Verschwundener Vogel brütete am Flughafensee
Der Wiedehopf ist wieder da
Seit 1993 galt der Wiedehopf in Berlin als ausgestorben. Dabei war die Vogelart einst in Berlin weit verbreitet. Jetzt ist sie – wenn auch nur mit zwei Paaren – wieder da. Sie brüten am Flughafensee.
Bei ihrer erneuten Ansiedlung hat der Naturschutzbund Nabu nachgeholfen. Ihre Arbeitsgruppe Flughafensee hatte im März zwei spezielle Nistkästen im Vogelschutzreservat aufgestellt. Denn bereits im vergangenen Jahr hatten die Nabu-Aktiven mehrmals Wiedehöpfe in der Umgebung beobachtet. Einmal habe ein Vogel Insekten im Schnabel getragen, was als Hinweis auf eine Brutstätte gedeutet werden konnte, erzählt AG-Leiter Frank Sieste. "Wir vermuten, dass er damals auf dem Gelände des Tegeler Wasserwerks gebrütet hat, sind uns aber nicht sicher."
Dieses Mal ist die "Adresse", die beiden Nistkästen, bekannt. Überrascht waren die Gruppenmitglieder allerdings, dass beide Nistkästen sehr schnell bezogen wurden. Schon Mitte April konnte ein rufender Wiedehopf festgestellt werden, zehn Tage später waren es zwei und Mitte Mai hätten sieben Eier in einem der Kästen gelegen.
Inzwischen sind die Jungtiere geschlüpft. Neun sind bereits ausgeflogen, fünf davon konnten rechtzeitig beringt werden. Schon kurz nach Verlassen des Nests würden Wiedehöpfe oft sehr weit weg fliegen, erklärt Frank Sieste. "Wir hoffen aber, dass sie nach Berlin zurückkehren und im nächsten Jahr ebenfalls hier brüten werden."
Deshalb wollen die Nabu-Engagierten weitere Nistkästen bauen und aufstellen. Sie denken dabei an geeignete Orte in Spandau, wie den Hahneberg oder das Areal des ehemaligen Flugplatzes Gatow.
Dass der Wiedehopf nach Berlin zurückkehren könnte, hat sich bereits seit einigen Jahren angedeutet. Zuletzt wurde er vermehrt in Brandenburg beobachtet. Der Vogel liebt eher wärmere Regionen. Der Wiedehopf gilt deshalb auch als eine Art Gewinner des Klimawandels. Die auch in unserer Gegend steigenden Temperaturen habe ihm wohl ein erneutes Ansiedeln erleichtert. Die Tiere lieben außerdem offene, an Großinsekten reiche Flächen sowie alte Bäume mit Nisthöhlen.
Ihre Rückkehr kommt noch aus einem anderen Grund zum richtigen Zeitpunkt: der Wiedehopf ist der "Vogel des Jahres 2022".
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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