Ruder-Achter trifft sich 40 Jahre nach großem Triumph wieder
Auf dem Vereinsgelände an der Gabrielenstraße 83 wurde die Mannschaft von ihrem damaligen Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden Klaus Schulze und ihrem Co-Trainer Wolfgang Gaumert begrüßt. Neben einigen Zaungästen waren auch die damalige Schriftführerin Hildegard Kilz und der Bootshängerfahrer Klaus-Dieter Nimschek anwesend. Cheftrainer Jürgen Bork war leider verhindert. Und trotz "leichter" Gewichtszunahmen - wie Teammitglied Lutz Redlinger es mit einem Augenzwinkern umschrieb - wagte sich die Mannschaft um Redlinger, Kurt Naujoks, Christian Plückhahn, Siegfried Meyer, Ronald Alex, Andreas Nickel, Olaf Morgalla, Detlef Birghan und Steuermann Ingo Haberkorn für ein paar Schläge auf den Tegeler See hinaus und bewiesen, dass sie das Rudern auch nach 40 Jahren noch nicht verlernt hat. Im Anschluss nutzten alle Anwesenden dann die Gelegenheit, sich über Gott und Welt und natürlich über die guten alten Zeiten zu unterhalten.
Die Erfolgsgeschichte begann im Herbst 1971: Trainer Bork wagte das Experiment, eine junge Achtermannschaft aufzubauen, die nach über 20 Jahren den Titel des Deutschen Meisters wieder an den Tegeler See holen sollte. Doch schon im Frühjahr 1972 blieben aus einer Vielzahl von Athleten nur acht Ruderer übrig. Diese jungen Männer machten das scheinbar Unmögliche möglich und wurden bereits im gleichen Jahr Deutscher U17-Jugendmeister. Auch die Rudersaison 1974 begann mit überlegenen Siegen. Doch nur vier Wochen vor der Deutschen Meisterschaft musste man eine schwere Niederlage einstecken. Drei Jahre harter Trainingsarbeit, in denen 18 000 Ruderkilometer zurückgelegt worden waren, schienen plötzlich umsonst gewesen zu sein. War das Projekt gescheitert? Fehlten am Ende doch die Ersatzleute? Nein! Es war der 7. Juli 1974, so gegen 14:30 Uhr, als diese Mannschaft mit unbändigem Teamgeist und einer taktischen Meisterleistung auf dem Baldeneysee in Essen Deutscher Jugendmeister wurde und den ärgsten Konkurrenten mit 16 Sekunden Vorsprung förmlich pulverisierte. Übrigens: Nur vier Stunden später schlug Deutschland in München die Niederlande mit 2:1 und wurde Fußball-Weltmeister. In drei Jahren hatte dieses Boot von 52 Achterrennen insgesamt 45 für sich entscheiden können.
Zwar konnte ein Großteil der Mannschaft seine Ruderkarriere aus beruflichen und privaten Gründen nicht fortsetzen - doch Teamgeist und Erinnerungen blieben bis zum heutigen Tag bestehen. Auch deshalb machen sich die Mitglieder von ihren jeweiligen Wohnsitzen Berlin, Potsdam oder Miami in regelmäßigen Abständen auf den Weg, um sich wiederzusehen.
Schöner als der damalige Co-Trainer Wolfgang Gaumert kann man den Mannschaftsgeist nicht umschreiben: "Eigentlich heißt es doch fast immer: Aus den Augen, aus dem Sinn. Dieses Team ist aber in jeder Beziehung etwas ganz Besonderes." Und zum Abschied rief noch einer aus der Menge: "Wir sehen uns in zehn Jahren. Und wenn wir an Krücken kommen müssen - wir werden kommen."
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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