Zeitung macht Schule
Bundesweites Netzwerk fördert mit Lesepatenschaften die Medienkompetenz junger Leute
Der richtige Umgang mit Medien ist ein wichtiger Schlüssel zur Meinungsbildung. Dass die junge Generation Fake-News von faktenbasierten Nachrichten zu unterscheiden lernt und sich kritisch mit allen medialen Formen von gängigen Sozialen Netzwerken bis zu traditionellen Zeitungen auseinandersetzt, darauf zielt die Idee von Lesepatenschaften.
In Zusammenarbeit mit der Funke Mediengruppe aktiviert das bundesweite Netzwerk 100ProLesen Unternehmen, Institutionen und Privatpersonen, die für Berliner Schulen ein Jahr lang Zeitungslesepatenschaften der Berliner Morgenpost finanzieren. Die tagesaktuelle Zeitung wird somit zum praktischen Unterrichtsmaterial, gleichzeitig stellen sich Unternehmen und Schulen in Patensteckbriefen gegenseitig vor. „So erleichtern wir den Schülern den Zugang zu faktenbasierten Nachrichtenformaten und stärken sie frühzeitig in der Entwicklung der eigenen Meinungsbildung, gemäß unserer Haltung: Meinungsbildung statt Meinungsmache“, sagt Werner Fredebold, Geschäftsführer der 100ProLesen GmbH. „Denn nicht Lesen allein bildet, sondern das bewusste Nachdenken über die Inhalte, Strukturen und Zielsetzungen des Gelesenen.“
Die Initiative freut sich über eine große Resonanz. Inzwischen nehmen allein in Berlin zahlreiche Firmen und über 150 Schulen teil (bundesweit sind es schon über 2550). So hat zum Beispiel die Sozialkasse des Berliner Baugewerbes für zehn Schulen Lesepatenschaften übernommen. Der zuständige Koordinator und Social-Media-Beauftragte in der Sozialkasse, Sven Bentz, schätzt besonders den Kontakt zum potenziellen Nachwuchs für seine Branche. „Mit der Lesekompetenz werden Konzentration, Verstehen und Projektionsfähigkeit gefördert – gefragte Fähigkeiten in allen Berufen unseres Gewerbes.“ Über den Patensteckbrief macht das Berliner Baugewerbe zum Beispiel die neue Bewerbungsplattform www.anpackenmachen.de in den Schulen bekannter. Dort können sich junge Leute bei rund 60 Bauunternehmen schnell und unkompliziert um einen Ausbildungs- oder Praktikumsplatz bewerben.
Gewinn für beide Seiten
Engin Çatik, Leiter der mit der Sozialkasse des Baugewerbes über eine Lesepatenschaft vernetzten Johanna-Eck-Schule in Tempelhof, ist begeisterter Befürworter des Konzepts. „Die Zeitungen werden bei uns in fast allen Klassenstufen im Unterricht eingebunden – kein einfaches Unterfangen bei Jugendlichen, die Nachrichten zumeist nur über das Smartphone konsumieren. Deshalb wird zum Beispiel erarbeitet, wie journalistische Sprache aussieht, was eine Quelle ausmacht oder wie sich Schlagzeilen unterscheiden.“ Darüber hinaus sei die Vernetzung mit der Stiftung Baugewerbe in mehrfacher Hinsicht eine Win-win-Situation, so Çatik. „Die Unternehmen und ihre Angebote wie die Bewerbungsplattform werden in Abstimmung mit unserem hausinternen Team zur Berufs- und Studienorientierung (BSO) den Schülern nahegebracht und damit die hohe Wertigkeit einer handwerklichen Ausbildung vermittelt. Und dann ist da noch der praktische Vorteil, bei den anstehenden Um- und Ausbauplänen unserer Schule auf den kompetenten Rat der Stiftung Baugewerbe zählen zu können“, sagt Engin Çatik.
Interessierte Unternehmen und Schulen, die sich für das 100ProLesen-Patenschaftskonzept interessieren, wenden sich an das Lesepatenbüro Berliner Morgenpost c/o 100ProLesen GmbH, Tel. 0221 65 08 07 09. Weitere Informationen auf www.100prolesen.de.
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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