Bauarbeiten am Flughafen Tempelhof gestartet
Tower und Kopfgebäude West werden als erstes saniert
Lange liefen die Planungen, jetzt wird es ernst am Flughafen Tempelhof. Vor Kurzem haben die Sanierungs- und Baumaßnahmen begonnen. Bis das westliche Kopfgebäude Anfang 2021 der Öffentlichkeit übergeben werden kann, warten jedoch große Herausforderungen.
Projektleiter Martin Felux ist derjenige, bei dem alle Fäden zusammenlaufen. Er arbeitet für das Unternehmen „Hitzler Ingenieure“, welches das Großprojekt als Projektsteuerer betreut. Als „ingenieurtechnisches Highlight“ sieht er das zu sanierende Treppenhaus im Kopfbau. Über der dortigen Bestandstreppe wird laut Felux eine neue Treppe mittels einer Stahlkonstruktion „eingehängt“, die anschließend über der jetzigen „schwebt“. Es klingt nach einer komplizierten Angelegenheit, doch Felux spricht von einem „super Planungsteam“, das diese Aufgabe meistern werde. Bis Ende 2019 sollen die Stahlbauarbeiten umgesetzt werden.
Stetes Ringen mit dem Denkmalschutz
Für die Planer bedeutet dies auch ein Spagat zwischen der Einhaltung des Denkmalschutzes und der Durchführung dringend notwendiger Maßnahmen. „Es gibt Bindungspläne, an die wir uns halten müssen: von Bindungsstufe A wie ‚darf man nicht anfassen‘ bis Bindungsstufe D wie ‚kann man drüber reden‘. Es gibt enorm viele Bestimmungen, die sogar bis zur Farbe der Fensterrahmen reichen“, erklärt Martin Felux. Mit der Denkmalschutzbehörde stehe er daher in ständigem Austausch – auch, um Überzeugungsarbeit zu leisten. Bei allem Respekt vor dem Denkmalschutz dieses weltweit wohl einmaligen Gebäudes sagt der Projektleiter: „Was bringt der Bestand, wenn die Menschen das Gebäude von innen nicht anschauen dürfen?“ Wenn sich der Flughafen Tempelhof mit seiner Bruttogeschossfläche von 300 000 Quadratmetern in den kommenden Jahren zu einem neuen Stadtquartier für Kunst und Kultur entwickeln soll, müssten dafür eben gewisse Veränderungen im Gebäudeinneren in Kauf genommen werden.
Öffentliche Gelder fließen
Neben der denkmalgerechten Sanierung und dem barrierefreien Umbau des westlichen Kopfgebäudes und des gläsernen Flughafen-Towers nehmen sich die Planer auch die Errichtung der Dachterrasse vor. Die auf dem 1,2 Kilometer langen Hangardach geplante Geschichtsgalerie als Open-Air-Ausstellung mit Panoramablick auf das Tempelhofer Feld werde laut Hitzler Ingenieure anschließend in einem zweiten Schritt realisiert. Der Tempelhof Projekt GmbH zufolge ist deren Eröffnung für 2022 geplant. Die Geschichtsgalerie erhält Bundes- und Landesmittel im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW). Der Tower wird hingegen im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ unterstützt. Es fließt viel Geld in die öffentlichen Förderprojekte.
Sehen, was nie gebaut wurde
„Wir freuen uns sehr, dass wir so hochinteressante Maßnahmen an einem der längsten zusammenhängenden Gebäudekomplexe weltweit betreuen dürfen“, sagt Martin Felux. Hitzler Ingenieure verfüge über die entsprechende Erfahrung und das Knowhow im Bereich Denkmalschutz, um der „architekturhistorischen und städtebaulichen Bedeutung“ des Flughafens gerecht zu werden. Dazu zählt auch, etwas Neues zu bauen und gleichzeitig etwas Altes zu vervollständigen. So wird am Kopfbau West als Besonderheit ein sogenanntes Brückenfenster aus Glas mit Blick in Richtung Paradestraße eingebaut. Beim Bau des Flughafens sollte genau an dieser Stelle eine Überbrückung bis zur Straße gebaut werden, doch dann kam der Zweite Weltkrieg dazwischen. Mithilfe dieses Aussichtsfensters sollen Besucher ab 2021 deren nie durchgeführte Fertigstellung nachempfinden können.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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