Für die nächsten 100 Jahre geplant
Landschaftsarchitekt stellt seinen Entwurf der Freiräume auf ehemaligem Flughafen-Areal vor
Wohnen, Gewerbe und Wissenschaft sind die drei Bausteine für die künftige Entwicklung auf dem ehemaligen Tegeler Flughafengelände. Aber auch die Freiflächen spielen eine wichtige Rolle.
Wie die gestaltet werden sollen, dafür gibt es inzwischen einen Entwurf des Landschaftsarchitektenbüros Weidinger. Er war am 7. Dezember Thema bei der Online-Sitzung des Baukollegiums. Die wichtigsten Details: Eine Art grünes Band soll sich entlang der einstigen Startbahn Nord und Teilen der Startbahn Süd bis ins geplante Schumacher-Wohnviertel ziehen. Dort eingebettet sind unterschiedliche Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten: mehrere große Spielplätze, die jeweils unter einem bestimmten Motto stehen sollen; Plätze zum Verweilen, auch mit niederschwelligen gastronomischen Angeboten wie einem Kiosk; Sportflächen, speziell an den ehemaligen Start- und Landepisten, für Streetball oder Skaten und weiter nördlich eine zumindest in ihrer Dimension einem Fußballplatz ähnliche Anlage. Auch an Naturerlebnisräume ist gedacht. Im Schumacher-Quartier sind begrünte Becken vorgesehen, die das Regenwasser auffangen sollen. Denn das soll in dieser „Schwammstadt“ wieder in den Nutzungskreislauf einfließen.
Das Baukollegium goutierte diese Pläne. Allerdings kam aus dem Beratungsgremium für Berliner Großprojekte auch noch die eine oder andere „Hausaufgabe“. Der Entwurf sei durchdacht und gelungen, wurde betont. Gleichzeitig erfordere er eine Menge Pflege. Die müsse auch nach der Fertigstellung sichergestellt sein. Das sah auch Landschaftsarchitekt Jürgen Weidinger so. Passiere in dieser Richtung zu wenig, wären die Anlagen einige Jahre später „kaputt“. Die Aufgabe sieht Weidinger vor allem beim Bezirk Reinickendorf, der, so der Landschaftsarchitekt, „ein bisschen jammert, weil er hier einen zusätzlichen Pflegefall bekommt“.
Was Rüdiger Zech, Leiter des Grünflächenamtes Reinickendorf, so nicht stehen lassen wollte. „Wenn wir jammern, dann auf hohem Niveau“, stellte er zunächst klar. Darüber hinaus setze er bei diesem Pflegeprojekt auf kompetente Teams, also auf eine entsprechende Ausstattung, personell und finanziell. Für letzteres wird anscheinend Vorsorge getroffen. Es werde ein „Sparkonto“ angelegt, das für spätere Aufwendungen im Freiraum Geld bereithalte, erklärte Karsten Wessel von der Tegel Projekt GmbH. Das ist schon deshalb notwendig, weil die Gestaltung des Außenbereichs häufig erst nach anderen Bauvorhaben erfolgen kann, selbst wenn, wie in der Sitzung angegeben, beim Ende des ersten Bauabschnitts im Schumacher-Quartier mit etwa 2000 Wohnungen rund 70 Prozent der Grünflächen ebenfalls fertiggestellt sein sollen.
Was zum zweiten Einwand des Baukollegiums führte, der vor allem Senatsbaudirektorin Regula Lüscher ein Anliegen war. Wie könne unter diesen Voraussetzungen eine Bürgerbeteiligung organisiert werden? Natürlich wäre es für Planer einfacher, wenn sie auf freiem Areal ihre Pläne entwickeln könnten und nicht auf „Störer“ im Bestand treffen, wie sie zugespitzt formulierte. Aber Partizipation sei gerade hier „ein riesiges Thema“. Und die künftigen Bewohner müssten die Möglichkeit haben, sich ihr künftiges Umfeld „im wahrsten Sinne des Wortes anzueignen“.
Natürlich sei eine „prozessbegleitende Planung“ vorgesehen, betonte Jürgen Weidinger und nannte dabei die Wohnungsbaugesellschaften und Baugruppen auf dem Schumacher-Areal. Und auch das wurde betont: Gerade die Freiraumgestaltung sei ein Prozess, der sich immer wieder verändere und nie wirklich zum Abschluss komme, wenngleich der vorliegende Entwurf Weidingers „für die nächsten 100 Jahre“ geplant sei.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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