Neuland Vor den Toren
Die Kleingartenkolonien auf den Mäckeritzwiesen
Ihre Länge erstreckt sich über mehrere Kilometer entlang des Saatwinkler Damms. Breit sind sie an manchen Stellen nur wenige hundert Meter. Ihre Grenze markiert eine Mauer. Eine Besonderheit der Mäckeritzwiesen.
Hinter dem Wall befand sich Jahrzehnte lang der Flughafen Tegel. Sein Ende bringt auch hier Veränderungen. Auf den Mäckeritzwiesen gibt es feste Wohnsiedlungen. Gleichzeitig rund ein Dutzend Kleingartenkolonien. Allein vier tragen durchnummeriert den Namen "Vor den Toren". Sehr passend zur Lage.
Das Gebiet gehört zum Bezirk Reinickendorf, Ortsteil Tegel. Von dessen Zentrum ist es aber weit entfernt und es war bisher abgeschnitten durch das Flughafenareal. Viel näher, nur durch den Saatwinkler Damm getrennt, liegen Spandau, Ortsteil Siemensstadt oder Charlottenburg-Nord.
Ohne Bus- oder Bahnverbindung
Aus dieser Richtung nahmen viele der heutigen Kolonien auch ihren Anfang. Als wegen der Erweiterungsbauten der Firma Siemens in den 1930er-Jahren viele Kleingärtner ihre Parzellen verloren, erhielten sie als Ausgleich Flächen im Norden der Jungfernheide, wo ein Streifen gerodet und besiedelt wurde. Die Gegend kam erst 1938 zum Bezirk Reinickendorf und lag schon damals "Vor den Toren". Es habe keine direkte Bus- oder Bahnverbindung gegeben, heißt es in Zeitzeugenberichten zur Geschichte der Kolonien. Die Gründer kamen in der Regel zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der nächste Bahnhof im Westen wäre Spandau-Gartenfeld gewesen, im Norden der Straßenbahnhof Müllerstraße. Außerdem hätten auf dem Areal zunächst weder Wasser- noch Stromleitungen existiert
Die Parzellen waren trotzdem begehrt. Sie dienten während der Kriegs- und Nachkriegszeit zum Teil und zeitweise als Dauerwohnsitz.
Andreas Vogt ist der Vorsitzende des Kleingartenvereins Neuland I. Er sei 59 Jahre alt und genauso lange schon hier zu Hause, erzählt der Mann. Schon seine Großmutter sei hier Kolonistin gewesen. Dann seine Eltern.
Konsequenzen aus der Schließung des Flughafens Tegel
Von den vorgesehenen Veränderungen werde sein Bereich wohl nicht besonders tangiert, vermutet Andreas Vogt. Zumindest habe er darüber bisher keine Informationen erhalten. Sie beziehen sich auch mehr auf die festen Wohnsiedlungen. Könnten aber Auswirkungen auf einge Kolonien haben. Und sie hängen natürlich mit dem Ende des Flughafens zusammen.
Bereits 2013 wurde mit einem Bebauungsplanverfahren für die Mäckeritzwiesen begonnen. Zunächst noch in der Annahme, die schon damals bereits verschobene Schließung von Tegel würde trotzdem einigermaßen zeitnah stattfinden.
Es hat dann noch sieben Jahre gedauert und erst mit dem wirklichen Tegel-Ende im vergangenen Oktober nahmen die B-Plan-Arbeiten wieder Fahrt aus.
Starkregen überflutete die Mäckeritzwiesen
Vor allem im Sommer 2017 zeigte sich ein weiteres Problem. Nach Starkregen waren große Teile der Mäckeritzwiesen überflutet. Spätestens da fiel auf, dass das Thema Entwässerung hier lange vernachlässigt wurde. Mittlerweile liegt ein Gutachten vor, wie ähnliche Überflutungen in Zukunft vermieden werden sollen. Für entsprechende Arbeiten gibt es auch 1,5 Millionen Euro Landesmittel aus dem Siwana-Topf des Berliner Senats. Auch die Bewohner sollen durch Einbau von Zisternen ihren Teil zur Regenkanalisation beitragen, wie Marius Helmuth-Paland, der Leiter des Stadtplanungsamtes bei einer Online-Präsentation im vergangenen November erläuterte. Parallel dazu wird das Bebauungsplanverfahren weitergeführt. In den Siedlungsgebieten soll der Bau von zweistöckigen Häusern künftig möglich sein. Bisherige Bauten hätten aber weiter Bestandschutz.
20 Jahre Bestandschutz
Diesen Schutz gibt es auch für die Kleingärten. Bei Neuland I gelte das aktuell noch für 20 Jahre, sagt Andreas Vogt. Gegen ein Lösen der Regenwasserproblematik hat er ebenfalls nichts, denn auch seine Kolonie war davon betroffen.
Aktuell beschäftigen ihn andere Fragen aber mehr. Vor allem welche Auswirkungen die Pandemie auf die Parzellengemeinschaft hat. Viele Veranstaltungen müssten wie schon im vergangenen Jahr wahrscheinlich auch in diesem Sommer ausfallen. Was den Zusammenhalt nicht gerade fördere.
Große Nachfrage nach Parzellen
Schon vor der Pandemie sei die Nachfrage nach einem Platz in der Kolonie hoch gewesen. Seither habe sich das noch einmal verstärkt. Was nicht verwundere. Gerade jetzt, wo die Menschen weitgehend auf ihre eigene Wohnung reduziert seien, sehnten sich viele nach einem Refugium, das etwas Auslauf biete. Und gleichzeitig einigermaßen erschwinglich sei.
Allerdings ist eine Bewerbung derzeit ziemlich zwecklos. Bei ihm gebe es 56 Parzellen, erklärt Andreas Vogt. Pro Jahr werde höchstens eine frei. Die Liste der Interessenten umfasse aktuell etwa 300 Namen. Da sei relativ auszurechnen wann nach derzeitigen Stand der Letzte zum Zug kommt.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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