Am 18. Oktober wird gefeiert
Die Bezirkszentralbibliothek gibt es seit 40 Jahren
Die Bezirkszentralbibliothek in der Götzstraße ist ein typischer 70er-Jahre-Bau. Lediglich die türkis gestrichenen Geländer und Fensterrahmen sorgen für einen kleinen Farbtupfer an dem Betonklotz. In diesem Jahr wurde das Haus 40 Jahre alt. Zum Jubiläum gibt es am 18. Oktober eine große Party.
Eröffnet wurde das nach einer Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus benannte Eva-Maria-Buch-Haus am 4. Februar 1978. War die Bibliothek zuvor unter schlechten Bedingungen direkt im Rathaus untergebracht, hatte sie ab diesem Tag einen modernen und würdigen neuen Platz im Bezirk. „Der Umzug war meine erste Amtshandlung“, erinnert sich Angelika Scheller. Sie ist die einzige Angestellte von damals, die noch heute im Gebäude tätig ist. Dagegen ist Michael Ruhnke erst ganz frisch dabei. Er leitet die Bezirkszentralbibliothek mit ihren 24 Mitarbeitern seit einem Jahr.
Für die Menschen im Bezirk ist sie eine wichtige Anlaufstelle. 2017 wurden insgesamt 162 000 Besucher gezählt. 90 000 Medien umfasst der Bestand. Die Nutzung habe sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt, erzählt Ruhnke. „Wir arbeiten inzwischen sehr umfangreich mit digitalen Angeboten.“ Oftmals würden die Räume heute als „Coworking Spaces“ genutzt. So bringen Kunden beispielsweise ihre Laptops mit, um über Stunden allein oder in Gruppen in Ruhe zu arbeiten. Doch das ist nur ein Aspekt. „Bibliotheken dienen nicht mehr nur der Arbeit und dem Studium, sondern werden auch als Freizeitangebot genutzt. Daher ist der Unterhaltungsfaktor wichtig“, so Ruhnke. Wer seine Kunden langfristig binden möchte, müsse daher auch Spielfilme und Konsolen mit Videospielen anbieten. Kinder und Jugendliche seien eine ganz wichtige Zielgruppe. Für sie wurden unter anderem besonders nachgefragte Mangas und Graphic Novels ins Sortiment aufgenommen.
Als Bibliothek habe man speziell für die Jugend auch eine Verantwortung. „Die Informationsfülle des Internets überfordert die Jugendlichen. Das bemerken wir immer wieder. Viele können gar nicht zwischen Fake News und wirklichen Informationen unterscheiden“, berichtet Michael Ruhnke. Über eine gute Zusammenarbeit mit den Schulen im Bezirk versuche man, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Das Angebot für junge Nutzer weiter auszubauen, sei wichtiger Bestandteil der Pläne – wohl aber nicht mehr am jetzigen Standort. Die Pläne zur Neuen Mitte Tempelhof und dem Kulturbaustein, der Kulturamt, Musik- und Volkshochschule sowie die Zentralbibliothek in einem Neubau am Tempelhofer Damm vereinen soll, sind bereits fortgeschritten. Das Haus in der Götzstraße würde abgerissen und die Fläche für Wohnungsneubau genutzt werden. Ruhnke sieht darin viele Vorteile. Am Te-Damm seien deutlich mehr Besucher zu erwarten. Außerdem verspricht er sich durch die Zusammenlegung mit den anderen Einrichtungen „enorme Synergieeffekte“. Der Kulturbaustein sei etwas Einmaliges, das in Berlin so noch nicht existiere.
Über das Eva-Maria-Buch-Haus sagt er: „Der Bau an sich entspricht einfach nicht mehr den heutigen Anforderungen an eine Bibliothek.“ Besonders problematisch sei das löchrige Dach. „Wenn es regnet, müssen die Kollegen mit Planen die Regale abdecken, damit es keine größeren Wasserschäden gibt.“ Am neuen Platz stünden 6700 statt aktuell 4200 Quadratmeter Fläche zur Verfügung. Somit könnte die Bibliothek ihren Bestand deutlich erweitern und würde erstmals auch eine richtige Jugendbibliothek bekommen.
Am 18. Oktober wird die 40-jährige Geschichte von 10 bis 22 Uhr mit einem Unterhaltungsprogramm gefeiert. Alle Infos unter http://asurl.de/142f.
Autor:Philipp Hartmann aus Köpenick |
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