Zu Fuß durchs frühere Wildgehege
Arbeiten im Franckepark sind abgeschlossen und der neue Weg ist frei
Manchmal geht es schnell in Berlin. Während ein Arbeiter am 9. Oktober noch die Gitterelemente auf einen Anhänger stapelt, die im Franckepark monatelang als Absperrung dienten, wird die tags zuvor freigegebene Wiese dahinter schon von Spaziergängern bevölkert.
Ein Pärchen hat es sich auf einer Decke gemütlich gemacht und genießt gerade ein Bier zum Feierabend. Nur ein paar Meter weiter ist eine junge Familie mit zwei Kindern unterwegs. „Ist echt schön geworden“, sagen die Eltern im Einklang über den neuen Weg durch das ehemalige Damwildgehege. Für die Kleinen seien die Tiere natürlich toll gewesen. Dass diese dort artgerecht gehalten wurden, bezweifeln sie jedoch.
Anfang Februar wurde die traditionsreiche Anlage hinter dem Tempelhofer Rathaus aufgelöst und die verbliebenen elf Tiere kamen ins Glauer Tal nach Brandenburg. Stadträtin Christiane Heiß (Grüne) hatte für diese Entscheidung massive Kritik einstecken müssen. Die CDU-Fraktion wollte das Gehege unbedingt erhalten. Bürger protestierten. Eine Anwohnerin erstattete sogar Anzeige.
Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt. Vom fast 90 Jahre existierenden Wildgehege ist kaum noch etwas zu sehen. Der Unterstand und der Schuppen für das Damwild wurden ebenso wie das alte Entenhaus abgebaut. Auch ein Großteil der Zäune ist bereits verschwunden. „In diesem Jahr wurden umfassende Pflegemaßnahmen, wie der Rückschnitt vieler Gehölze und eine Totholzentnahme, vorgenommen. Gleichzeitig ist die ökologische Sanierung des Teichs abgeschlossen“, erklärt das Grünflächenamt auf unsere Anfrage. Am Francketeich sind Stauden und Gräser zur Ausbreitung gepflanzt, außerdem Wiesenflächen angesät und neue Gehölze eingesetzt worden. Eine halbe Million Euro aus dem Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung wurde hier investiert. Die Arbeiten sind dem Amt zufolge beendet. Nun ist die Fläche, wie von Christiane Heiß geplant, öffentlich zugänglich.
„Besonders stolz sind wir auf die Herstellung eines historischen Wegeabschnitts, der durch Freilegung alter Kanten und unter Begleitung der oberen Denkmalschutzbehörde in seiner alten Form wieder angelegt werden konnte“, teilt das Grünflächenamt mit. Der Weg beginnt an der Aussichtsplattform mit Blick auf den Teich und verläuft direkt durch das Areal, wo früher das Damwild graste. Eine spontane Umfrage unter den Spaziergängern ergibt, dass das Ergebnis gut ankommt. „Ich bin fast jeden Tag hier und begrüße sehr, dass der Park wieder öffentlich gemacht wird“, sagt Cora A., die ihren dreijährigen Sohn an der Hand hält. Zufrieden sind auch Regine und Peter, die in der Nähe des Franckeparks wohnen und dort regelmäßig spazieren gehen. „Ein paar Sitzbänke wären noch schön“, so ihr Wunsch.
Bedauern, dass das Damwild nun fort ist, scheint es nicht zu geben. Stattdessen zeigt unsere Befragung, dass sich die Anwohner vielmehr über die Möglichkeit freuen, ab sofort den gesamten Park zur Verfügung zu haben. Selbst unmittelbar an den Teich können die Besucher herantreten.
Damit das schöne neue Antlitz des Franckeparks erhalten werden kann, wird weiteres Geld benötigt. Das Amt erklärt hierzu: „Es gibt im politischen Raum Verhandlungen, die Pflegebudgets für Bäume und Grünanlagen insgesamt deutlich aufzustocken. Hier liegt aber eine Entscheidung noch nicht vor.“
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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