Deutliche Absage
BVG, Senat und Reedereien lehnen Fährverbindung zwischen Tegel und Spandau ab
Zwischen der Greenwichpromenade und der Altstadt Spandau wird keine Solarfähre im öffentlichen Nahverkehr verkehren und damit auch das Strandbad Tegel keine Haltestelle werden. Dies teilte Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese (B'90/Grüne) dem Bezirk mit. BVG und auch die Reedereien halten ebenfalls nichts von der Idee.
Die Anregungen selbst stammen von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Reinickendorf. Sie hatte sie im März beschlossen und darin das Bezirksamt ersucht, sich beim Senat über die Möglichkeiten einer solchen Verbindung zu erkundigen.
Die BVG erklärte in ihrer Ablehnung, dass sich der Hauptstart- und Zielort für ihre Fahrgäste in diesem Bereich an der Fußgängerzone in Alt-Tegel sowie der Gorkistraße befinde. Von dort wären es aber zehn Minuten Fußweg zur Anlegestelle. Schon das mache in ihren Augen eine Fährverbindung wenig attraktiv.
Desweiteren wird bezweifelt, dass viele Pendler das Angebot nutzen würden. Es hätte eher einen "vornehmlichen Ausflugscharakter". Aber das wäre dann eine Konkurrenz zu den privaten Reedereien, die die BVG gemäß ihres Auftrags aber vermeiden müsse. Außerdem stellen die Verkehrsbetriebe heraus, dass die Verbindung Tegel - Spandau bereits auf dem Landweg "sehr gut durch die vorhandenen ÖPNV-Achsen" abgedeckt sei.
Das sieht Verkehrsstaatssekretär Ingmaar Streese ähnlich. Für ihn ist der Schiffsverkehr schon deshalb nicht konkurrenzfähig, weil er viel länger dauert. Auf dem Wasser sei eine Höchstgeschwindigkeit von zwölf, manchmal sogar nur zehn Kilometer vorgeschrieben. Deshalb wäre für die etwa 7,2 Kilometer lange Verbindung eine Fahrtdauer zwischen 35 und 40 Minuten realistisch, bei einem Halt am Strandbad sogar noch mehr. Diese Fahrzeit sei eine schon wegen vorhandener kürzerer Alternativen "unattraktive Gesamtreisezeit". Zudem könnte die Fähre wegen der Schleuse nicht direkt an der Altstadt Spandau anlegen sondern wohl am Wröhmännerpark. Das würde ein erneutes Umsteigen oder einen längeren Fußweg für die Schiffspassagiere bedeuten.
Von weitaus schnelleren Fahrzeiten auf den Gewässern war die Bezirksverordnetenversammlung Reinickendorf ausgegangen. Doch auch die Reedereien machten deutlich, dass aufgrund gesetzlicher Vorgaben keine kürzere Fahrzeit möglich und ohnehin die Geschwindigkeit von Solarschiffen begrenzt sei.
Die Fähren zwischen Grünau und Wendenschloss würden maximal neun Stundenkilometer schaffen, erklärten die Schiffseigner. Bei einer Fahrt an diesem Limit müssten sie aber zwischendurch "an die Steckdose". Wegen der kurzen Distanz sei das dort kein Problem. Im Gegensatz zur Strecke Tegel - Spandau.
Die Reeder prognostizieren eine Fahrzeit vont 50 bis 60 Minuten bei Halt am Strandbad. Sollte die Altstadt Spandau das Ziel sein, müssten weitere 25 Minuten draufgepackt werden. Von denen könnten aber immerhin zehn Minuten abgezogen werden für das entfallende Anlegen am Wröhmännerpark.
Sie bezweifeln zudem die Wirtschaftlichkeit einer solchen Verbindung. Mindestens drei bis vier größere Schiffe plus jeweils zwei Personen Besatzung wären erforderlich. Die Anschaffunskosten als auch der Betrieb würden "erhebliche Subventionen" voraussetzen. Vereiste Gewässer sowie weniger Sonnenschein im Winter schätzen die Reeder "ebenfalls kritisch" ein.
Das Fazit der privaten Schiffsbetreiber lautet klar: Sollte es zu so einer Fährverbindung kommen, die im öffentlichen Nahverkehr eingebunden ist oder als subventionierter Betrieb durchgeführt wird, "dann lohnt es sich für die drei noch in Tegel ansässigen Reedereien nicht mehr, einen Teil des bisher angebotenen Ausflugsverkehrs aufrecht zu erhalten."
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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