, die sich an diesem Ferienvormittag zehn Bahnen im „Bowlplay Berlin“ teilt, begleitet Corinna Pilgermann. Ihre Schützlinge leben mit ihren Familien auf dem Gelände der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Auch sie kennt das Handy-Phänomen. „Aber die Kinder lernen auch schnell“, erzählt die Sozialarbeiterin. „Wenn sie zu uns kommen, sind sie seit mindestens drei Monaten in Berlin – und viele sprechen dann schon ein wenig Deutsch.“
Ein- bis zweimal pro Ferienzeit organisieren die Reinickendorfer SPD-Bezirksverordneten Nicole Borkenhagen und Karin Hiller-Ewers einen Ausflug für Flüchtlingskinder aus dem Bezirk. Die beiden Frauen machen das ehrenamtlich. Im Sommer ging es auf Dampferfahrt und zum Klettern in den Hochseilgarten, in der kühlen Jahreszeit bieten sich Kino oder Bowling an. Unermüdlich kontaktiert Nicole Borkenhagen deshalb Anbieter aus der Region, um sie für den guten Zweck ins Boot zu holen – und den jungen Flüchtlingen wenigstens paar Stunden lang eine kleine Abwechslung zu bieten. „Ich möchte einfach, dass die Kinder und Jugendlichen in den Ferien etwas Schönes erleben“, sagt die Reinickendorferin. Nicht zuletzt will sie den Familien auch die deutsche Kultur näherbringen und ihnen zeigen, wie die Menschen hierzulande gern ihre Freizeit verbringen. Manchmal eben auf der Bowlingbahn. bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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