Das Ende zweier Traditionslokale
Im Hax'nhaus und im Fisherman's war Ostern zum letzten Mal Betrieb

Das derzeit geschlossene Hax'nhaus. Hier soll es aber immerhin zeitnah einen Neustart geben. | Foto:  Thomas Frey
4Bilder
  • Das derzeit geschlossene Hax'nhaus. Hier soll es aber immerhin zeitnah einen Neustart geben.
  • Foto: Thomas Frey
  • hochgeladen von Thomas Frey

Die Ankündigung auf der Website des Hax'nhauses war kurz und knapp: „Wir schließen zum 31. März“. Beim Fisherman's fiel die Mitteilung etwas länger aus, lief aber auf das gleiche hinaus. Das Lokal schließe Ende März „für immer seine Türen“.

Das Hax'nhaus in Alt-Tegel und das Fisherman's am Eisenhammerweg waren nicht irgendwelche Gastronomiebetriebe, sondern Traditionsrestaurants, die über Tegel hinaus bekannt waren. 18 Jahre gab es die Fischgaststätte, sogar 27 Jahre existierte das Haus, das nicht nur Haxen auf der Speisekarte hatte. Sie sind auch nicht die einzigen, für die das Ende inzwischen beschlossen oder angekündigt wurde.

Die Gründe sind vielfältig. Für Mirko Perleberg, ex-Chef des Hax'nhauses, waren unter anderem die inzwischen hohen Energiepreise nicht mehr zu stemmen. „Dass die Kosten dafür zurückgehen, habe ich bisher noch nicht gemerkt“, erklärt er gegenüber der Berliner Woche. Aber das seien nicht die einzigen Mehraufwendungen, die er zuletzt zu leisten hatte. Ob der Einkauf der Waren oder ihr Transport, alles sei teurer geworden. Die Preise entsprechend zu erhöhen, gehe aber nicht, denn das überfordere viele seiner Gäste. Auch den Fachkräftemangel erwähnt Mirko Perleberg.

Außerdem gebe es in Alt-Tegel einige spezifische Probleme. Dass die U-Bahn seit fast 18 Monaten nicht fahre und die Sanierung jetzt wahrscheinlich noch länger dauert als bis zum Frühjahr 2025, sei nicht förderlich für das Geschäft. Gleiches gelte für den im Vergleich zu früheren Jahren geringeren Schiffsverkehr auf dem Tegeler See.

Sören Engelmann, der bisherige Betreiber des Fisherman's nennt ähnliche Gründe für die Schließung seines Lokals. Für ihn ist die aktuelle Bundesregierung mit ihren falschen Weichenstellungen das Hauptproblem. Das Hin und Her um die Mehrwertsteuer für die Gastronomie sei nur ein Beispiel. Sie war während der Corona-Pandemie auf sieben Prozent gesenkt worden. Ende 2023 lief diese Regelung aus. Zunächst hieß es, es gebe eine Verlängerung, dann kam das Verfassungsgerichtsurteil zu den Sondervermögen, danach wurde der ermäßigte Mehrwertsteuersatz einkassiert. Seit 1. Januar gilt in der Gastronomie wieder der Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. „Planungssicherheit und Verlässlichkeit sieht anders aus“, sagt Sören Engelmann. Dass ein Lokalsterben einsetzen werde, darauf habe beispielsweise der Hotel- und Gaststättenverband lange hingewiesen.

Besonders unter Druck seien in Berlin Betriebe in den Außenbezirken, wo sich weniger Touristen aufhalten. Sein Restaurant sei zwar bis zuletzt gut besucht gewesen, aber viele Gäste hätten wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage weniger ausgegeben.

Die Entscheidung, das Fisherman's zu schließen, sei im vergangenen Herbst gefallen. Erleichtert wurde sie dadurch, dass der bisherige Mietvertrag auslief. Er hätte zwar einen neuen abschließen können, aber zu schlechteren Konditionen. Was jetzt aus den Räumen werde, wisse er nicht.

Die Zukunft des Hax'nhauses ist dagegen klarer. Es gebe einen Nachfolger, sagt Mirko Perleberg. Im Juni soll es wieder eröffnen. Es werde keine Kette einziehen und es gebe weiter deutsche Küche. Mehr Details könne er noch nicht verraten. Er werde sich dagegen mit jetzt 63 Jahren zur Ruhe setzen.

Das hat Sören Engelmann nicht vor. „Ich bin Gastronom aus Leidenschaft“. Er würde auch nicht ausschließen, irgendwann wieder ein Restaurant zu übernehmen. Weiter in Betrieb bleibe sein Cateringservice und der Seegarten vis a vis des bisherigen Fisherman's am Ende der Greenwichpromenade. Die Freiluftgastronomie ist mit Beginn der warmen Jahreszeit täglich ab 12 Uhr geöffnet, an Wochenenden möglicherweise auch schon früher.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

50 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 679× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.348× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 1.010× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.443× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.349× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.