Ausschuss lehnt Verlauf durch Berliner Straße ab
Reinickendorf-Route steht massiv in der Kritik

Der Radschnellweg soll eines Tages durch die vielbefahrene Berliner Straße führen. | Foto:  infraVelo
  • Der Radschnellweg soll eines Tages durch die vielbefahrene Berliner Straße führen.
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Die sogenannte Reinickendorf-Route ist eine von neun geplanten Radschnellweg-Verbindungen durch Berlin. Über eine Strecke von 10,7 Kilometer führt sie von Heiligensee zum künftigen Schumacher-Quartier. Die favorisierte Trassenführung stößt in der Bezirkspolitik allerdings auf Kritik.

Vor allem der Bereich um den U-Bahnhof Alt-Tegel an der Berliner Straße und der dortige Knotenpunkt für den öffentlichen Nahverkehr werden als ungeeignet für die Route angesehen. Dies wurde auf der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) deutlich, zu der auch Vertreter der Radschnellweg-Verantwortlichen von infraVelo eingeladen waren. An dieser ohnehin hochfrequentierten Stelle auch noch einen Radschnellweg durchzuleiten, wurde von einer Mehrheit abgelehnt, weil das Konfliktpotenzial erheblich sei.

"Hat da überhaupt jemand eine Ortsbegehung gemacht?", fragte der SPD-Bürgerdeputierte Andreas Oderbeck. Claudia Skrobeck-Angerer (CDU) verwies auf die Probleme speziell für blinde und gehbehinderte Menschen und Jens Augner (B’90/Grüne) erklärte, dass viele Fahrgäste von der U-Bahn in Richtung Bus über die Fahrbahn hetzten. Viele Schülergruppen seien hier unterwegs, dazu weitere Passanten. "Wir tun uns keinen Gefallen, wenn wir hier ein zusätzliches Konfliktfeld schaffen." Der Grüne-Bürgerdeputierte Carsten Schulz, gleichzeitig Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) im Ausschuss, pflichtete dem bei. Nicht nur für Fußgänger und die BVG sei das eine schlechte Variante, sondern auch für den Radverkehr. Ulf Wilhelm (SPD) gab dem vorgelegten Entwurf selbst als Vorplanung "eine Sechs".

Es handle sich bisher nicht um eine Vorplanung, sondern lediglich um eine Machbarkeitsuntersuchung, korrigierten Johann Wetzker und Julian Hirt von infraVelo. Was dargelegt sei, könne verändert werden. Auch ihnen sei klar, dass es sich um einen "sehr komplexen Bereich" handele. Sie gaben zu, dass es "sehr kompliziert wird, hier eine Lösung zu finden."

Trotz dieses Hindernis habe die Route durch die Berliner Straße die beste Bewertung erhalten, betonten Wetzker und Hirt. Ebenfalls untersuchte alternative Streckenführungen seien durch zu große Umwege ausgeschlagen worden oder hätten zum Verlust vieler Anwohnerparkplätze geführt. Auch der von den Planern bevorzugte Radschnellweg entlang des Tegeler Sees habe gravierende Nachteile: Er wäre zu weit ab vom Tegeler Zentrum, würde stärkere Eingriffe in die Natur erfordern und könnte ebenfalls für Konflikte mit Uferwanderern führen.

Eine endgültige Entscheidung über den Verlauf des Radschnellwegs wird es sobald ohnehin nicht geben. 2026/27 sei frühestens mit dem Baubeginn zu rechnen. Das Gesamtprojekt komme aus finanziellen und personellen Gründen nur langsam aus den Startlöchern. Außerdem haben andere Strecken wie die vorgesehene Ost-West-Verbindung durch die Stadt eine Priorität. Ungeklärt ist auch noch, wo die Reinickendorf-Route einen Anschluss zur Mitte-Tegel-Spandau-Route bekommen soll. Dieser Radschnellweg ist vom Hauptbahnhof über das ehemalige Flughafengelände bis nach Hakenfelde geplant.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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