Hauptproblem bleiben Wasserschutz und die Haftung
Strandbad als Badestelle?

Manuel Antony, Felix Schönebeck und Friedrich Winter können sich vorstellen, das Strandbad Tegel als freie Badestelle zu betreiben. | Foto: Cassandra Mohaupt
  • Manuel Antony, Felix Schönebeck und Friedrich Winter können sich vorstellen, das Strandbad Tegel als freie Badestelle zu betreiben.
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Für das Strandbad Tegel tun sich neue Perspektiven auf: Es könnte bis zur Verpachtung an einen Investor als freie Badestelle der Erholung der Berliner dienen.

Wenn Felix Schönebeck am Zaun des Strandbades Tegel steht, versteht er die Welt nicht mehr. Rund 200 Meter vom seit Sommer 2016 verschlossenen Eingang des Strandbades entfernt gibt es den sogenannten Arbeiterstrand, eine freie Badestelle, die bei heißem Wetter gut besucht und immerhin mit einer Toilettenanlage ausgerüstet ist.

Genauso könnte man, so Schönebeck, auch das Strandbad Tegel wieder in Betrieb nehmen. Tor aufmachen, Toilettencontainer hinstellen, und regelmäßig sauber machen. Das ist für den Gründer der Initiative „I love Tegel“ und CDU-Bezirksverordneten auch kein Sommertraum. Für Toiletten und Reinigung konnte er zwei Reinickendorfer Firmen gewinnen, die diese Dienstleistung quasi als Sponsoring erbringen würden.

Vier Millionen müssten investiert werden

Diese Idee macht auch Andreas Scholz-Fleischmann, den Vorstandvorsitzenden der Berliner Bäder-Betriebe (BBB), auf Schönebecks Vorschlag neugierig – und lud ihn gleich am 19. Juli zu einem Gespräch in die BBB-Zentrale am Schöneberger Sachsendamm ein. Scholz-Fleischmann hat das Strandbad Tegel gewissermaßen als Klotz am Bein. Nach neuesten Schätzungen müssten bis zu vier Millionen Euro am Schwarzen Weg investiert werden, um die Anlage im Einzugsbereich des Wasserwerks Tegel allen Umweltvorschriften entsprechend weiter betreiben zu können. Und das angesichts der Tatsache, dass die Bäderbetriebe in allen ihren Anlagen einen Investitionsstau von rund 230 Millionen Euro vor sich herschieben.

Angesichts dieser Situation möchte Scholz-Fleischmann lieber auf alle Strandbäder verzichten: „Wir haben zu wenig Personal, und sind mit diesem auch an Schichten und Einsatzpläne gebunden. Ein privater Betreiber kann seine Leute auch nach Hause schicken oder gar nicht erst kommen lassen, wenn bei angekündigtem Regen nur mit wenig Besuchern zu rechnen ist.“

1000 Besucher sind vergleichsweise wenig

Das Problem ausbleibender Besucher erlebten die Bäderbetriebe auch, als sie das Strandbad Tegel zuletzt mit einer Ausnahmegenehmigung der Senatsumweltverwaltung in den Sommerferien öffneten. An zwei sonnigen Sonntagen kam jeweils rund 1000 Besucher, an anderen Tagen gab es Besucherzahlen „im ein- oder zweistelligen Bereich“, was dann eine „Eins-zu-Eins-Betreuung“ der Gäste durchs Personal bedeutete. Über die 1000 Besucher an sehr guten Tagen wird in anderen Strandbädern nur gelächelt. „Da kommen dann bis zu 8000“, so Scholz-Fleischmann.

Der Bäderchef, der als Kind täglich das Strandbad auf dem Weg zur Schulfarm Scharfenberg passierte, weiß auch, warum der Badbetrieb in Tegel so schwierig ist: „Die Berliner Forsten haben die Anzahl der Parkplätze immer weiter reduziert, und von der nächsten Bushaltestelle sind es 1,2 Kilometer Fußweg durch den Wald, was für eine Familie mit Kühltasche und Luftmatratze schon eine Herausforderung ist.“

So wurde dann auch entschieden, einen Investor für das Strandbad zu suchen, der ein ganzjähriges Angebot schafft und zusätzlich dann das Sommerbad betreibt. Doch der Findungsprozess, wenn er überhaupt positiv ausgeht, wird noch Jahre dauern. Insofern ist Scholz-Fleischmann einer Zwischennutzung gegenüber aufgeschlossen.

Allerdings gibt es auch dafür Hindernisse: „Wir wollten auch mobile Toilettenanlagen aufstellen, aber das wurde uns von der Senatsumweltverwaltung nicht genehmigt.“ Schönebeck will hier mit Verweis auf die Anlage am nahen Arbeiterstrand einen neuen Anlauf nehmen. Dann wartet noch ein weiteres Problem: Die Haftung. An einer freien Badestelle ist jedermann auf eigenes Risiko unterwegs. Da das Strandbad-Gelände jedoch noch immer im Eigentum der Bäderbetriebe ist, sind diese auch noch in der Haftung. Wie sich hier eine Lösung finden lässt, die möglicherweise einem Verein oder sogar einer Privatperson das Betreiben der Badestelle ohne große finanzielle Risiken ermöglichen kann, soll nun geprüft werden.

Eine kritische Einschätzung des Projekts kam von Jutta Küster, stellvertretende Kreisvorsitzende der Reinickendorfer SPD: „Ich freue mich über jede Initiative, die die Eröffnung des Strandbades voranbringt. Ich habe allerdings erhebliche Zweifel, dass hierzu ein paar Toiletten und Papierkörbe ausreichen.“

Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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