Bloße Farce oder echte Chance?
Dialogprozess zur Zukunft des Tempelhofer Felds beginnt und ruft Kritiker auf den Plan

Blick aus Richtung Oderstraße auf rund 300 Hektar zusammenhängende Freifläche. | Foto:  Schilp
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  • Blick aus Richtung Oderstraße auf rund 300 Hektar zusammenhängende Freifläche.
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Anfang Juli hat der Senat den „Dialogprozess Tempelhofer Feld“ gestartet. Dabei soll über die Zukunft der riesigen Freifläche gesprochen werden, die seit 2010 für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Umweltverbände und auch die Grünen lehnen das Verfahren strikt ab.

Bei dem Dialogprozess dabei sind 275 Berlinerinnen und Berliner. Aus knapp 1000 Interessenten wurden sie per „gewichteter Zufallslosung“ ermittelt, um die Bevölkerungszusammensetzung der Stadt widerzuspiegeln. Als Kriterien galten Geschlecht, Alter, Wohnort, Einwanderungsgeschichte und Bildungsabschluss. Für alle, die mehr wissen wollen, hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bau und Wohnen unter berlin.de/dialogthf einen Bericht zum Auswahlverfahren veröffentlicht.

Bei dem Ganzen soll es laut Bausenator Christian Gaebler (SPD) um eine „behutsame Randbebauung mit bezahlbarem Wohnen“ gehen. Kritiker werfen ihm vor, mit dem Dialogprozess den Volksentscheid von 2014 und das danach beschlossene THF-Gesetz auszuhebeln. Das Gesetz untersagt eine Bebauung des Areals grundsätzlich.

Auch der Grünen-Abgeordnete Werner Graf ärgert sich und sagt: „Diese Beteiligung ist eine Farce und zeigt, wie sehr der Senat gegen den Willen der Menschen handelt.“ Das Feld habe auch eine soziale Funktion und sei gerade für all jene wichtig, die in engen Wohnungen leben. Zudem diene es als Luftschneise und der Wasserversickerung und damit der Kühlung der Stadt. Die Grünen wollten keine Bebauung, sondern mehr Schattenplätze sowie Orte für Kinder und Senioren und zusätzliche Sportangebote auf dem Feld.

Senator Gaebler hingegen betont, es gehe nicht um eine Bürgerbeteiligung, sondern lediglich darum, über neue Möglichkeiten zu diskutieren. Erst in einem späteren Schritt könnten dann Entscheidungen fallen, zum Beispiel für einen neuen Volksentscheid. Der SPD-Abgeordnete Matthias Schulz sieht in dem Dialogprozess eine „echte Chance für Berlin“. Er sagt: „In den zehn Jahren seit dem Entscheid haben sich die Mieten mehr als verdoppelt. Wir brauchen bezahlbare Wohnungen im Landesbesitz.“ Deshalb müsse auch das TFH-Gesetz neu betrachtet werden.

Richtig losgehen soll der Dialogprozess erst nach der Sommerpause. Die Teilnehmer sind dann aufgefordert, in unterschiedlichen Werkstätten Thesen für die Entwicklung des Tempelhofer Feldes aufstellen. Vorgesehen ist, dass die Ergebnisse in die Aufgabenstellung eines sich anschließenden internationalen Ideenwettbewerbs einfließen.

Blick aus Richtung Oderstraße auf rund 300 Hektar zusammenhängende Freifläche. | Foto:  Schilp
Dieses Foto wurde im November 2020 aufgenommen, als die zweite Corona-Infektionswelle ihren Höhepunkt erreichte. Viele Menschen, vor allem Familien mit Kindern, suchten damals auf dem Feld ein wenig Entspannung. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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