Ausschuss lehnt Verlauf durch Berliner Straße ab
Reinickendorf-Route steht massiv in der Kritik

Der Radschnellweg soll eines Tages durch die vielbefahrene Berliner Straße führen. | Foto:  infraVelo
  • Der Radschnellweg soll eines Tages durch die vielbefahrene Berliner Straße führen.
  • Foto: infraVelo
  • hochgeladen von Christian Sell

Die sogenannte Reinickendorf-Route ist eine von neun geplanten Radschnellweg-Verbindungen durch Berlin. Über eine Strecke von 10,7 Kilometer führt sie von Heiligensee zum künftigen Schumacher-Quartier. Die favorisierte Trassenführung stößt in der Bezirkspolitik allerdings auf Kritik.

Vor allem der Bereich um den U-Bahnhof Alt-Tegel an der Berliner Straße und der dortige Knotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr werden als ungeeignet für die Route angesehen. Dies wurde auf der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) deutlich, zu der auch Vertreter der Radschnellweg-Verantwortlichen von infraVelo eingeladen waren. An dieser ohnehin hochfrequentierten Stelle auch noch einen Radschnellweg durchzuleiten, wurde von einer Mehrheit abgelehnt, weil das Konfliktpotenzial erheblich sei.

"Hat da überhaupt jemand eine Ortsbegehung gemacht?", fragte der SPD-Bürgerdeputierte Andreas Oderbeck. Claudia Skrobeck-Angerer (CDU) verwies auf die Probleme speziell für blinde und gehbehinderte Menschen und Jens Augner (B’90/Grüne) erklärte, dass viele Fahrgäste von der U-Bahn in Richtung Bus über die Fahrbahn hetzten. Viele Schülergruppen seien hier unterwegs, dazu weitere Passanten. "Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir hier ein zusätzliches Konfliktfeld schaffen." Der Grüne-Bürgerdeputierte Carsten Schulz, gleichzeitig Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) im Ausschuss, pflichtete dem bei. Nicht nur für Fußgänger und die BVG sei das eine schlechte Variante, sondern auch für den Radverkehr. Ulf Wilhelm (SPD) gab dem vorgelegten Entwurf selbst als Vorplanung "eine Sechs".

Es handle sich bisher nicht um eine Vorplanung, sondern lediglich um eine Machbarkeitsuntersuchung, korrigierten Johann Wetzker und Julian Hirt von infraVelo. Was dargelegt sei, könne verändert werden. Auch ihnen sei klar, dass es sich um einen "sehr komplexen Bereich" handele. Sie gaben zu, dass es "sehr kompliziert wird, hier eine Lösung zu finden."

Trotz dieses Hindernis habe die Route durch die Berliner Straße die beste Bewertung erhalten, betonten Wetzker und Hirt. Ebenfalls untersuchte alternative Streckenführungen seien durch zu große Umwege ausgeschlagen worden oder hätten zum Verlust vieler Anwohnerparkplätze geführt. Auch der von den Planern bevorzugte Radschnellweg entlang des Tegeler Sees habe gravierende Nachteile: Er wäre zu weit ab vom Tegeler Zentrum, würde stärkere Eingriffe in die Natur erfordern und könnte ebenfalls für Konflikte mit Uferwanderern führen.

Eine endgültige Entscheidung über den Verlauf des Radschnellwegs wird es sobald ohnehin nicht geben. 2026/27 sei frühestens mit dem Baubeginn zu rechnen. Das Gesamtprojekt komme aus finanziellen und personellen Gründen nur langsam aus den Startlöchern. Außerdem haben andere Strecken wie die vorgesehene Ost-West-Verbindung durch die Stadt eine Priorität. Ungeklärt ist auch noch, wo die Reinickendorf-Route einen Anschluss zur Mitte-Tegel-Spandau-Route bekommen soll. Dieser Radschnellweg ist vom Hauptbahnhof über das ehemalige Flughafengelände bis nach Hakenfelde geplant.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 1.800× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.469× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 2.093× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.458× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.362× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.