Mehr Zeit, längere Wege, kaum Alternativen
Am 7. November startete der Schienenersatzverkehr auf der U6
Seit 7. November wird der U-Bahnabschnitt zwischen Kurt-Schumacher-Platz und Alt-Tegel saniert. Bis Frühjahr 2025 fahren keine Züge. Während dieser langen Zeit sind Ersatzbusse unterwegs.
Zum Start des Schienenersatzverkehrs der U6 an diesem Montag, 7. November, erwartet die Fahrgäste beim Aussteigen am jetzigen Endbahnhof Kurt-Schumacher-Platz nicht nur eine Information per Lautsprecher. Der weitere Weg ist außerdem markiert und wer trotzdem noch Orientierungsprobleme hat, bekommt von BVG-Beschäftigten die richtige Richtung zu den Haltestellen am Schumacher-Platz in der Straße 462 gewiesen.
Es schien so, als bemühte sich die BVG gerade zu Beginn der langen Bauphase jeden Stress und damit Kritik zu vermeiden. Auch ein Bus stand bereits bereit und fuhr sehr schnell los. Das Versprechen einer „dichten Taktfolge“ wurde an diesem Tag gehalten. Zwischen den Großen Gelben gab es einen maximalen Abstand von höchstens fünf Minuten, meistens war er kürzer, manchmal starteten zwei Busse fast zeitgleich. Insgesamt 29 Fahrzeuge sind nach Angaben der BVG auf der Strecke im Einsatz.
Aber natürlich benötigt der Schienenersatzverkehr mehr Zeit als die U-Bahn von Schumacher-Platz bis Alt-Tegel. Dauerte es bisher sieben Minuten, müssen Fahrgäste für den Schienenersatzverkehr 16 Minuten einplanen. Je nach Verkehrslage können es wie am 7. November auch mal 18 Minuten sein. Aber wer will kleinlich sein.
Der größte Zeitfresser wartet gleich am Kurt-Schumacher-Damm. Fast ein Drittel der vorgesehenen Zeit wird für den Weg bis zum Autobahnabzweig benötigt. Die Busse bewegen sich ohne eigene Spur durch den meist dichten Verkehr. Die Ampel hält ebenfalls auf.
Danach geht es weitaus zügiger weiter. Die Haltepunkte befinden sich in der Regel nah an den jetzt stillgelegten U-Bahnhöfen. Nur an der Otisstraße ist sie etwas entfernt vom Bahnhof an der Seidelstraße. Ab hier und größtenteils in der Berliner Straße gibt es eine Busspur.
Gerade hinsichtlich der Berliner Straße wird der Verlust von Parkplätzen und einer Fahrbahnspur für den Individualverkehr vermutlich noch einige Probleme bereiten. Die SPD-Fraktion beklagte zudem, dass die Haltestelle Alt-Tegel in südlicher Richtung keine Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer anbietet.
Insgesamt sind laut BVG täglich bis zu 25 000 Menschen auf diesem Abschnitt der U6 unterwegs und müssen mit den Einschränkungen klarkommen: mehr Zeit, längere Wege und kaum Alternativen.
Es gibt zwar noch den S-Bahnhof Tegel. Aber eine Ausweitung der Kapazitäten ist nicht möglich. Denn die Strecke der S25 verläuft in diesem Bereich einspurig und deshalb kommt in jeder Richtung nur alle 20 Minuten ein Zug. Der zweigleisige Ausbau wird schon lange gefordert und soll nach dem Ende der U-Bahnsanierung realisiert werden.
Als Ausweichstrecke taugt die S25 aber ohnehin nur bedingt. Sie kreuzt zwar am Bahnhof Friedrichstraße die U6, nimmt davor und danach aber einen etwas anderen Weg. Vor allem für Menschen, deren Ziel die City West ist, bringt sie eher wenig. Auch andere Umfahrungen, etwa mit der S25 bis Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik, dort in die U8 bis Osloer Straße und dann weiter mit der U9 in Richtung Bahnhof Zoo und Kurfürstendamm, sind bereits durch das häufige Umsteigen nicht konkurrenzfähig. So bleibt vor allem der Schienenersatzverkehr.
Auch die Rückfahrt am ersten Tag verläuft ohne Probleme. Die angegebene Fahrzeit wird eingehalten. Das liegt auch daran, dass der Bus in südlicher Richtung teilweise über eine andere Route fährt. Am Bahnhof Scharnweberstraße biegt er nicht in Richtung Autobahn ab, sondern bleibt bis zum Kurt-Schumacher-Platz auf dieser Straße. Die längste Wartezeit gibt es im Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz. Die U-Bahn hatte Verspätung.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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