Boxsack als Mittel für gutes Betriebsklima
Die Firma Theodor Bergmann ist Hauptgewinner des diesjährigen Ausbildungsbuddys
Wie andere Unternehmen wirbt die Theodor Bergmann GmbH & Co. auf ihrer Webseite auch um Lehrlinge. Beim Reinickendorfer Unternehmen scheinen die Vorteile und Angebote zu stimmen: Die Firma für Sanitäranlagen wurde am 17. Oktober zum Gesamtsieger des Reinickendorfer Ausbildungsbuddys 2023 gekürt.
Diese Auszeichnung ist inzwischen eine Traditionsveranstaltung in Reinickendorf. Sie wird seit 2010 vom Projekt Ausbildungsplatz-Pate zusammen mit dem Bezirksamt verliehen. Die Ausbildungsplatz-Paten unter Gert Pätzold verstehen sich als eine Art Scharnier und Vermittler zwischen Schülern und Unternehmen. Sie beraten, unterstützen, stellen Kontakte her, damit Jugendliche eine für sie geeignete Lehrstelle finden und Firmen mit möglichen Interessenten zusammenkommen.
Der Ausbildungsbuddy wird in vier Kategorien verliehen: für kleine Betriebe, mittlere und große Unternehmen sowie ein Buddy für vorbildliche Inklusion. Der Hauptgewinn besteht übrigens aus einer überdimensionalen Bärenskulptur, der jetzt ein Jahr im Besitz des Sieges bleibt. Dazu kommt noch der ideelle Gewinn als jetzt verbriefter hervorragender Ausbildungsbetrieb.
Die Bärenfiguren werden jeweils von Schülerinnen und Schülern in einem Wettbewerb gestaltet und die besten Buddy-Kunstwerke an die Sieger vergeben. Ausgezeichnete Künstlerinnen waren Isabel Falkenstein vom Gabriele-von-Bülow-Gymnasium, Samira Retzow (Bettina-von-Arnim-Schule), Emma Kienbaum und Maja Wittstock, letztere bekam den ersten Preis, beide ebenfalls Gabriele-von-Bülow-Gymnasium.
Der Inklusionspreis ging an die Dachdeckerfirma Ulbort in der Amendestraße. Sie hat einem Jugendlichen mit Beeinträchtigungen mehrere Praktika ermöglicht, die jetzt in eine Ausbildung münden sollen. Die Auszeichnung in der Rubrik Kleinbetriebe erhielt das Steuerbüro Aust und Partner an der Aroser Allee. Hier gebe es nicht nur regelmäßige Seminare und Fortbildungen für die Mitarbeiter, sondern aufgrund einer weitgehenden Digitalisierung der Arbeitsabläufe auch viele Möglichkeiten flexibler Arbeitszeiten, einschließlich Homeoffice.
Bei den Großbetrieben hieß der Preisträger GEA Refrigeration Germany GmbH. Der internationale Konzern mit Sitz an der Holzhauser Straße (18 000 Beschäftigte in 62 Ländern) ist einer der größten Systemanbieter für die nahrungsmittelverarbeitende Industrie sowie angrenzende Branchen. Arbeiten für Kälte und Wärme lautet ein Slogan, der auch für den Firmennachwuchs gilt: Es ist eine klassische und eine duale Ausbildung möglich. Mit regelmäßiger Fortbildung und nachhaltiger Produktion will die GEA ebenfalls punkten.
Die Theodor Bergmann GmbH gewann zunächst in der Kategorie mittlere Unternehmen, bevor sie zum Gesamtsieger gekürt wurde. Ihren Erfolg bei der Pflege des Humankapitals machte Bürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) als Laudatorin auch anhand von Zahlen deutlich. Die Firma habe mehr als 30 Auszubildende. Kein einziger habe zuletzt seine Lehrzeit abgebrochen und nur einer die Prüfung nicht bestanden. Erfolgsgarant dafür ist ein praktiziertes Miteinander, das die Wünsche der Azubis berücksichtigt und ihre Eigeninitiative fördert. Dazu trage auch der enge Austausch zwischen Lehrlingen und Gesellen bei. Zudem macht die Firma für Sanitäranlagen Angebote, die für ein entspanntes Betriebsklima sorgen sollen. Ein roter Boxsack, gedacht auch als Hilfe bei eventuellem Aggressionsabbau, war der Bürgermeisterin dabei besonders erwähnenswert.
Als Meister und Firmengesellschafter Björn Bergmann den Preis entgegennahm, standen mit ihm auf der Bühne auch die Auszubildenden Lazar Elspaß und Marco Nowicki, beide sind im dritten Lehrjahr. Ja, er fühle sich in dem Betrieb sehr wohl, bestätigte Marco Nowicki. Besonders gefalle ihm bei der Theodor Bergmann GmbH, dass er dort sehr viele Möglichkeiten habe, auch in Sachen Weiterbildung.
Der Ausbildungsbuddy ist gerade aktuell auch eine Art Innovationsveranstaltung, denn er gibt viele Beispiele, was sich Unternehmen inzwischen einfallen lassen, um Zugriff auf die knappe Ressource Lehrlinge und Fachkräfte zu bekommen. Ein Problem, das wahrscheinlich noch länger anhalten werde, sagte Bildungsstaatssekretärin Christina Henke (CDU) in ihrer Festrede. Auch sie animierte Jugendliche, sich noch mehr für Lehrberufe zu interessieren, speziell für solche im Handwerk. Deshalb sei der Einsatz von Initiativen wie den Ausbildungsplatz-Paten so wichtig. Außerdem müsse „der Azubi zum Betrieb und umgekehrt passen“. Dass es hier noch Luft nach oben gibt, verdeutlichte die Staatssekretärin anhand von Zahlen. Es gebe in Berlin ungefähr 5800 unbesetzte Lehrstellen. Auf der anderen Seite suchten noch rund 6500 Personen einen Ausbildungsplatz. Es braucht also weitere Initiativen auf beiden Seiten, um dieses Missverhältnis aufzulösen.
Für ausgezeichnete Firmen ist der Ausbildungsbuddy ein Aushängeschild. Der Gewinn sei in Anzeigen oder in der Firmenkorrespondenz herausgestellt worden, bestätigte Geschäftsführer Jürgen Stegger von der Borsig GmbH, die den Wanderbären im vergangenen Jahr gewonnen hat. Sein Unternehmen habe sich sehr über den Preis gefreut, erklärte Steeger. „Als Maschinenbauer haben wir es auch schwerer, weil wir nicht unbedingt für das sexy Berlin stehen“. Borsig war auch der Gastgeber der diesjährigen Ausbildungsbuddy-Veranstaltung. Im nächsten Jahr wird das Theodor Bergmann sein.
Autor:Thomas Frey aus Friedrichshain |
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